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Papillon

Papillon

Titel: Papillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Charrière
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verloren. Was den Araber betrifft, so versichert er, daß es das reine Wunder gewesen sei, daß der Mann unter so vielen Schlägen nicht tot zusammenbrach. Dann begeht er einen zweiten Fehler, indem er behauptet, daß wir drei seit Bestehen des Bagnos die Schmähung Frankreichs am weitesten in fremde Länder getragen hätten: »Bis nach Kolumbien! Zweitausendfünfhundert Kilometer, Herr Präsident! Sie sind durch Trinidad, Curacao und Kolumbien gekommen, und gewiß haben alle diese Länder ihre äußerst lügenhaften Berichte über die französische Strafverwaltung gehört. Ich beantrage zwei Urteile ohne Strafbegrenzung, insgesamt acht Jahre. Fünf Jahre wegen Mordversuchs und drei Jahre wegen Fluchtversuchs, für Charrière wie für Clousiot.
    Für Maturette beantrage ich nur drei Jahre wegen Flucht versuchs, da er, wie aus der Untersuchung hervorgeht, an dem Mordversuch nicht beteiligt war.«
    Das Gericht sei an einem möglichst kurzen Bericht über die lange Odyssee interessiert, gibt der Vorsitzende zu verstehen.
    Ich erzähle, das Stück auf dem Maroni vergessend, unsere Reise über das Meer bis nach Trinidad. Ich schildere die Familie Bowen und ihre Güte, zitiere das Wort des Polizeichefs von Trinidad: »Wir haben nicht über die französische Justiz zu befinden, aber wir stimmen nicht mit ihr darin überein, daß wir ihre Gefangenen nach Guayana auszuliefern hätten, und darum helfen wir Ihnen.« Erzähle von Irenee de Bruyne, dem Bischof von Cura9ao, von dem Zwischenfall mit dem Beutel voll holländischer Gulden, von Kolumbien und wie es kam, daß wir dort landeten. Ich gebe kurz eine Darstellung meines Lebens unter den Indianern, und der Kommandant hört mir, ohne mich zu unterbrechen, zu. Er fragt nur nach gewissen Einzelheiten meines Aufenthalts bei den Indianern, ein Abschnitt, der ihn sehr zu interessieren scheint. Dann berichte ich von kolumbischen Gefängnissen, vor allem von der unter dem Meer gelegenen Zelle in Santa Marta.
    »Danke. Ihr Bericht hat das Gericht aufgeklärt und gleichzeitig interessiert. Wir machen jetzt eine Pause von fünfzehn Minuten. Ich sehe keine Verteidiger, wo sind sie?«
    »Wir haben keine. Ich bitte um die Genehmigung, die Verteidigung für meine Kameraden und mich selbst übernehmen zu dürfen.«
    »Das können Sie ohne weiteres, die Bestimmungen gestatten es.«
    »Danke, Herr Vorsitzender.«
    Eine Viertelstunde später wird die Verhandlung fortgesetzt.
    Der Präsident: »Charrière, das Gericht ermächtigt Sie, die Verteidigung für Ihre Kameraden und für sich zu übernehmen. Wir müssen Sie jedoch darauf aufmerksam machen, daß Ihnen das Gericht das Wort entziehen kann, sobald Sie es an Respekt gegenüber den Repräsentanten der Gefängnisverwaltung fehlen lassen. Sie können sich in aller Freiheit verteidigen, aber mit angemessenen Ausdrücken. Ich übergebe Ihnen das Wort.«
    »Ich bitte das Gericht, von dem Delikt Mordversuch uneingeschränkt abzusehen«, beginne ich. »Es ist unwahrscheinlich, und ich werde es beweisen: Ich war im vorigen Jahr siebenundzwanzig, Clousiot dreißig. Wir waren bei vollen Kräften, eben erst aus Frankreich gekommen, ein Meter vierundsiebzig und ein Meter fünfundsiebzig groß. Wir hatten dem Araber einen Schlag versetzt und den Aufsehern je einen Schlag mit dem Fuß unseres Eisenbettes. Keiner der vier wurde ernstlich verwundet. Wir haben mit großer Vorsicht zugeschlagen, denn wir wollten sie, möglichst ohne sie zu verletzen, einfach nur zu Boden strecken. Der Aufseher-Ankläger hat zu erwähnen vergessen, oder es nicht gewußt, daß unsere Eisenfüße mit Tüchern umwickelt waren, damit eben niemand getötet wird. Das Gericht, das sich aus hohen Soldaten zusammensetzt, weiß sehr gut, was ein starker Mann ausrichten kann, wenn er einen andern mit der flachen Bajonettklinge auf den Kopf schlägt. Nun stellen Sie sich vor, was man erst mit einem eisernen Bettfuß ausrichten kann. Ich möchte noch bemerken, daß keiner der vier angegriffenen Männer in Spitalspflege kam.
    Als lebenslänglich Verurteilter«, fahre ich fort, »glaube ich, daß man einen Fluchtversuch in diesem Fall weniger streng beurteilen sollte als bei einem zu einer geringeren Strafe Verurteilten. Es ist sehr schwierig, sich in jüngerem Alter damit abzufinden, nie mehr ins normale Leben zurückkehren zu dürfen. Ich bitte das Gericht für uns drei um Nachsicht.«
    Der Kommandant flüstert mit den beiden Beisitzern, dann schlägt er mit seinem Hammer auf den

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