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Papillon

Papillon

Titel: Papillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Charrière
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Verantwortung übernehmen können, macht buchstäblich einen anderen Menschen aus mir. Es löst den ganzen Komplex des Sträflings, der auch in der Freiheit immer noch seine Ketten rasseln hört und jeden Moment glaubt, von irgendwem überwacht zu werden, es löst alles, was ich gesehen, durchgemacht und ertragen habe, was ich über mich ergehen ließ, was mich so weit brachte, ein anrüchiger, verderbter, gefährlicher Mensch zu werden – nach außen hin passiv gehorsam, aber gefährlich in seiner Revolte – wie durch Zauber in nichts auf. Danke, Master Bowen, Advokat Seiner Majestät, danke, daß Sie in so kurzer Zeit einen anderen Menschen aus mir gemacht haben.
    Die hellblonde junge Tochter, deren Augen so blau sind wie die See, sitzt mit mir unter den Kokospalmen ihres väterlichen Hauses. Rote, gelbe, malvenfarbene Bougainvilleas, die in voller Blüte stehen, geben dem Garten genau den Hauch von Poesie, den er in diesem Augenblick braucht.
    »Monsieur Henri« (Sie sagt Monsieur zu mir! Seit wie langer Zeit hat man mich nicht mehr so angeredet!), »wie Papa Ihnen gestern gesagt hat, ist eine unbegreifliche Ungerechtigkeit der englischen Behörden daran schuld, daß Sie nicht hier bleiben können. Nur zwei Wochen dürfen Sie sich bei uns ausruhen, dann müssen Sie fort. Ich habe mir heute früh Ihr Boot angesehen, es ist sehr leicht und ziemlich schwach für die lange Reise, die noch vor Ihnen liegt. Hoffentlich finden Sie bei Ihrer nächsten Landung eine gastlichere Nation als die unsere, und eine verständnisvollere. Auf englischen Inseln wird es immer dasselbe sein; seien Sie, falls Sie auf Ihrer künftigen Reise viel zu leiden haben, ihren Bewohnern nicht böse, sie können nichts dafür, sie haben die Verordnungen nicht gemacht. Papas Adresse ist: 101 Queen Street, Port of Spain, Trinidad. Ich bitte Sie, uns ein paar Worte zu schreiben, wenn Gott es Ihnen ermöglicht, damit wir Ihr weiteres Schicksal wissen.«
    Ich bin so gerührt, daß ich nicht weiß, was ich antworten, soll.
    Madame Bowen setzt sich zu uns. Sie ist eine sehr schöne Frau von ungefähr vierzig, mit kastanienbraunem Haar und grünen Augen. Sie hat ein sehr einfaches weißes Kleid an, mit einer weißen Schnur um die Mitte.
    Dazu trägt sie hellgrüne Sandalen.
    »Mein Mann wird nicht vor fünf Uhr zurück sein, Monsieur. Er versucht die Erlaubnis zu erhalten, Sie ohne Polizeieskorte in seinem Wagen in die Hauptstadt bringen zu dürfen. Auch möchte er vermeiden, daß Sie die erste Nacht auf der Polizeistation von Port of Spain verbringen müssen. Ihr verwundeter Freund wird direkt in die Klinik eines befreundeten Arztes gebracht, und Sie beide werden im Hotel der Heilsarmee wohnen.«
    Nun gesellt sich Maturette zu uns. Er erzählt, daß er nach dem Boot gesehen hat und daß viele Neugierige ihn umringt haben. Nichts im Boot ist angerührt worden. Bei der Kontrolle haben die Neugierigen unterhalb des Steuerruders eine steckengebliebene Kugel gefunden, und einer von ihnen hat gebeten, sie herausziehen und zum Andenken behalten zu dürfen. Maturette habe ihm geantwortet: »Captain, Captain.«
    Der Indio fragt mich, warum wir die Schildkröten nicht in Freiheit gesetzt haben.
    »Sie haben Schildkröten mit?« fragt die Tochter. »Ich möchte sie sehen!«
    Wir gehen zum Boot hinunter. Unterwegs gibt mir eine
bezaubernde
Indiofrau ohne Umschweife die Hand.
    »Good afternoon!« rufen die Farbigen. Ich nehme die beiden Schildkröten aus dem Boot. »Was sollten wir mit ihnen machen? Sie ins Meer werfen? Oder wollen Sie sie in Ihren Garten mitnehmen?«
    »Das Bassin hinten ist mit Meerwasser gefüllt, wir werden sie dort hineintun, dann haben wir ein Andenken an Sie.«
    Ich bin einverstanden. Ich verteile unter den Leuten alles, was sich im Boot befindet, bis auf den Kompaß, das Schlachtmesser, die Axt, die Decken und den Revolver, den ich in den Decken verschwinden lasse.
    Niemand hat ihn gesehen.
    Um fünf kommt Master Bowen. »Es ist alles arrangiert, meine Herren«, sagt er. »Ich werde Sie selbst in die Hauptstadt bringen. Den Verwundeten setzen wir vorher in der Klinik ab, dann fahren wir ins Hotel.«
    Wir bringen Clousiot auf dem Rücksitz im Auto unter. Ich will mich gerade bei der Tochter bedanken, als ihre Mutter mit einem Koffer daherkommt. »Wenn Sie die paar Sachen von meinem Mann annehmen wollen«, sagt sie zu mir, »wir geben sie Ihnen von Herzen gern.« Was soll man da sagen? Wie danken? Ich stammle ein paar Worte heraus, und dann

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