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Papillon

Papillon

Titel: Papillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Charrière
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einen Haufen zweifelhafter Elemente geben, eine gehörige Anzahl von Menschenjägern darunter. Gib acht aufs Halali, Papi! Mach keinen Fehler! Laß dich nicht in die Zange nehmen! Du mußt die Burschen, wer immer es sei, früher sehen, als sie dich bemerken. Folglich: Ich darf den Pfad nicht mehr verfolgen, sondern muß, parallel zu ihm, meinen Weg im Busch fortsetzen. Du hast heute einen geradezu idiotischen Fehler begangen, so einfach auf der Piste dahinzugaloppieren, mit dem Buschmesser als einziger Waffe. Das ist nicht Unvernunft, das ist blanker Wahnsinn. Ab morgen wird im Busch marschiert.
    Ich stehe frühmorgens auf, geweckt von den Rufen der Tiere und den Schreien der Vögel, die den Sonnenaufgang begrüßen, und schüttle gleichzeitig mit der Wildnis den Schlaf ab. Auch für mich ist ein neuer Tag angebrochen. Ich schlucke eine Handvoll gut durchgekauten Kokosbrei und bestreiche mir damit auch das Gesicht. Vorwärts!
    Sehr nah vom Pfad, aber immer in Deckung, komme ich jetzt recht schwierig voran, denn obwohl die Lianen und die Äste nicht sehr dicht sind, muß ich sie doch unentwegt beiseite schieben, um voranzukommen.
    Jedenfalls habe ich gut daran getan, den Pfad zu verlassen, denn ich höre auf einmal pfeifen. Vor mir läuft der Pfad mehr als fünfzig Meter ganz gerade hin. Ich sehe den Pfeifer nicht. Ha! Da kommt er! Es ist ein Neger. Er trägt eine Last auf der Schulter und im rechten Arm ein Gewehr. Er ist mit einem Khakihemd und Shorts bekleidet, Beine und Füße sind nackt. Den Kopf gesenkt, heften sich seine Aug en auf den Boden, sein Rücken krümmt sich unter der Last. Ich stehe am Rande des Pfades, hinter einem großen Baum versteckt, und warte, das geöffnete Messer in der Hand, bis der Kerl bei mir ist. In derselben Sekunde, da er an meinem Baum vorbeikommt, werfe ich mich auf ihn. Mit einem einzigen Schwung drehe ich ihm den rechten Arm nach hinten, so daß er das Gewehr ausläßt. »Bring mich nicht um! Mein Gott, hab Erbarmen!«
    Er steht noch immer aufrecht, mein Messer kitzelt seine Halsgrube. Ich bücke mich und hebe das Gewehr auf, es ist eine alte Knarre mit nur einem Lauf, aber sicher bis oben mit Pulver und Blei vollgestopft. Auf zwei Meter Distanz lege ich die Knarre auf ihn an und befehle: »Schmeiß deine Last runter. Versuche nicht fortzulaufen, sonst bring ich dich um wie nichts.«
    Der arme Nigger gehorcht erschreckt, dann blickt er mich an: »Sie sind ein Flüchtling?«
    »Ja.«
    »Was wollen Sie von mir? Nehmen Sie alles, was ich habe, nur töten Sie mich nicht, ich flehe Sie an, ich habe fünf Kinder. Haben Sie Mitleid und lassen Sie mich am Leben.«
    »Schweig! Wie heißt du?«
    »Jean.«
    »Wo gehst du hin?«
    »Ich bringe Lebensmittel und Medikamente zu meinen zwei Brüdern, die im Busch Holz fällen.«
    »Woher kommst du?«
    »Von Kourou.«
    »Bist du aus diesem Dorf?«
    »Ich bin dort geboren.«
    »Kennst du Inini?«
    »Ja, ich handle manchmal mit den Chinesen aus dem Lager.«
    »Siehst du das?«
    »Was ist das?«
    »Eine Fünfhundertfrancnote. Und jetzt kannst du wählen: Entweder du tust, was ich dir sage, und ich schenke dir diese fünfhundert Franc und gebe dir dein Gewehr zurück. Oder du weigerst dich, oder du versuchst mich zu täuschen, und ich bring dich um. Wähle!«
    »Was soll ich tun? Ich werde alles tun, was Sie wollen, sogar umsonst.«
    »Du hast mich ohne Gefahr in die Umgebung des Lagers von Inini zu führen. Nachdem ich die Verbindung mit einem Chinesen hergestellt habe, kannst du dich fortmachen. Verstanden?«
    »Verstanden.«
    »Täusch mich nicht, sonst bist du ein toter Mann.«
    »Nein, ich schwöre Ihnen, daß ich Ihnen ehrlich helfen werde.«
    Er hat Kondensmilch. Er nimmt sechs Büchsen heraus und gibt sie mir, dazu einen Laib Brot und Räucherspeck.
    »Versteck deinen Sack im Busch, später kannst du ihn dir wieder holen. Siehst du, hier mache ich dir am Baum ein Zeichen.« Ich schlage es mit meinem Buschmesser in den Stamm. Dann trinke ich eine Büchse Milch aus. Er gibt mir auch eine ganz neue lange Hose, blau wie die Schlosseranzüge. Ich ziehe sie an, ohne dabei das Gewehr loszulassen.
    »Geh voran, Jean. Gib acht, daß niemand uns bemerkt. Wenn wir überrascht werden, ist es dein Fehler und wird dein Schaden sein.«
    Jean versteht es besser als ich, sich im Busch vorwärts zu bewegen, und ich habe Mühe, ihm zu folgen, so gewandt weicht er den Ästen und Lianen aus. Dieser Kerl kommt ganz leicht durchs Dickicht.
    »In Kourou ist die

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