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Paradies. Doch kein Himmel (German Edition)

Paradies. Doch kein Himmel (German Edition)

Titel: Paradies. Doch kein Himmel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthea Bischof
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Sie bog um die Ecke und wollte eben am drahtgesäumten Zaun entlang die letzten Schritte zu ihrer Wohnung nehmen, als sie hinter sich einen unerklärlichen Laut vernahm. Sie wandte sich um, da fuhr ihr die Klinge tief in die Kehle. Ein einziger sauberer Schnitt öffnete Frau Lopez‘ Hals und sie sank mit einem schwachen Röcheln zu Boden. In die Lache schwärzlichen Blutes wurde der wasserstoffblondierte Haarschopf getränkt.
     
     
    Bereits auf seinem Heimweg von Genf hatte Vincent seinen Ausbruch vor dem Untersuchungsgremium angezweifelt und in Luzern angekommen begann er ihn  zu bereuen. Es war nicht eben weise gewesen, sich derart aufzuspielen. Vincent schwankte zwischen seinen Wünschen nach einem beruflichen Vorwärtskommen und seinem Anspruch, sich nicht in seinen Kram hineinreden zu lassen. In erwartender Anspannung sah er nach seinen Nachrichten, doch der Rote Ring hatte sich nicht gemeldet. Dafür lag eine Nachricht von Nuuk vor, die sich erkundigte, wie es ihm denn gehe, sie habe schon lange nichts mehr von ihm gehört.
    Vincent rieb sich überrascht die Stirn. Es tat ihm merkwürdig wohl, dass sie nach seinem Wohlergehen fragte, selbst wenn sie nur höfliche Konversation betrieb. Er setzte zu ein paar schwachen Versuchen an, ihr zu antworten und griff schliesslich zum Telefon.
    „Gerecke“, sagte die bereits vertraute Stimme am anderen Ende.
    „Hier ist Vincent“, sagte er. „Vielen Dank für die Nachricht.“
    „Oh, hallo! Wo hast du denn gesteckt? Ich habe ein paarmal versucht, anzurufen, aber du warst nie erreichbar. Ich hab schon selbst gehört, ich sei in Versenkung gewesen, aber so schlimm wie du war ich nicht!“ rief sie fröhlich.
    „Hm, war eine lange Geschichte hier. Jedenfalls bin ich jetzt in Luzern. Von da komme ich, weisst du“, erklärte er.
    „Luzern? Das ist ja wie wenn du in Venedig wohnen würdest. Betreibst du jetzt einen Postkartenladen?“ scherzte sie. Sie war offensichtlich enorm gut aufgelegt.
    „Hm, ich habe mich noch nicht ganz entschieden, aber eine kleine Bude am See hört sich nicht schlecht an…“, erwiderte er nachdenklicher als gewollt. Er räusperte sich und erkundigte sich: „Warum warst du denn in Versenkung?“
    „Ich hatte einen unglaublichen Durchbruch bei der Kraftstoffherstellung! Wir sind so viel weiter gekommen, es ist einfach super!“ flötete sie.
    „Grossartig, ich gratuliere“, meinte Vincent gedehnt.
    „Sagmal, geht es dir nicht so gut?“ fragte Nuuk darauf.
    „Nicht besonders, ich bin nicht mehr beim Roten Ring“, sagte er.
    Es trat eine kleine Pause ein, dann fragte sie: „Was machst du denn jetzt?“
    „Im Augenblick gar nichts. Ist alles eine lange Geschichte. Ich mache Ferien an dem Ort, an dem ich aufgewachsen bin. Paradox sowas“, sagte er, während er sich rückwärts auf das Sofa fallen liess.
    „Ich würde auch gerne einfach so in Luzern sein“, entgegnete Nuuk sehnsüchtig. „Es soll wunderschön sein und ich hatte schon ewig keine Ferien mehr. Das letze Mal, als ich verreist bin, war nach Kopenhagen im tiefsten Winter und ausserdem geschäftlich…“
    Nuuk verstummte und es wurde ihr mulmig, wenn sie an den seltsamen Kongress dachte. Irgendetwas war seither anders.
    „Ich glaube, ich war noch nie in München“, sagte Vincent in die Stille hinein. „Ich könnte dich ja besuchen, wenn du magst.“
    „Ähm. Das kommt gerade überraschend. Hm – aber warum nicht?“ erwiderte Nuuk ein wenig zaghaft.
    „Vergiss es, ich wollte mich nicht einladen, kein Problem, war nur so eine spontane Idee“, beschwichtigte Vincent sie, aber er war sich bereits sicher, dass sie ihn in den nächsten Sekunden einladen würde. Blieb nur die Frage, was das für Consuelo bedeutete.
    „Warum eigentlich nicht?“ sprach Nuuk weiter. „Doch, in Ordnung, komm doch einfach her.“
    „Im Prinzip super gerne, aber ich war wohl ein bisschen zu spontan. Ich habe hier noch einen Feriengast, um den ich mich kümmern muss“, entgegnete nun Vincent.
    „Wen denn?“ fragte Nuuk überrascht und ihre Begeisterung war merklich gedämpft.
    „Sie heisst Consuelo“, erwiderte Vincent.
    „Aus Südamerika?“ fragte Nuuk, noch gedämpfter.
    „Ja, sie ist dreizehn und – naja, es gab da eine elende Geschichte um sie“, erklärte er, während ihm vom anderen Ende die Fragezeichen nur so entgegen purzelten.
    „Was denn für eine elende Geschichte?“
    „Sie ist von einer Sekte abgehauen“, deutete er an.
    „Ihr könnt ja beide kommen“, sagte

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