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Papillon

Papillon

Titel: Papillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Charrière
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müssen immer abwechselnd Clousiot tragen. Um den Brunnen herum liegen ausgebleichte Esel- und Ziegenskelette. Der Brunnen ist ausgetrocknet, die Mühlenflügel, die einmal seine Pumpe betrieben haben, drehen sich leer, schöpfen kein Wasser aus der Tiefe herauf. Und ringsum keine lebende Seele, nur Esel und Ziegen.
    Wir gehen auf ein kleines Haus zu, dessen offene Türen zum Eintreten einladen. »Hallo! Hallo!« rufen wir.
    Niemand zu sehen. Auf dem Kamin liegt ein Leinenbeutel, mit einer Schnur zugebunden. Ich knote die Schnur auf, sie zerreißt. Der Beutel ist voll holländischer Gulden. Also sind wir auf holländischem Boden, in Bonaire, Curacao oder Aruba. Wir legen den Beutel zurück, ohne das Geld anzurühren, finden Wasser und trinken der Reihe nach mit einer Kelle. Niemand ist im Haus, niemand in der Umgebung. Wir verlassen das Haus und gehen, wegen Clousiot, sehr langsam. Plötzlich versperrt uns ein alter Ford den Weg.
    »Sind Sie Franzosen?«
    »Ja, Monsieur.«
    »Dann steigt in den Wagen.« Wir legen Clousiot den dreien, die hinten sitzen, über die Knie. Ich sitze neben dem Chauffeur, Maturette neben mir.
    »Haben Sie Schiffbruch erlitten?«
    »Ja.«
    »Ist jemand ertrunken?«
    »Nein.«
    »Woher kommen Sie?«
    »Aus Trinidad.«
    »Und vorher?«
    »Aus Französisch-Guayana.«
    »Bagnosträflinge oder Verbannte?«
    »Bagnosträflinge.«
    »Ich bin Doktor Naal, der Besitzer dieser Landzunge. Sie grenzt an Curacao und heißt die Eselinsel. Hier leben nur Esel und Ziegen, die den Kaktus samt den Stacheln fressen. Die Stacheln heißen im Volksmund ›die Jungfern von Curacao‹.«
    »Nicht gerade schmeichelhaft für die wirklichen Jungfern hier«, sage ich.
    Der große starke Mann lacht schallend. Der Ford keucht asthmatisch und bleibt von selbst stehen.
    Ich deute auf eine Gruppe Esel und sage: »Wenn der Wagen nicht mehr will, könnten wir ihn abschleppen.«
    »Jaja, ich habe sogar eine Art Zaumzeug im Kofferraum, aber zwei Esel einzufangen und ihnen das Ding anzulegen, will gekonnt sein.« Der dicke Holländer hebt die Kühlerhaube hoch und entdeckt, daß sich ein wichtiges Kabel gelöst hat. Ehe er wieder einsteigt, sieht er sich beunruhigt um. Wir hoppeln weiter, und nachdem wir ein paar Hohlwege passiert haben, kommen wir an eine weiße Barriere, die den Weg absperrt.
    Hier steht ein kleines weißes Häuschen. Doktor Naal spricht auf holländisch mit einem sehr hellen, sauber gekleideten Neger, der immer mit »Ya, master, ya, master«, antwortet.
    »Ich habe angeordnet, daß Ihnen der Mann Gesellschaft leistet und Ihnen etwas zu trinken gibt, bis ich wiederkomme«, sagt er dann zu uns. »Wollen Sie bitte aussteigen.«
    Wir steigen aus und setzen uns im Schatten ins Gras. Der Ford fährt »töff töff« ab. Kaum ist er fort, sagt uns der Neger in der Mundart der niederländischen Antillen, die sich aus englischen, holländischen, französischen und spanischen Brocken zusammensetzt, daß sein Herr, der Doktor Naal, zur Polizei gefahren ist, weil er große Angst vor uns hat. Er habe ihm, dem Neger, gesagt, recht gut auf sich achtzugeben, wir seien entsprungene Diebe. Und der arme Teufel von einem Mulatten weiß nicht, was er tun soll, um sich uns angenehm zu machen. Er kocht uns einen sehr hellen Kaffee, der uns aber bei dieser Hitze guttut. Wir warten eine gute Stunde, als plötzlich ein Polizeiwagen nach Art eines »Grünen Heinrich«, mit sechs Polizisten in deutscher Uniform, und ein offenes Auto ankommen, mit einem Chauffeur in Polizeiuniform und drei Herren, deren letzter Doktor Naal ist.
    Die Herren steigen aus, und einer von ihnen, der kleinste, mit einer frisch rasierten Tonsur wie ein Pfarrer, sagt zu uns: »Ich bin der Chef des Sicherheitsdienstes der Insel Curacao und sehe mich als solcher gezwungen, Sie zu verhaften. Haben Sie seit Ihrer Ankunft auf der Insel ein Delikt begangen? Und wenn ja, wer von Ihnen?«
    »Wir sind entsprungene Zwangsarbeiter, Monsieur, und kommen aus Trinidad. Vor wenigen Stunden ist unser Boot an Ihren Felsen zerschellt. Ich bin der Kapitän dieser kleinen Gruppe und versichere Ihnen, daß keiner von uns das geringste Delikt begangen hat.«
    Der Kommissar wendet sich an den dicken Doktor Naal und spricht mit ihm auf holländisch. Während beide noch diskutieren, kommt ein Mann auf einem Fahrrad daher, steigt ab und redet rasch und laut auf Doktor Naal und den Kommissar ein.
    »Warum haben Sie diesem Mann gesagt, daß wir Diebe sind, Doktor Naal?«
    »Weil dieser Mann,

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