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Papillon

Papillon

Titel: Papillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Charrière
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steuern, ich darf die holländischen Antillen nicht verfehlen. Das wäre schlimm, jetzt, wo wir kein Süßwasser haben und bis auf die Reservekiste alle Lebensmittel zum Teufel sind.«
    »Wir haben Vertrauen zu dir, Papillon«, sagt der Bretone.
    »Ja, wir haben Vertrauen zu dir«, wiederholen die andern im Chor. »Mach, wie du glaubst.«
    »Danke.«
    Ich glaube, es war das beste, es ihnen zu sagen. Der Wind läßt die ganze Nacht zu wünschen übrig, erst gegen vier Uhr früh läßt uns eine gute Brise wieder vorankommen. Im Lauf des Vormittags verstärkt sich der Wind, hält mit genügend Kraft länger als sechsunddreißig Stunden an. Wir machen gute Fahrt, und die Wogen sind so niedrig, daß sie kaum an unseren Bootsrumpf schlagen.
Curacao
    Möwen. Zuerst hören wir sie nur schreien, denn es ist Nacht. Dann aber wirbeln sie wie graue Flocken rund um unser Boot. Eine von ihnen setzt sich auf den Mast, fliegt weg, kommt wieder. Dieses Spiel dauert mehr als drei Stunden, bis mit strahlender Sonne der Tag anbricht und die Flügel der Möwen schneeweiß werden.
    Nichts am Horizont, was auf Land deuten würde. Aber wo zum Teufel kommen die Möwen her? Und die Seeschwalben? Den ganzen Tag schauen wir uns vergeblich die Augen aus. Nicht das geringste Anzeichen dafür, daß Land in der Nähe ist. Die Sonne geht unter, der Vollmond geht auf, und dieser tropische Mond ist so hell, daß sein Schein mich blendet. Ich habe meine schwarze Brille nicht mehr, sie ist mit der berühmten Woge davon. Unsere Kappen auch… Gegen acht Uhr abends ist bei dem taghellen Mondlicht in der Ferne ein schwarzer Strich zu sehen.
    »Das ist Land. Bestimmt«, sage ich.
    »Ja, wirklich!«
    Alle stimmen mit mir überein, daß der schwarze Strich, den wir sehen, Land sein muß. Die ganze Nacht halte ich meine Blicke auf diesen Schatten geheftet, der nach und nach Kontur bekommt. Wir sind da! Mit einer kräftigen Brise bei klarem Himmel und hohen, langgestreckten regelmäßigen Wellen fahren wir darauf zu. Die schwarze Masse ragt nicht sehr hoch über das Wasser, und an nichts läßt sich erkennen, ob uns Klippen, Felsen oder flacher Strand erwarten. Der Mond, im Begriff, auf der anderen Seite der Erde zu verschwinden, wirft allerlei Schatten, sie hindern mich, mehr zu sehen als eine Kette von Lichtern in gleicher Höhe mit dem Wasser; die Lichterkette wirkt zuerst geschlossen, dann durchbrochen. Ich komme ihr näher.
    Und näher. Einen Kilometer davon entfernt, werfe ich Anker. Der Wind ist stark, das Boot dreht sich um sich selbst und gerät dabei jedesmal vor eine Woge, die es mit der Nase nehmen muß. Das ist lästig. Die Segel sind natürlich herunter und eingerollt. Man hätte in dieser zwar unangenehmen, aber ungefährlichen Lage das Tageslicht abwarten können, nur lockert sich unvorhergesehen der Anker, und um das Boot lenken zu können, muß es in Fahrt sein. Wir setzen die Fock und den Klüver, aber komischerweise bleibt der erwartete und gewohnte Ruck aus. Die Kameraden ziehen das Ankerseil an Bord – der Anker hängt nicht mehr dran, wir haben ihn verloren. Trotz aller meiner Bemühungen treiben uns die Wogen so nahe an die Küste, die sich leider als felsig erweist, heran, daß ich beschließe, das Segel zu setzen und direkt darauf loszusteuern.
    Das gelingt mir so gut, daß wir prompt zwischen zwei Felsvorsprüngen steckenbleiben. Das Boot ist entzwei, niemand von uns bricht in den Ruf aus: »Rette sich, wer kann«, aber als der nächste Brecher herankommt, stürzen wir uns hinein, um lebendig, wenn auch umhergewirbelt und zerschlagen, an Land zu kommen.
    Clousiot mit seinem Gipsbein ist arg mitgenommen. Gesicht, Arme und Hände sind bös aufgeschunden und blutig. Wir haben uns nur die Knie, die Knöchel und unsere Hände angeschlagen. Ich blute an einem Ohr, mit dem ich zu unsanft gegen einen Felsen geriet.
    Doch wir landen immerhin alle im Schutz der Wellen auf trockenem Boden. Im Morgengrauen kommen wir sogar wieder zu unserem Seemannsmantel, und ich kehre zum Boot zurück, das langsam auseinanderfällt, und reiße den Kompaß ab, der hinten an der Steuerbank angeschraubt ist.
    Weit und breit ist niemand zu sehen. Rechts von uns entdecken wir eine Reihe von Lampen, die, wie wir später erfahren, den Fischern ankünden, daß die Stelle gefährlich ist. Das waren also die Lichter… Zu Fuß gehen wir ins Landinnere. Nichts als Kaktusse, riesige Kaktusse und Esel. Wir kommen an einen Brunnen.
    Wir sind sehr müde, denn zwei von uns

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