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Para-Traeume

Para-Traeume

Titel: Para-Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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zeichneten sich kantige Buckel, die Pray sofort als die Dächer von Häusern identifizierte, gegen den morgenblauen Himmel ab .
    Die Ansiedlung dort vorne bestand aus allenfalls vier Handvoll Häusern, und sie lag nicht unmittelbar am Highway. Eine staubige Piste zweigte davon ab und führte zu dem Dorf hin.
    Pray lenkte den Ford in die Einmündung, an der kein Schild oder sonstiger Hinweis auf die Ortschaft zu entdecken war. Ein solches sah Pray erst, als er das Städtchen, das diese Bezeichnung nicht wirklich verdiente, fast schon erreicht hatte.
    Auf eine aus unterschiedlich langen Brettern zusammengenagelte Tafel, die schief an einem mannshohen Pfosten neben der Straße hing, hatte jemand den Ortsnamen gepinselt - der Leserlichkeit nach zu urteilen vor 100 oder 150 Jahren:
    DEADHORSE
    Darunter hatte irgendwann einmal die Einwohnerzahl gestanden. Doch dieser Hinweis war im Laufe der Zeit so oft durchgestrichen und auf den aktuellen Stand gebracht worden, daß inzwischen keine einzige der Zahlen mehr zu entziffern war.
    Moses Pray erwachte wie aus einem tiefen Traum.
    Traum .?
    Vielleicht .
    Er las noch einmal den Ortsnamen.
    Deadhorse?
    Hatte er denn nicht nach Whitman gewollt?
    Er konnte sich kaum daran erinnern, hierher gefahren zu sein, und doch war da auf einer anderen Ebene seines Denkens wieder jenes merkwürdige Gefühl von Vertrautheit. Etwas wie das Echo einer Erinnerung .
    Aber diesmal mengte sich noch etwas anderes in diese Empfindung.
    Unbehagen.
    Ein bißchen mehr sogar.
    Fast schon . Angst?
    Zumindest Furcht war es, was er da in sich spürte - in sich wachsen spürte. Und sie nährte sich nicht allein von dem Schrecken, der ihn wegen des gerade erst Erlebten befallen hatte. Sie fand Nahrung in längst Vergangenem und fast schon vergessenen Erinnerungen.
    Erinnerungen an Erlebnisse, die diesem hier auf seltsame Weise ähnelten.
    Moses Pray entsann sich, daß er solche Momente, in denen ihm war, als hätte er all das schon einmal mitgemacht und durchlebt, kannte. Manchmal hatte es sich dabei um Banales gehandelt, einige Male aber auch um schlimme Dinge.
    Damals zum Beispiel, als die Polizei bei ihm geklingelt hatte . da hatte er die Tür aufgemacht und schon vorher gewußt, was ihm die Cops sagen würden. Daß Eve, seine Eve, einem grauenhaften Verbrechen zum Opfer gefallen war .
    Es war mehr als nur eine Ahnung gewesen; er hatte die Szene, die ganze furchtbare, alptraumhafte Szene schon gekannt, weil er sie genau so schon - geträumt hatte?
    Vielleicht .
    Gab es denn eine andere Erklärung?
    Moses Pray fiel zumindest keine ein. Und ebensowenig konnte er sich eine ganze Reihe zwar nicht annähernd so schrecklicher, aber doch sehr ähnlicher Erlebnisse erklären.
    Erlebnisse wie jenes, in dem er gerade mittendrin steckte .
    Pray nahm etwas Gas weg und ließ den Wagen fast im Schrittempo an den ersten Häusern vorüberrollen. Und ohne daß er sich wirklich in Dead-horse umgesehen hatte, drängte sich ihm ein Gedanke auf, und fast gleichzeitig kam er ihm über die Lippen.
    »Eine Geisterstadt...«
    Als wäre der Klang seiner eigenen Stimme der Auslöser, spürte Moses Pray, wie sich ihm die Haut im Nacken zusammenzog und dann am ganzen Körper spannte, als wäre sie ihm um mindestens zwei Nummern zu klein geworden.
    Der tatsächliche Grund dafür mochte allerdings sein, was sein Unterbewußtsein längst registriert hatte und was ihm erst jetzt wirklich auffiel.
    Da war zum einen die Tatsache, daß, so weit er sehen konnte, keine Menschenseele zu entdecken war. Das konnte man als Zufälligkeit abtun, wenn man die Augen vor allen anderen Auffälligkeiten verschloß. Vor der beispielsweise, daß auch kein Fahrzeug zu sehen war. Oder der, daß sämtliche Fenster ringsum aussahen wie mit Staub regelrecht beklebt.
    Die Häuser, sie erinnerten in Bauart und Anordnung an eine alte West-ernstadt und machten auf Pray allesamt einen unbewohnten Eindruck, ohne daß er zu sagen wußte, woher dieser Eindruck rührte. Kleinigkeiten mochten ihn erwecken - hier eine zersprungene Fensterscheibe, dort eine krumm in den Angeln hängende Tür .
    Aber auch der gewitterdunkle Himmel trug sein Scherflein zu der unheimlichen Atmosphäre bei. Gierig schien er alles Licht aufzusaugen, um düsteren Schatten Raum zu schaffen, die Deadhorse einnahmen wie eine körperlose Armee. Sie bezogen Posten hinter Ecken und unter Vordächern und starrten zu Moses Pray herüber - aus Augen, die sie nicht haben konnten, deren Blicke er aber aller

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