Paradies der Leidenschaft
Oberhand.
»Hast du etwas vergessen?« fragte er gehässig.
Die heftige Ohrfeige, die sie ihm verpasste, überraschte ihn restlos.
»Bei Gott, ich hoffe, du hast dafür eine ausreichende Erklärung!« knurrte er.
Corinne war noch völlig außer Atem, weil sie die ganze Strecke gerannt war, doch sie fand ihre Stimme wieder. »Eine Erklärung? Ich hasse dich - das reicht'als Erklärung aus. Aber wenn du noch mehr erklärt haben willst: Da ist noch die unbedeutende Tatsache, dass du mich diesem entsetzlichen Mann von nebenan zum Fraß vorgeworfen hast.«
»Du bist zu ihm gegangen, um ihn um Hilfe zu bitten.«
»Du Dummkopf! Bist du denn nicht auf die Idee gekommen, das Wort dieses Mannes in Zweifel zu ziehen? Ich weiß, was er dir erzählt hat, doch das waren nichts als Lügen.«
»Das sagst du«, entgegnete Jared und wandte sich mit Abscheu ab.
Corinne packte seinen Arm und hielt ihn fest. »Wage es jetzt nicht, fortzugehen! Ich war den ganzen Nachmittag in einem feuchten, dreckigen Lagerschuppen eingesperrt und habe geglaubt, dieser Pierce sei ein Verrückter, der mich töten will. Ich habe mir die Hände zerschunden, um ins Freie zu gelangen, aber es ist mir nicht gelungen.«
»Ist dir keine bessere Geschichte eingefallen, Corinne?« fragte Jared mit vor Sarkasmus triefender Stimme. »Was ist wirklich vorgefallen? Hat Pierce sich geweigert, dir zu helfen, nachdem ich sein Angebot ausgeschlagen hatte?«
»Oh!« Sie packte ihre Röcke und lief auf das Haus zu, blieb aber noch einmal stehen und wandte sich um. »Ich habe John Pierce nicht gebeten, mich von dir fortzubringen, Jared.« Sie wunderte sich selbst, dass es ihr gelang, ihre Stimme unter Kontrolle zu behalten. »Als ich ihm am Strand begegnet bin, hat er mir erzählt, er hätte Welpen zu verschenken. Ich habe an Michael gedacht und bin mitgegangen, um mir einen auszusuchen. Sowie ich in dem Schuppen stand, in dem die Welpen angeblich sein sollten, hat er mir die Tür vor der Nase zugeschlagen. Bis er mich freigelassen hat, wußte ich nicht einmal, warum.«
»Erwartest du im Ernst, dass ich dir das glaube?«
Sie ballte die Fäuste. »Das ist mir gleich. Doch nachdem ich weiß, dass Pierce dich belogen hat, will ich wissen, ob er mich auch belogen hat. Er hat gesagt, dass dir dein Land mehr bedeutet als ich und du mich nicht mehr haben willst. Ist das wahr?«
»Ja, das habe ich ihm gesagt.«
Er war zu verbittert, um ihr zu erklären, warum er das gesagt hatte.
Corinne versuchte, den Klumpen zu schlucken, der sich in ihrer Kehle gebildet hatte. Sie hatte gehofft, es sei nicht wahr. Pierce hatte Jared belogen, also wäre es auch gut möglich gewesen, dass er sie belogen hatte. Doch das hatte er nicht getan.
»Ich verstehe«, sagte sie matt und gepresst. »In diesem Falle kannst du dafür sorgen, dass mich morgen jemand in die Stadt zurückbringt.«
Jared sah Corinne nach. Er hörte, wie sich die Tür zum Patio öffnete und wieder schloss. Schweigend stand er dort und versuchte, den Aufruhr seiner Gefühle zu bekämpfen.
»Was ist, wenn sie die Wahrheit gesagt hat?«
»Hat sie nicht«, erwiderte Jared mürrisch.
»Und wenn doch?« fragte Leonaka und zwang Jared, ihm zuzuhören. »Das würde bedeuten, dass sie Gelegenheit hatte, Pierce zu bitten, dass er sie von hier fortbringt, sie es jedoch nicht getan hat. Das heißt, dass sie wirklich nicht von dir fort wollte.«
Jared wandte sich abrupt ab und ging am Strand entlang. Sein Freund sah ihm schweigend nach.
Es war schon spät. Corinne saß auf dem schmalen Bett in Florences Zimmer, während Florence mit einer Nadel die Splitter aus ihren Fingern entfernte. Corinne hatte ihr die ganze Geschichte erzählt, während sie Michael gefüttert hatte. Jetzt schlief er. Florence hatte sich einverstanden erklärt, ihr heute nacht ihr Zimmer abzutreten und in Nanekis Zimmer zu schlafen, das leer stand.
»Mein Gott, sind das große Splitter!« sagte Florence.
»Hol sie raus!« sagte Corinne müde.
Sie fühlte sich kraftlos und ausgelaugt. Aleka hatte ein üppiges Mahl bereitet, aber sie konnte nicht essen. Ihr Magen revoltierte. Sie würde in die Stadt zurückfahren und von dort aus nach Boston reisen. War es nicht genau das, was sie wollte?
»Ich verstehe Jared einfach nicht«, bemerkte Florence zornig. »Hat er dir selbst dann nicht geglaubt, als er gesehen hat, in welchem Zustand deine Hände sind?«
»Er hat meine Hände nicht gesehen, Florence. Doch selbst, wenn er mir glauben würde, würde
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