Paradies der Leidenschaft
Tages allein heimlich zum Strand geschlichen hatte, sah er dort seine Mutter Hand in Hand mit einem großen Mann, den er noch nie zuvor gesehen hatte. Am gleichen Abend fragte er seine Mutter, wer der fremde haole gewesen war, und sie erzählte es ihm. Samuel Barrows, ein alter Freund aus Boston.
Eine Woche später kam sein Vater nach Hause, und Jared hörte zum erstenmal in seinem Leben, dass seine Eltern sich stritten. Sie hielten sich in dem Patio hinter dem Haus auf und wussten nicht, dass Jared nur wenige Meter von ihnen entfernt im Hinterhof spielte.
»Wer, zum Teufel, ist der Mann, in dessen Armen John Pierce dich gesehen hat?« hatte Rodney Burkett gefragt.
»John?«
»ja, unser Nachbar. Er ist bis nach Honolulu gefahren, nur, um mir zu erzählen, was er gesehen hat - dich und einen anderen Mann. Und ihr hättet euch am Strand ganz unerhört benommen.«
»Du hast keinen Grund, dich zu beunruhigen«, antwortete Ranelle ganz ruhig. »Es war Samuel Barrows, und wir haben uns nur zum Abschied umarmt.«
»Barrows? Der Mann, den du beinahe geheiratet hättest? Der Mann, der statt dessen eine reiche Erbin geheiratet hat, weil seine Familie Geld brauchte?«
»ja, ich habe dir von ihm erzählt.«
»Was, in Gottes Namen, hat er hier getan?«
Eine lange Pause folgte.
»Er - er kam meinetwegen. Er sagte, er liebte mich noch.«
Ein Gegenstand zerschellte an der Wand - ein Glas oder eine Vase. »Er liebt dich noch! Was ist mit seiner reichen Frau? Ist sie gestorben?«
»Rodney, ich sagte dir doch schon, du hast keinen Grund, dich zu beunruhigen.« Ranelle begann zu weinen. »Er ist schon fort. Er ist nach Boston zurückgefahren.«
»Du hast meine Frage nicht beantwortet, Ranelle. Ist er heute ein freier Mann?«
»Nein, er ist noch verheiratet. Aber wenn ich frei gewesen wäre, hätte er sie ungeachtet der Schande verlassen. Seine Ehe ist kinderlos, und seine Familie ist finanziell wieder flüssig. Er wußte nicht, dass ich verheiratet bin und einen Sohn habe.«
Leise und mit gebrochener Stimme fragte Rodney: »Hat er dich aufgefordert, mich zu verlassen?«
»Rodney, hör auf!« flehte Ranelle. »Das ist nicht von Bedeutung. Samuel ist fort - und er wird nie mehr wiederkommen.«
»Hat er dich gebeten?«
»ja, er wollte, dass ich mit ihm gehe. Er sagte, er würde Jared auch mitnehmen. Aber wie du siehst, bin ich noch hier. Ich habe nein gesagt.« Ranelle begann hysterisch zu schreien. »Er ist acht Jahre zu spät gekommen. Zu spät!«
In dem Moment war Jared zum Strand gerannt, um das Weinen seiner Mutter nicht mehr zu hören. Nie zuvor hatte er sie weinen, nie zuvor seinen Vater die Stimme im Zorn oder im Schmerz erheben hören.
Danach war Ranelle Burkett nicht mehr die gleiche. Immer war sie eine sanfte und liebende Mutter gewesen, die sich für ihren Mann und ihren Sohn aufgeopfert hatte. jetzt zog sie sich in sich selbst zurück und entzog ihnen ihre Liebe. Sie lachte nie mehr, sie lächelte nicht einmal. Stattdessen trank sie übermäßig und weinte manchmal still vor sich hin.
Zwei Jahre lang lebte Jared in totaler Verwirrung. Er verstand nicht, warum seine Mutter ihn nicht mehr liebte und warum seine Eltern immerzu stritten. Dann erwartete Ranelle ein Kind. Zu Anfang war Rodney entzückt gewesen, aber dann verschlechterte sich die Situation zwischen ihnen noch mehr. Ranelles Melancholie schlug um in Bitterkeit. Sie wollte das Kind nicht bekommen. Rodney kam nur noch selten nach Hause, und der Streit fand kein Ende. Jetzt stritt sich Ranelle selbst mit Akela, die ihr riet, weniger zu trinken. Jared kam nur noch so selten wie möglich nach Hause.
Nachdem Malia geboren war, wollte Ranelle nichts mit ihr zu tun haben. Sie überließ Akela das Kind, wandte sich wieder der Flasche zu und war fast nie mehr nüchtern. Schließlich verstand Jared, warum seine Mutter sich verändert hatte. Sie liebte Samuel Barrows immer noch. Er hatte viele Streits zwischen seinen Eltern mit angehört, aber einer darunter hatte ihm vieles erklärt.
Dieser Streit spielte sich eines frühen Morgens ab, direkt nach Malias Geburt. Ranelle hatte noch keine Gelegenheit gehabt, ihren Rum zu suchen. Jared lag noch im Bett. Sein Zimmer befand sich neben dem Schlafzimmer seiner Eltern, und er erwachte von ihren lauten Stimmen.
»Um Gottes willen, so geh doch zu ihm!« schrie Rodney. »Du tust mir nicht mehr gut, und deinen Kindern auch nicht. Seit Barrows, dieser Schurke, hierhergekommen ist, warst du keine Ehefrau und keine
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