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Papillon

Papillon

Titel: Papillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Charrière
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am Leben!‹
    ›Niemals‹, schreit Arnaud zurück. ›Sollen mich die Haifische fressen, dann sehe ich wenigstens eure Visagen nicht mehr!‹
    Und steigt weiter ins Meer hinein, direkt auf die Haifische zu. Es muß ihn eine Kugel getroffen haben, denn einen Augenblick lang bleibt er stehen, trotzdem schießen die Gammler immer weiter. Immer weiter geht er ins Meer hinein, ohne zu schwimmen, und kaum ist seine Brust vom Wasser bedeckt, da haben ihn die Haifische auch schon angegriffen. Man hat gesehen, wie er mit der Faust gegen einen Hai schlug, der, halb aus dem Wasser heraus, sich auf ihn stürzte. Dann wurde er buchstäblich zerstückelt, denn die Haie zogen von allen Seiten an Armen und Beinen. In weniger als fünf Minuten war er verschwunden.
    Die Gammler gaben mindestens noch hundert Schuß auf die Massen von Leibern ab, auf Arnaud und die Haie. Ein einziger Hai wurde dabei getötet, bauchoben kam er ans Ufer getrieben. Wie Marceau sieht, daß die Aufseher von allen Seiten auf ihn zukommen, glaubt er sein Leben retten zu können, indem er den Revolver in den Brunnen wirft. Aber die Araber gehen mit Stöcken, Fußtritten und Faustschlägen auf ihn los und stoßen ihn gegen die Gammler vor, und sagen, er ist mit von der Partie gewesen. Obwohl er voll Blut war und die Hände in die Luft hob, haben ihn die Gammler mit Revolver- und Gewehrschüssen getötet, und zu guter Letzt hat ihm einer noch mit dem Gewehrkolben den Schädel eingeschlagen. Auf Hautin hat jeder Gammler seinen Revolver bis zum letzten Schuß entladen. Sie waren dreißig, jeder zu sechs Schuß, und so haben sie ihm, lebendig oder tot, wohl hundertfünfzig Kugeln hineingejagt. Die Kerle, die von Filisari getötet wurden, das waren die Männer, von denen die Gören gesagt haben, sie hätten gesehen, daß sie mit Arnaud angekommen seien und sich dann aus dem Staub gemacht hätten. Reine Lüge, denn es hat niemand bei der Revolte mitgemacht.«
    Jetzt sind es schon zwei Tage, daß alle in den miteinander verbundenen Sälen jeder Kategorie eingesperrt sind. Niemand geht zur Arbeit hinaus. An der Tür lösen sich alle zwei Stunden die Posten ab. Zwischen den einzelnen Gebäuden weitere Posten. Sprechverbot von einem Bau zum anderen. Verbot, ans Fenster zu treten. Nur vom Gang aus, der die zwei Reihen der Hängematten voneinander trennt, kann man am vorderen Ende durch die Gittertür den Hof sehen. Es sind von Royale Aufseher zur Verstärkung gekommen.
    Nicht ein einziger Verbannter ist draußen. Keine arabischen Hilfsaufseher. Alle Welt ist eingesperrt. Von Zeit zu Zeit sieht man, wie ein ganz nackter Mann, gefolgt von einem Aufseher, in Richtung Korrektionszellen vorbeigeht. Durch die Fenster schauen häufig Aufseher ins Saalinnere. An der Tür zwei Wachen rechts und links. Sie schieben nur zwei Stunden Wache und setzen sich niemals nieder, legen nie ihre Waffe aus der Hand. Wir haben beschlossen, in kleinen Gruppen zu fünft Poker zu spielen. Die großen allgemeinen Spiele, das hätte zu viel Lärm gemacht. Marquetti, der eine Violinsonate von Beethoven spielte, mußte aufhören.
    »Hör auf mit der Musik, wir und die Gammler haben Trauer.«
    Es herrscht nicht nur in der Casa, sondern im ganzen Lager allgemeine Spannung. Keinen Kaffee, keine Suppe. Ein Stück Brot am Morgen, Corned beef zu Mittag, Corned beef am Abend, eine Büchse für vier Mann. Da man bei uns nichts zerschlagen und hinausgeworfen hat, haben wir Kaffee und Lebensmittel: Butter, Öl, Mehl und so weiter. Die anderen Casas haben nichts mehr. Als bei uns aus den Klos Rauch aufsteigt, weil wir dort Feuer für den Kaffee gemacht haben, ruft ein Gammler herein, wir sollen das Feuer sofort löschen. Der alte Marseiller, ein schwerer Bursche, der Niston heißt und der den Kaffee gegen Entgelt kochte, hatte die Frechheit, dem Gammler zu erwidern: »Wenn du willst, daß man das Feuer löscht, komm rein und tu’s selbst.«
    Da schoß der Gammler mehrere Male durchs Fenster. Kaffee und Feuer waren schnell verschwunden.
    Niston hat eine Kugel ins Bein bekommen. Jeder war so eingeschüchtert, daß alle glaubten, es werde nun eine große Schießerei auf uns beginnen, wir warfen uns schon platt auf den Boden.
    Chef der Wachtposten war zu jener Stunde gerade Filisari. Er kam wie ein Wilder angerannt, von vier Aufsehern begleitet. Der Aufseher, der geschossen hatte, es ist ein Auvergnate, erklärt ihm, warum. Filisari beschimpft ihn auf korsisch, und der andere, der nichts versteht, wußte nur zu

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