Para-Traeume
gestaltwandlerisches Kleidungsstück.
Der Finger tippte noch einmal gegen den >Ring<.
»Wer hat dir denn dieses Ding angelegt?« fragte der Alte kopfschüttelnd. »Ich habe noch nie gehört, daß sich jemand eine Fledermaus als Haustier gehalten hätte.«
Er schien sich aber nicht weiter mit dieser Frage befassen zu wollen, denn sein Finger zog sich zurück, und er richtete sich auf.
»Bist du hungrig?« vernahm sie wieder seine Stimme, und auch diese Wahrnehmung war ganz anders als gewohntes Hören mit menschlichen Ohren .
»Du mußt hungrig sein«, fuhr der alte Mann fort. »Warte, ich mache uns Frühstück, ja?«
Sein Gesicht verschwand aus Liliths Blickfeld. Sie hörte seine leiser werdenden Schritte, die schließlich ganz verstummten.
Nach einer Weile, deren Länge sie nicht zu schätzen imstande war, die jedoch lange genug andauerte, um ihr Bewußtsein fast wieder einzuschläfern, kam er zurück.
Er lächelte.
»So, ich habe dir etwas mitgebracht. Aber laß erst mich einen Happen zu mir nehmen.«
Er hob die rechte Hand. Lilith sah, daß er etwas darin hielt. Etwas Dunkles. Etwas Zappelndes .
Eine - Ratte?
Ja, es war eine Ratte. Sie versuchte sich aus dem Griff des alten Mannes zu winden.
Und sie quiekte, als er seine Zähne in ihren pelzigen Leib schlug!
*
Nebraska, USA Provincial Highway 2
»Ah, Mister Pray! Gut geschlafen?«
Moses Pray knurrte etwas, das unverständlich auf halbem Wege zwischen einem Morgengruß und einer Drohung hängenblieb, während er Kreditkarte und Zimmerschlüssel gleichzeitig über den altersschwachen Tresen des Motelbüros schob.
»Sie wundern sich vielleicht, daß ich Ihren Namen weiß«, fuhr der junge Bursche hinter dem Tresen fort und begann gleichzeitig damit, den Rechnungsvordruck auszufüllen, »aber damit verbringe ich die Nächte hier, wissen Sie? Ich lerne das Gästebuch auswendig. Ich weiß genau, wer in welchem Zimmer übernachtet. Ich könnte Ihnen die Gäste der vergangenen drei Wochen aufzählen, wenn Sie möchten!«
»Wovor der Allmächtige mich bewahren möge«, grunzte Pray. Dabei versuchte er sich mit den Fingern die Spuren dieser fürchterlichen Nacht aus dem Gesicht zu massieren.
»Oh, Mister Pray, es tut mir leid, Ihnen das sagen zu müssen . aber Sie sehen verdammt nicht so aus, als hätten Sie gut geschlafen. Lag es am Zimmer? Am Bett? Sagen Sie es ruhig. Es ist mein Job, alles abzustellen, was den Gästen in Kate's Motel nicht zusagen könnte.«
Dann stell dich endlich selbst ab, du Schwätzer, dachte Moses Pray, ohne es jedoch auszusprechen. Statt dessen sagte er: »Ja . nein . ich weiß es nicht.«
»Schlecht geträumt?« hakte der junge Portier nach. Die Rechnung schien er in seiner Sorge um Prays Wohlbefinden völlig vergessen zu haben. Inzwischen kaute er nachdenklich an seinem Stift, während er sein Gegenüber mit fast schon wissenschaftlichem Interesse musterte.
»Möglicherweise, ja«, seufzte Moses Pray und zeigte auf das Quittungsformular. »Wenn Sie vielleicht so nett wären .«
»Oh! Ja, natürlich. Entschuldigen Sie, Mister Pray«, sagte der Junge erschrocken und schrieb weiter. Jedoch nur, um gleich wieder innezuhalten.
»Darf ich fragen, in welcher Profession Sie unterwegs sind, Mister Pray?«
»Ich verkaufe Bibeln«, erwiderte er. »Kansas Bible Company. Bibeln für Ihre Lieben.«
Und damit zog er mit geübter Geste eine Visitenkarte aus der Innentasche seines Jacketts und legte sie auf den Tresen.
Der Junge nahm das Kärtchen und las es aufmerksam.
»Bibeln ...«, murmelte er. »Das ist ... großartig.«
»Haben Sie denn keine?« fragte Pray.
»Was?«
»Eine Bibel.«
»Äh ... ich weiß nicht ...«
»Gottes gedrucktes Wort sollte in keinem Haushalt fehlen«, meinte Moses Pray, und wie hingezaubert hielt er plötzlich ein Bestellformular mit zwei angehefteten Durchschlägen in der Hand.
»Sie sollten eine haben«, fuhr er dann fort, während er auch schon den Stift über das Papier wirbeln ließ. »Wie war gleich Ihr Name.?«
»Äh, Mickey . also Michael . aber .«
»Ah ja, Michael G. Wolf«, las Pray den vollständigen Namen von einem Schildchen auf dem Tresen ab. »Ihr Name wird in goldenen Lettern auf die erste Seite Ihrer ganz persönlichen Bibel gedruckt. Und dazu einen Vers? Kostet kaum extra. Ich such' Ihnen einen hübschen aus, ja?«
»Kaum extra ...?«
»Fast nichts«, meinte Pray beruhigend. »Sie müssen nur noch hier unterschrieben.«
Es fehlte nicht viel, und er hätte dem völlig
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