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Papillon

Papillon

Titel: Papillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Charrière
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Jean – Dank euch allen tausendmal!« Und wir setzen uns rasch, von der Ebbe getragen, die schon seit eineinhalb Stunden anhält, ab. Sie verhilft uns zu einer unglaublichen Geschwindigkeit.
    Es regnet unausgesetzt. Man sieht kaum zehn Meter weit. Da es stromabwärts noch zwei kleine Inseln gibt, sitzt Maturette über dem Bug vornübergebeugt, die Augen starr ins Regengrau geheftet, damit wir nicht etwa auf eine von ihnen auffahren.
    Es ist Nacht geworden. Ein großer Baum, der mit uns den Strom hinabschwimmt, glücklicherweise langsamer als wir, hemmt mit seinen Ästen unsere Fahrt. Wir befreien uns von ihm und machen mindestens dreißig Kilometer pro Stunde. Wir rauchen. Und trinken Rum. Die Aussätzigen haben uns sechs strohumhüllte Chiantiflaschen geschenkt, alle voll Rum. Seltsam, keiner von uns redet über die abschreckenden Geschwüre, die wir an den verschiedenen Kranken gesehen haben, es gibt nur ein einziges Thema: ihre Güte, ihre Großzügigkeit, ihre Aufrichtigkeit – und unser Glück, daß wir auf den Bretonen mit der Maske gestoßen sind, der uns auf die Taubeninsel gebracht hat.
    Es regnet immer stärker und stärker, ich bin naß bis auf die Haut, aber unsere Wolljacken sind so gut, daß sie uns sogar im nassen Zustand warm halten. Wir frieren nicht, nur die Hand, die das Steuerruder hält, ist etwas klamm.
    »Wir machen mehr als vierzig Kilometer die Stunde«, sagt Maturette. »Wann, glaubst du, sind wir abgefahren?«
    »Das will ich dir genau sagen«, versetzt Clousiot. »Warte… Vor drei Stunden und fünfzehn Minuten.«
    »Bist du verrückt? Woher willst du das so genau wissen?«
    »Ich habe seit unserer Abfahrt die Sekunden gezählt. Alle fünf Minuten habe ich ein Stück Pappe abgeschnitten. Ich habe hier neununddreißig Pappstücke, das macht drei Stunden und fünfzehn Minuten.
    Wenn ich mich nicht geirrt habe, werden wir in fünfzehn bis zwanzig Minuten nicht mehr stromabwärts, sondern stromauf fahren, zurück, woher wir gekommen sind.«
    Ich lege die Pinne nach rechts, um eine schräge Richtung einzuhalten, und nähere mich der Uferböschung von Holländisch-Guayana. Noch ehe wir an den Busch stoßen, läßt die Strömung nach. Wir werden weder abwärts noch aufwärts getrieben. Es regnet noch immer. Wir rauchen nicht mehr, und wir reden auch nicht mehr, wir flüstern. »Nimm ein Ruder und zieh uns hinüber!« Ich selbst rudere und klemme die Pinne unter meinem rechten Schenkel fest. Sanft fahren wir im Busch auf, ziehen uns unter die Zweige zurück und verstecken uns darunter. Das Dunkel der Vegetation umgibt uns. Der Fluß ist grau und nebelbedeckt. Wenn Flut und Ebbe nicht wären, könnten wir unmöglich feststellen, wo das Meer beginnt und wo der Fluß.
Der Aufbruch
    Die Flut hält sechs Stunden an. Eineinhalb Stunden muß man dann auf die Ebbe warten, ich kann also sieben Stunden schlafen. Ich bin sehr aufgeregt, aber ich muß schlafen, denn wer weiß, ob ich so bald wieder dazukomme, wenn wir einmal auf See sind. Ich strecke mich zwischen dem Wasserfaß und dem Mast aus. Maturette zieht eine Decke über die Bank und das Faß, und unter diesem Dach schlafe ich ein.
    Ich schlafe! Nichts, absolut nichts stört meinen bleiernen Schlummer, weder der Regen noc h meine schlechte Lage, noch meine Träume. Ich schlafe bis zu dem Augenblick, da Maturette mich weckt.
    »Wir glauben, es ist Zeit, Papi! Die Ebbe hat schon vor längerer Zeit eingesetzt.«
    Das Boot liegt in Richtung zur See, und die Strömung gleitet unter meinen Fingern schnell, schnell dahin. Es regnet nicht mehr, und im Licht der Mondsichel können wir den Fluß, der Baumstämme, Pflanzen und schwere Gegenstände mit sich führt, fast hundert Meter weit überblicken. Ich bemühe mich, die Grenze zwischen dem Fluß und dem Meer zu erkennen. Da, wo wir sind, ist kein Wind. Ob es in der Flußmitte welchen gibt? Ist er stark? Wir treten unter den Busch. Das Boot schleppt noch eine dicke Wurzel nach, die sich an ihm verhängt hat. Ich kann die Küste, das Ende des Flusses und den Anfang des Meeres erraten, indem ich den Himmel aufmerksam betrachte. Wir sind viel weiter, als wir dachten, und ich habe den Eindruck, daß wir nicht mehr als zehn Kilometer von der Mündung entfernt sind. Wir nehmen einen tüchtigen Schluck Rum. Solle n wir den Mast schon hier einsetzen? Ja. Wir heben ihn hoch, stecken ihn durch das Loch in der Bank, und bald sitzt er gut verkeilt auf dem Grund seines Fußes. Ich setze das Segel, entrolle es aber noch

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