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Papillon

Papillon

Titel: Papillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Charrière
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Aufmerksamkeiten, die man uns erwiesen hat, nicht mit einer Gaunerei bezahlen kann.«
    »Ich glaube, daß dir die Zwangsarbeiter näherstehen sollten als die Roastbeefs.«
    »Warum?«
    »Weil du selber einer bist.«
    »Ja, aber es gibt solche und solche. Vielleicht ist zwischen mir und euch ein größerer Unterschied als zwischen mir und den Roastbeefs. Es kommt darauf an, wie man die Sache sieht.«
    »Also willst du uns den französischen Behörden ausliefern lassen?«
    »Nein, aber ich werde euch nicht vor Curacao absetzen.«
    »Ich habe nicht den Mut, das alles noch einmal durchzustehen«, sagt der eine. »Seht euch zuerst einmal das Boot an. Vielleicht war das, mit dem ihr gekommen seid, schlechter.«
    »Gut, probieren wir es«, sagen die beiden andern.
    »Gemacht. Ich werde bitten, daß man euch das Boot ansehen läßt.«
    Begleitet von Sergeant Willy gehen wir in den Hafen. Die drei Burschen scheinen etwas mehr Vertrauen zu fassen, seit sie das Boot gesehen haben.
Neuerliche Abfahrt
    Zwei Tage danach brechen wir auf, wir drei und die drei Unbekannten. Ich weiß nicht, woher sie es erfahren haben, aber ein Dutzend Barmädchen sind da, die Familie Bowen und der Hauptmann von der Heilsarmee.
    Als eines der Mädchen mir um den Hals fällt, fragt mich Margaret lachend: »So schnell haben Sie sich verlobt, Henri? Das ist nicht fein!«
    »Auf Wiedersehen, ihr alle – oder vielmehr Lebt wohl! Ihr habt in unseren Herzen einen ewigen Platz!«
    Von einem Lotsen gezogen, fahren wir um vier Uhr nachmittags ab. Nicht ohne ein paar Tränen im Auge verlassen wir rasch den Hafen und sehen der Gruppe, die uns zum Abschied mit weißen Taschentüchern winkt, so lange wie möglich nach. Dann wird das Tau, das uns mit dem Schiff des Lotsen verbindet, gelöst, und wir stechen mit vollen Segeln in die ersten der Millionen Wogen, die wir bis zu unserem Bestimmungsort zu bewältigen haben werden.
    Wir haben zwei Messer, ich eines, das andere Maturette. Die Axt ist neben Clousiot untergebracht, ebenso das große Schlachtmesser. Wir sind überzeugt, daß keiner von den drei anderen bewaffnet ist, trotzdem haben wir uns vorgenommen, daß nie mehr als einer von uns während der Reise schläft. Gegen Sonnenuntergang taucht das Schulschiff auf und begleitet uns eine halbe Stunde lang. Dann grüßt es und kehrt um.
    »Wie heißt du?«
    »Leblond.«
    »Welcher Konvoi?«
    »1927.«
    »Deine Strafe?«
    »Zwanzig Jahre.«
    »Und du?«
    »Kagneret. Konvoi 29, fünfzehn Jahre, ich bin Bretone.«
    »Du bist Bretone und kannst kein Boot steuern?«
    »Nein.«
    »Ich heiße Dufils und bin aus Angers. Ich habe Lebenslänglich, wegen einer dummen Antwort, die ich den Geschworenen gab. Sonst hätte ich höchstens zehn Jahre bekommen. Konvoi 29.«
    »Was war das für eine Antwort?«
    »Ich habe meine Frau mit einem Bügeleisen erschlagen. Bei dem Prozeß hat mich ein Geschworener gefragt, warum ich dazu ein Bügeleisen genommen habe? Ich weiß es ja nicht, und ich habe ihm geantwortet, daß ich das Bügeleisen genommen habe, weil sie böse Falten gemacht hat. Und für diese idiotische Antwort haben sie mich so eingedeckt, hat mir mein Anwalt gesagt.«
    »Von wo seid ihr ausgerissen?«
    »Aus einem Holzschlägerlager, Cascade heißt es, achtzig Kilometer von Saint-Laurent. Es war gar nicht so schwer, sich von dort abzuseilen, man hat dort viel Freiheit. Wir waren zu fünft, es ist ganz leicht gegangen.«
    »Wieso zu fünft? Wo sind die beiden andern?« Verlegenes Schweigen.
    »Wir sind alle nur Menschen«, sagt Clousiot, »und da wir nun einmal beisammen sind, müssen wir es wissen.
    Los, rede!«
    »Ich werde euch alles erzählen«, sagt der Bretone. »Wir sind zu fünft weg, aber die beiden aus Cannes, die nicht mehr da sind, haben gesagt, daß sie Küstenfischer sind. Sie haben nichts bezahlt für die Flucht. Sie haben gesagt, daß ihre Arbeit an Bord mehr wert ist als Geld. Aber unterwegs haben wir gemerkt, daß weder der eine noch der andere von Navigation auch nur einen Tau hat. Zwanzigmal sind wir beinahe ertrunken. Wir sind immer an der Küste entlanggefahren, zuerst an der von Holländisch-Guayana, dann an der englischen, dann kam Trinidad. Zwischen Georgetown und Trinidad habe ich den, der behauptet hat, er könnte der Kapitän der Flucht sein, umgelegt. Der Kerl hat den Tod verdient, er hat uns allen seine Seetüchtigkeit vorgeschwindelt, bloß damit wir ihn gratis mitnehmen. Und der andere hat geglaubt, daß wir auch ihn umbringen werden. Er hat

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