Paradies der Leidenschaft
Impulsivität begeistert. Sie wollte den ganzen Tag lang hierbleiben und nur immer wieder mit ihm zusammensein. Wie sehr sie sich das wünschte! Doch jetzt, nachdem sein Begehren gestillt war, würde Jared weitergehen wollen.
Jared überraschte sie. Er machte keinerlei Anstalten, aufzustehen, sondern stützte sich auf seine Ellbogen, um sein Gewicht nicht länger auf ihr lasten zu lassen. Als er auf sie nieder sah, waren seine Augen hellblau. Er berührte ihre Lippen mit einem federleichten Kuss.
»Du bist großartig, makamae!«
»Besten Dank, Sir!«
Er lächelte. »Ich glaube, heute abend werde ich am Strand mit dir spazierengehen. Nachts, wenn der Mond und die Sterne am Himmel stehen und deine Schönheit anstrahlen.«
Corinne seufzte. »Ich glaube, dieser Waffenstillstand gefällt mir, Jared.«
Er küsste sie, dann sagte er seufzend: »Wir sollten besser gehen, ehe ich versucht bin, die ganzen Bananen und alles andere zu vergessen.«
Widerstrebend ließ sie sich von ihm auf die Füße ziehen. Er half ihr, ihre Kleider glattzustreichen.
Nachdem sie zwanzig Minuten bergauf gegangen waren, gelangten sie zu einer Hochebene, wo unter dichten Bäumen ein roh gezimmerter Schuppen aus dünnem Holz und altem Eisen stand. Rund um den Schuppen lagen eingezäunte Weiden, doch die kleinen Ferkel und Küken liefen frei herum. Der Hügel war von Farnkraut und anderen Pflanzen übersät. Es gab Bergapfelbäume, einen gewaltigen Mangobaum, der der Hütte Schatten spendete, und die von Jared bereits erwähnten Bananenstauden.
Corinne umklammerte Jareds Arm.
»Dein Vetter wohnt doch nicht etwa hier?« flüsterte sie.
»Wieso nicht?« Jared sah sie belustigt an. »Ihm gefällt es hier oben. Man lebt wie in einem vergangenen Jahrhundert. Er hat noch nie viel von unserer modernen Welt und dem, was die haloes mit seiner Insel gemacht haben, gehalten.«
»Seiner Insel? Das verstehe ich nicht.«
In dem Moment trat ein riesiger Hawaiianer gebeugt durch die Tür ins Freie und kam auf sie zu. Er war ungeheuer groß, hatte dichtes schwarzes Haar, einen Bart und warme braune Augen. Der Mann war nur mit einer ausgebeulten, gelbgeblümten kurzen Hose bekleidet. Die spitzen kleinen Äste, auf die' er mit seinen nackten Füßen trat, schien er nicht zu spüren.
»Ialeka?« Erst nachdem sich Jared aus seiner Umarmung befreit hatte, warf er einen neugierigen Blick auf Corinne. »Wahine male?«
»Ja«, sagte Jared mit einem Anflug von Stolz. »Das ist meine Frau Kolina.«
»Tante Aleka hat mir erzählt, dass du geheiratet hast, Ialeka. Wann gibt es das luau, das Fest?«
»Dafür ist es schon etwas zu spät«, sagte Jared.
»Auweh! jeder Grund ist ein guter Grund für ein luau. Komm jetzt! Du hast mich schon lange nicht mehr besucht. Kikuko! « rief er.
Eine kleine Orientalin in einem ausgebleichten Kimono erschien in der Türöffnung.
Das ernste, scheue Geschöpf wirkte neben dem riesigen Hawaiianer geradezu winzig. Grußlos hastete sie in das Haus zurück.
»Sie tut mehr laulaus in die Kallebasse. Ihr bleibt doch zum kau bei uns?«.
Jared kam nicht dazu, zu antworten, da sein Vetter schon auf dem Rückweg zu seinem Haus war und ihnen bedeutete, zu folgen.
»Wir sind zum Abendessen eingeladen worden«, erklärte Jared.
Nach dem anfänglichen Unbehagen, Fremde kennenzulernen, entspannte Corinne. Das kleine Haus war innen äußerst gemütlich. Die beiden Kulturen fügten sich zu einer gelungenen Mischung zusammen.
Kuliano Naihe war ein fröhlicher Mensch, den man leicht ins Herz schließen konnte. Den Nachmittag über unterhielt er sie mit hawaiianischen Liedern, wobei er sich auf der Ukulele begleitete. Seine Frau, Kikuko, war sehr ruhig und hielt sich im Hintergrund. Jared erklärte Corinne, dass es nichts mit ihrer beider Anwesenheit zu tun hatte; sie war immer so.
Im Hinterhof nahmen sie bei Sonnenuntergang ein köstliches Mahl ein. Laulaus war Schweinefleisch, das in Tarospitzen eingewickelt war und wie dicker Spinat aussah, jedoch wesentlich besser schmeckte. Das Fleisch war zart und hatte den unvergleichlichen Geschmack der Tarospitzen angenommen. Natürlich wurde auch frisches Obst angeboten.
Als es dunkel war, machte Kuliano im Hinterhof ein Feuer und begann, wieder zu singen. Jared hatte es nicht eilig, zu gehen. Corinne lehnte neben ihm an einem Baumstamm und genoss die Musik und die angenehme Gesellschaft.
»Wie lange kennst du Kuliano und seine Frau schon?« fragte sie beiläufig.
»Seit ich auf der Welt bin«,
Weitere Kostenlose Bücher