Paradies der Leidenschaft
angeschwollene Wange mit der leichten Blaufärbung zog ihren Blick magnetisch an. Wenn sie nicht so schnell blaue Flecken bekommen hätte, wäre kein verräterisches Mal von den Vorgängen der letzten Nacht zurückgeblieben. Die Schwellung würde einige Tage bleiben, und der blaue Fleck würde alle Farbschattierungen annehmen, ehe er verblasste.
Sie fragte sich, was Jared sagen würde, wenn er das Mal sah. Erstaunlicherweise war sie nicht im geringsten zornig auf ihn. Das, was sich ereignete, nachdem Jared sie geschlagen hatte, war alles wert, was vorangegangen war. Sie haßte ihn nicht mehr, das wußte sie jetzt.
Doch sie war sich auch nicht sicher, was sie eigentlich empfand. Er übte eine starke körperliche Anziehungskraft auf sie aus, aber mehr zuzugeben, hätte sie erschreckt. Es ging nicht an, dass sie sich in ihn verliebte. Er hatte ihr Geständnis nicht geglaubt und würde es auch niemals glauben. Der Ekel, den er ihr gegenüber empfand, weil er sie für eine Hure hielt, würde jegliche Beziehung letztlich zerstören. Nein, es war aussichtslos. Es war das beste, wenn sie so schnell wie möglich von hier fortkam.
Als die Tür sich öffnete, widerstrebte es Corinne, sich umzudrehen. Sie hielt den Atem an und erwartete, dass jemand etwas sagte, doch als dies nicht geschah, übermannte sie die Neugierde.
Als sie sich umdrehte, stand Jared in der Tür. Er wirkte so scheu, wie sie sich fühlte. Langsam kam er auf sie zu und hielt abrupt inne, als er ihre Wange sah.
»0 nein! War ich das?« Jared gab ihr keine Gelegenheit zu antworten. Er lief auf sie zu und hob ihr Gesicht sanft zu seinem empor. »Es tut mir leid. Wie kommt es nur, dass ich bei dir meine Selbstbeherrschung verliere? Ich habe noch nie in meinem ganzen Leben eine Frau geschlagen, das schwöre ich dir. Es - es tut mir leid.«
Er stand so nahe vor ihr! Ihr Puls ging schneller, und sie errötete. Verlegen senkte sie den Blick.
»Tut es weh?«
»Nicht sehr«, antwortete Corinne und sah wieder zu ihm auf. »Es sieht viel schlimmer aus, als es ist.«
Jared zog sich zurück, da die sanften Worte, die sie wechselten, ihn aus der Fassung brachten. »Aleka hat gemeint, ein Ausflug könnte dir Spaß machen. Ich reite heute in die Berge, um ein paar Stauden Bananen zu holen. Wenn ich das richtig verstanden habe, hat Mrs. Merrills Sohn seine Leidenschaft für Bananen entdeckt.«
»Ich hoffe, du missgönnst ihm die Früchte nicht, die auf deinem Grund und Boden wachsen«, sagte Corinne steif.
»Ganz und gar nicht«, entgegnete Jared und sah sie verblüfft an. »Du magst das Baby doch, nicht wahr? Ich habe gehört, du hättest einen großen Teil deiner Zeit mit ihm verbracht.«
»Hast du etwas dagegen einzuwenden?« fragte sie nicht ohne eine gewisse Schärfe.
»Nein. Ich nehme an, du hast Zerstreuung gebraucht, um dir die Zeit zu vertreiben.« Mit gefurchter Stirn trat er einen Schritt näher. »Warum reagierst du jedesmal so empfindlich, wenn ich den Knaben erwähne?«
»Ich weiß nicht, was du meinst«, sagte sie ausweichend und versuchte, seinen eindringlichen, durchbohrenden Blicken zu entgehen.
»Hältst du es für klug, eine so enge Bindung zu dem Kind einer anderen Frau herzustellen?«
»Florence ist für mich nicht irgendeine Frau, Jared. Sie war eine Mutter für mich, eine Schwester, und sie ist meine einzige wirkliche Freundin. Sie war mein ganzes Leben lang bei mir, und ich hänge sehr an ihr. Bei mir würde etwas nicht stimmen, wenn mir ihr Kind gleichgültig wäre.«
»Diese Logik reicht den meisten Menschen sicher als Erklärung aus, doch ich hatte den Eindruck, du seist anders. Wolltest du nicht ein Leben frei von jeder Bindung führen? Wenn man Jemanden liebt und an ihm hängt, geht das nicht, Corinne. Dann ist man darauf angewiesen, dass diese Liebe erwidert wird.«
»Vielleicht habe ich mich geändert«, flüsterte sie.
Jared war nicht sicher, ob er sie richtig verstanden hatte. »Wirklich?«
»Du kennst mich nicht, Jared, du kennst mich wirklich nicht. Ich habe mich früher selbst nicht gekannt.«
»Kennst du dich jetzt?«
»Ich glaube schon«, erwiderte sie langsam und nachdenklich. »Ich habe herausgefunden, dass ich viel Liebe zu vergeben habe, doch es gibt nur sehr wenige Menschen, die mir so nahestehen, dass ich sie ihnen geben kann.«
»Du scheinst sie bis vor kurzem freigiebig verteilt zu haben«, sagte er gedankenverloren und bereute seine Worte sofort.
»Das musste jetzt natürlich kommen! « erwiderte sie
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