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Papillon

Papillon

Titel: Papillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Charrière
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Seekarte ungefähr feststellen kann, wo ich mich befinde. Der Kurs nach Cura9ao liegt West zu Nord.
    Der Marinekapitän hat mich dem Offizier vorgestellt, der das Schulschiff »Tarpon« kommandiert. Der Offizier fragte mich, ob ich am nächsten Morgen gegen acht Uhr eine kurze Ausfahrt machen will. Ich verstehe nicht, wozu, aber ich habe zugesagt. Am nächsten Morgen finde ich mich mit Maturette um die verabredete Zeit bei der Marine ein. Ein Matrose kommt mit uns, und ich verlasse bei gutem Wind den Hafen. Zwei Stunden später, wir sind gerade dabei, im Hafen ein- und auszulavieren, langt ein Kriegsschiff bei uns an. Auf Deck stehen Mannschaft und Offiziere in Reih und Glied, alle in Weiß. Das Schiff fährt an uns vorüber, und sie brüllen: »Hurra!« Dann wenden sie und hissen zweimal die Fahne. Ein Gruß, dessen Bedeutung ich nicht verstehe. Wir kehren zum Marinegelände zurück, wo das Kriegsschiff bereits vor Anker liegt. Am Kai legen wir an. Der Matrose winkt uns, ihm zu folgen. Wir gehen zusammen an Bord. Auf dem Landungssteg empfängt uns der Kommandant. Wir werden mit einem Pfeifsignal begrüßt, und nachdem wir uns den Offizieren vorgestellt haben, läßt man uns an den Seekadetten und Unteroffizieren, die habt acht stehen, vorbeimarschieren. Der Kommandant sagt ein paar Worte auf englisch zu ihnen und läßt sie abtreten. Ein junger Offizier erklärt mir, der Kommandant habe den Kadetten gesagt, daß wir den vollen Respekt der Marine verdienen, weil wir auf unserem kleinen Zweimaster eine so lange Fahrt gemacht und eine noch längere und gefährlichere vor uns haben. Er macht uns drei Seemannsmäntel zum Geschenk, die uns in der Folge sehr nützlich wurden. Sie sind schwarz und wasserdicht, haben einen langen Reißverschluß und eine Kapuze.
    Zwei Tage vor der Abfahrt erhalten wir den Besuch von Master Bowen. Er bittet uns im Namen der obersten Polizeibehörde, drei »Relegierte« mitzunehmen, die man vor einer Woche verhaftet hat. Die Verbannten seien auf einer Insel abgesetzt worden, ihre Kameraden, laut Aussage, nach Venezuela zurückgekehrt. Das gefällt mir gar nicht, aber wir sind mit so viel Noblesse behandelt worden, daß wir nicht ablehnen können. Ich bitte mir aus, die drei Männer kennenzulernen, ehe ich zusage. Ein Polizeiwagen holt mich. Ich spreche mit dem Offizier, der uns bei unserer Ankunft einvernommen hat. Sergeant Willy dolmetscht.
    »Wie geht es Ihnen?«
    »Danke. Sie müssen uns einen Dienst erweisen.«
    »Wenn es uns möglich ist, mit Vergnügen.«
    »Wir haben hier im Gefängnis drei französische Verbannte, die ein paar Wochen heimlich auf der Insel gelebt haben und behaupten, daß ihre Kameraden sie hier zurückgelassen haben und weggefahren sind.
    Wir nehmen an, daß sie ihr Boot versenkt haben, aber sie behaupten, daß keiner von ihnen ein Schiff steuern kann. Wir halten das für ein Manöver, mit dem sie erreichen wollen, von uns ein Boot zu erhalten.
    Wir müssen sie fortschicken. Es täte uns leid, sie nach unseren Gesetzen dem Kommissar des ersten französischen Schiffes übergeben zu müssen, das vorüberkommt.«
    »Ich will das Unmögliche tun«, antworte ich, »aber ich möchte vorher mit den Männern reden. Sie werden begreifen, daß es gefährlich ist, mit drei völlig Unbekannten an Bord in See zu stechen.«
    »Ich verstehe. Willy, veranlassen Sie, daß die drei Franzosen in den Hof gelassen werden.«
    Ich möchte mit ihnen allein sein und bitte den Sergeanten, zu gehen.
    »Ihr seid Verbannte?«
    »Nein, wir sind Bagnosträflinge.«
    »Warum habt ihr dann behauptet, ihr seid ›Relegierte?‹«
    »Wir dachten, ein Mann, der ein kleines Delikt begangen hat, sei ihnen lieber. Aber wir sehen, daß wir uns geirrt haben. Und du? Was bist du?«
    »Bagnosträfling.«
    »Wir kennen dich nicht.«
    »Ich bin mit dem letzten Konvoi gekommen. Und ihr?«
    »Mit dem Konvoi 1929.«
    »Ich mit dem von 1927«, sagt der dritte.
    »Hm. Man hat mich rufen lassen und mich gebeten, euch an Bord zu nehmen. Wir sind schon zu dritt. Er sagt, wenn ich nicht darauf eingehe, ist er gezwungen, euch dem ersten französischen Schiff zu übergeben, das vorbeikommt, weil keiner von euch mit einem Boot umgehen kann. Was meint ihr?«
    »Wir wollen aus bestimmten Gründen nicht mehr aufs Meer zurück. Wir könnten so tun, als ob wir mit euch abfahren, du setzt uns an der Spitze der Insel ab, und ihr fahrt weiter.
    »Das kann ich nicht machen.«
    »Warum nicht?«
    »Weil ich die vielen

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