Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Para-Traeume

Para-Traeume

Titel: Para-Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
Vom Netzwerk:
Vernunft zum Trotz wie die Berührung eisiger Finger auf seiner Haut spürte.
    Auf halber Strecke zum Ortsende stoppte Pray den Ford Kombi mitten auf der Main Street .
    Wieder war da dieses erinnerungsähnliche Empfinden, doch inzwischen erschreckte es Moses Pray nicht mehr. Er stellte nur fest, daß sich diese Erfahrung von all den früheren ein bißchen unterschied. Darin nämlich, daß er nicht wußte, was als nächstes geschehen würde. Die Pseudo-Erinnerung reichte in diesem Fall nur immer bis zu genau dem Punkt, an dem er gerade anlangte.
    Er verließ den Wagen, und nach Sekunden, in denen er nur da-stand, merkte er, daß die >Geschichte< plötzlich in eine andere Richtung lief. Er wußte nicht, woher dieser Eindruck rührte. Er war einfach da.
    Und er wußte auch nicht, weshalb er sich gerade jetzt gedankenverloren den Hals rieb, als versuchte er, gegen den Juckreiz eines Moskitobisses anzugehen .
    Ziellos entfernte sich Moses Pray ein paar Schritte von seinem Fahrzeug. Das Wissen darum, was beim >letzten Mal< an dieser Stelle des Ereignisses geschehen war, befand sich zweifelsfrei in seinem Gedächtnis. Aber er konnte es nicht nutzen. Weil es verschlossen war, wie in einer Kassette, deren Schlüssel er verloren hatte.
    Was war hier, an diesem Punkt, passiert?
    Und vielmehr beschäftigte ihn die Frage: Wollte er überhaupt, daß es sich wiederholte?
    »Nein.«
    Die Antwort auf seine unausgesprochene Frage rutschte ihm förmlich heraus. Möglicherweise hatte sein Unterbewußtsein sie ihm über die Lippen gedrängt, als wollte es ihn . warnen?
    Warnen wovor?
    Noch länger hierzubleiben?
    Sich gründlicher umzusehen?
    Nun, wenn es sich um eine Warnung handelte, dann scherte Moses Pray sich nicht darum.
    Er blieb noch in Deadhorse. Und er sah sich um.
    Mit der Überlegung, welches der umliegenden Häuser er betreten sollte, hielt er sich nicht lange auf. Er schritt kurzerhand auf das nächstgelegene zu und stieg die drei Stufen zur Veranda hinauf. Das morsche Holz ächzte unter seinem Gewicht. Und dieses Ächzen .
    ... öffnete für einen winzigen Moment jenes Kästchen, in dem das Wissen um jene >andere Version< dieser Geschichte lag. Viel zu kurz allerdings, als daß Pray etwas davon hätte erkennen können. Und einen Lidschlag später interessierte es ihn schon nicht mehr wirk-lich.
    Sein Interesse galt vielmehr dem Haus, das sich von seinem Zustand her kaum von den umliegenden unterschied. Es war uralt, es war schäbig, und es sah trostlos aus. Und doch - irgend etwas war da, unsichtbar und unfaßbar, das Moses Pray verriet, daß etwas in Deadhorse lebte .
    ... oder bis vor kurzem gelebt hatte?
    Er versuchte zu ergründen, woher dieser Eindruck kam, ließ den Blick schweifen. Lag es daran, daß die Gebäude links und rechts der Straße auf schwer zu beschreibende Weise eben doch nicht aussahen, als wären sie seit Jahrzehnten sich selbst überlassen und dem Verfall preisgegeben? Sondern vielmehr so, als hätte jemand sie in all den Jahren vor dem völligen Einsturz bewahrt?
    Vorsichtig, weil er fürchtete, die Bretter der Veranda könnten durchbrechen, ging Moses Pray auf die Tür zu, drückte die rostige Klinke nieder und öffnete sie. Jenseits der Schwelle herrschte graues Zwielicht, weil die Sonnenstrahlen es kaum schafften, die Schmutzschicht auf den Fensterscheiben zu durchdringen. In den trüben Lanzen, die sich trotzdem einen Weg hindurch bahnten, tanzten Staubpartikel wie glimmende Käferchen. Staub lag auch über der Einrichtung, die Pray vermuten ließ, eine Wohnküche zu betreten.
    Aber - die Staubschicht war nicht so dick, wie sie es hätte sein müssen, wenn das Haus wirklich seit langer Zeit verlassen gewesen wäre. Es wirkte trotz des heruntergekommenen Zustandes - bewohnt?
    Moses Pray machte einen weiteren Schritt in den Raum hinein. Es hätte ihn nicht allzu sehr gewundert, wenn er einen gedeckten Tisch vorgefunden hätte, auf dem es noch aus einer Suppenterrine dampfte.
    Aber so augenfällig waren die Hinweise denn doch nicht.
    Und doch gab es sie.
    Einen zumindest.
    Einen, der Moses Pray regelrecht entsetzte!
    Eine Hand, die aus dem toten Winkel hinter der Tür vorschnellte und sich auf seine Schulter legte!
    Pray wirbelte wie von selbst herum.
    Und vielleicht war es die Heftigkeit dieser Bewegung. Vielleicht hatte aber auch schon der Druck genügt, mit dem die Finger sich um seine Schulter schlossen .
    ... auf jeden Fall wurde die Hand in genau diesem Moment - zu Staub.
    Pray blieb kaum

Weitere Kostenlose Bücher