Paradies der Leidenschaft
gesehen habe.«
»Du solltest dir dieses keiki einmal genau anschauen, Ialeka«, sagte Aleka schlau. »Vielleicht siehst du dann auch das, was ich sehe.«
Florence erhob sich schnell, um Jareds Aufmerksamkeit abzulenken.
»Auf dieser Seite der Insel herrschen äußerst ungewöhnliche Witterungsverhältnisse, Mr. Burkett«, sagte sie, während sie ans Fenster trat. »Einen so heftigen Sturm, wie wir ihn gestern hatten, habe ich noch nie erlebt. Doch heute scheint die Sonne, und der Wind hat sich gelegt.«
»Für diese Inseln ist das kein ungewöhnliches Wetter, Mrs. Merrill. An diesem En de der Insel ist es nicht so schlimm, aber jetzt ist die Regenzeit, und die bringt starke Winde vom Meer her mit sich. Auf der Windseite regnet es täglich im allgemeinen mindestens einmal, und das über mehrere Monate hinweg. Doch das ist weiter oben an der Küste, wo die Berge die Wolken anziehen.«
»Das klingt nicht schlecht, wenn man es mit einem trüben Winter in Boston vergleicht«, sagte Florence, ehe sie an das andere Küchenfenster trat, das auf den Patio führte. »Die Wellen kommen also doch nicht bis zum Haus hoch. Ich bin einfach nicht von der Vorstellung losgekommen, dass ich erwache und mein Bett im Meer treibt.«
Jared kicherte. »Das ist höchst unwahrscheinlich. Wir liegen hier relativ weit über dem Meeresspiegel. Außerdem ist das Haus auf Pfählen erbaut. Der Patio dient als zusätzliche Blockade, um den Wellen die Kraft zu nehmen.«
»Sie haben ein sehr ungewöhnliches Haus, Mr. Burkett«, sagte Florence und drehte sich wieder zu ihm um.
»Ja, ich glaube schon«, stimmte er ihr zu. »Mein Vater hat es sich als Sommersitz gebaut. Damals hatte es nur drei Räume, zwei Schlafzimmer und den Wohnbereich.«
»Keine Küche?«
»Nach hawaiianischer Tradition wurde im Freien gekocht«, erklärte Jared. »Doch meiner Mutter gefiel es hier so gut, dass sie hiergeblieben ist. Damals hat mein Vater das Haus vergrößert Die Küche wurde angebaut, dann das Esszimmer. Später wurden auch die Schlafzimmer vergrößert.«
»Und der Patio?«
»Zuerst diente er meiner Mutter als Garten. Er war von einem einen Meter hohen Lavabrocken umgeben. Da sie sich mehr dafür interessierte, den Hof vor dem Haus zu bepflanzen, bekam der Patio ein Dach und einen Steinfußboden. Später folgten dann die Fenster und die Fensterläden. Wenn alle Fenster offenstehen, entsteht der Eindruck, man würde sich im Freien aufhalten, und im Sommer ist es der kühlste Platz im ganzen Haus.«
»Ihnen gefällt es hier auch besser als in der Stadt, nicht wahr?« fragte Florence.
»Ich glaube schon«, entgegnete Jared. »Ich bin in diesem Haus aufgewachsen und habe mitgeholfen, es aufzubauen, als ich groß genug war. Doch in den letzten Jahren war ich selten hier. Es hat mich ziemlich viel Zeit gekostet, das Geschäft meines Vaters zu übernehmen.«
»Haben Sie jetzt weniger zu tun?« fragte Florence. »Ich meine weil Sie hier sind.« Als Jared die Stirn runzelte, fügte sie eilig hinzu: »Verzeihen Sie mir, Mr. Burkett! Ich wollte Sie nicht aushorchen.«
Jared hüllte sich in Schweigen und dachte über die Gründe seines Kommens und darüber, wozu sein Kommen geführt hatte, nach. Er musste sich eingestehen, dass er seit seiner Abreise ständig an Corinne gedacht hatte. Oft hatte er ihr sagen wollen, wie leid ihm so einiges tat, doch er brachte diese Worte nicht über seine Lippen.
Er haßte sie für das, was sie getan hatte, und doch begehrte er sie noch. Ihr Anblick erinnerte ihn an alle Männer, die sie gehabt hatten, und doch wollte auch er sie. Der Sturm und sein Bedürfnis, Corinne zu beschützen, war nur eine Entschuldigung gewesen, wieder hierher zu fahren; das war ihm klar. Man konnte sehen, wozu es geführt hatte. Er begehrte sie mehr als je zuvor eine andere Frau. Ihre bloße Berührung ließ ihn alles vergessen.
Er wußte, dass er ihr die vielen anderen Männer nie wirklich würde verzeihen können, doch nach der letzten Nacht wußte er auch, dass er sie nicht von sich gehen lassen wollte. Es war verrückt, und es konnte nicht gutgehen, dennoch hoffte er, der Waffenstillstand, den sie letzte Nacht geschlossen hatten, würde währen - und sei es auch nur für kurze Zeit. Von Corinne hing vieles ab.
Jared bemerkte nicht, wie genau ihn die hawaiianische Kinderschwester und die Kinderschwester aus Boston beobachteten.
Kapitel 32
Corinne betrachtete sich nachdenklich im Spiegel über der Frisierkommode. Ihre
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