Paradies der Leidenschaft
ehe du in die Stadt fährst.«
Jared führte sein Pferd wieder in den Stall zurück. Erst als er hörte, dass John Pierce davonritt, kamen seine wahren Gefühle ans Licht. In der Stille des Stalles ließ er ein Wutgebrüll los, das die Pferde so sehr erschreckte, dass sie in ihren Boxen ausschlugen.
Kapitel 34
Leonaka saß Jared am Küchentisch gegenüber und hielt ein großes Glas mit kaltem Rumpunsch zwischen seinen Händen. Es war am späten Nachmittag, und er war gerade aus der Stadt angekommen. Leonaka hatte sich die Begrüßung anders vorgestellt. Nur Malia hatte ihn mit Wärme willkommen geheißen. Sie war die einzig Heitere in einem trübsinnigen Haushalt. Selbst Aleka, Leonakas Großtante, hatte nur wenige Worte an ihn gerichtet, ehe sie wieder mit ihren Töpfen und Pfannen geklappert hatte.
»Du hast nicht lange für den Weg gebraucht«, sagte Jared. Leonaka lächelte und fühlte sich dadurch, dass sein Freund schließlich doch noch etwas gesagt hatte, ermutigt. »Wenn man mir eine Woche bezahlten Urlaub anbietet, setze ich mich nicht erst lange hin und denke darüber nach, ob ich dieses Angebot annehmen soll.«
Leonaka erwartete eine Entgegnung, doch die blieb aus. Schließlich hielt er es nicht mehr aus.
»Was, zum Teufel, geht hier vor?«
Jared wich Leonakas forschendem Blick aus. Er stand auf und verließ wortlos den Raum.
Leonaka bat Aleka um eine Erklärung.
»Seine Frau ist fort«, sagte Aleka.
»Wie meinst du das - fort?« fragte Leonaka. »Wo ist sie?«
»Dieser Mann John Pierce ist heute Morgen gekommen und hat erzählt, dass Kolina ihn gebeten hat, sie nach Honolulu zu bringen. Sie hat gesagt, sie zahlt ihm viel Geld. Er hält Kolina versteckt, damit Ialeka sie nicht finden kann.«
»Was?«
»Wenn du mich fragst, sage ich, dass dieser Nichtsnutz, dieser haloe, lügt.«
»Wer? Pierce?«
Sie nickte. »Kolina ist glücklich, seit Ialeka wieder nach Hause gekommen ist. Sie streiten nicht. Ich habe sie beobachtet und mir gesagt: Jetzt ist es gut. Sie werden doch noch eine glückliche Ehe führen. Sie sind nur stur und wollen sich nicht eingestehen, dass sie sich lieben.«
Leonaka sah sie skeptisch an. »Siehst du vielleicht nur das, was du gern sehen möchtest, Tante?«
»Frag doch Ialeka!« fauchte sie. »Frag ihn, ob es in den letzten Tagen nicht friedlicher zwischen ihm und seiner Frau geworden war! «
Doch nach einer Pause meinte sie: »Nein, es ist besser, wenn du ihn jetzt nichts fragst. Im Moment tobt er.«
»Und was ist, wenn Pierces Geschichte doch wahr ist?«
Aleka schüttelte hartnäckig den Kopf. »Kolina würde nie ohne ihr keiki weglaufen.«
jetzt war Leonaka wirklich überrascht - und zugleich auch verletzt. »Ialeka und ich haben uns immer alles erzählt. Jetzt behält er alles für sich. Er hat mir nichts von seiner Frau erzählt. Und er hat mir auch nicht erzählt, dass sie ihm ein keiki geboren hat.«
»Er hat dir nichts von dem keiki erzählt, weil sie sagt, es sei nicht ihr keiki, sondern das von ihrer Dienerin.«
»Du hast also nur den Verdacht ... «
»Ich weiß es«, fiel sie ihm entschieden und nachdrücklich ins Wort. »Ich habe es Ialeka gesagt, aber er glaubt mir nicht.«
»Das ist mir zu kompliziert«, seufzte Leonaka. Er stand auf und ging zur Tür. »Wird Ialeka sie einfach fortgehen lassen?«
Aleka musste jetzt doch grinsen. »Er sagt, sie sei ihm egal, aber ich weiß es besser. Deshalb ist er auch so wahnsinnig wütend.«
Corinne saß an eine Kiste gelehnt auf dem feuchten Boden. Sie war erschöpft und hatte Blasen an den Händen und viele Splitter in den Fingern, weil sie versucht hatte, die Bretter, aus denen der Schuppen bestand, an einer Stelle aufzubrechen. Der Schuppen war zwar alt, doch er war solide gebaut, und sie hatte keinerlei Werkzeug.
Den ganzen Nachmittag lang hatte sie sich den Kopf darüber zerbrochen, warum sie wohl hier eingesperrt war. Die einzige Erklärung war: John Pierce war ein Verrückter. Falls das stimmte, musste sie mehr befürchten. Möglicherweise war ihr Leben in Gefahr.
Ihre Fantasie ging mit ihr durch, und sie stellte sich alle erdenklichen Mordarten vor, wobei eine jede grausamer und erschreckender als die vorangegangene war.
Als die Tür des Schuppens sich schließlich öffnete, war Corinne nur noch ein Nervenbündel.
Starr vor Angst sah sie zu dem Mann auf, der ihr sagte: »Es hat keinen Sinn, dich länger einzusperren. Du kannst nirgendwo mehr hingehen.«
Sie brauchte ihre ganze Kraft, um zu
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