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Paradies. Doch kein Himmel (German Edition)

Paradies. Doch kein Himmel (German Edition)

Titel: Paradies. Doch kein Himmel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthea Bischof
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es nicht gemeint. Pass auf dich auf, ja?“
    „Ich werde auf mich aufpassen“, bestätigte Vincent.
    Sie verabschiedeten sich von einander, als würden sie auf lange, lange Zeit nichts mehr voneinander hören.

XIX
     
    Leer ist das Haus des Heimatlosen.
    Da geht er aus in die Stadt und streift durch die Strassen, zu suche n den Freund und
    seines stummen Sehnens Ziel.
     
    Es war eine lange Reise gewesen. Nach ihrer Ankunft in Asunción hatte Vincent ein kleines Apartment gemietet, das im Norden der Stadt lag. Es war geräumig genug für zwei Bewohner und warm genug in den immer kälteren Nächten.
    Sie gaben sich Mühe, unauffällig zu bleiben. Sie nannten wo immer möglich keine Namen und Vincent gab eine hohe Kaution in Zahlung, um dem Vermieter keinen Ausweis zeigen zu müssen. Dann zog er los und erstand ein Stellmesser und eine Pistole. Er war nicht geübt im Umgang mit Waffen, aber es war ihm lieber, notfalls seine Haut verteidigen zu können. Anders als in seiner Geburtsstadt war es in Paraguay sowohl ratsam als auch üblich, bewaffnet zu sein. Besonders in den heruntergekommenen Vierteln gingen die meisten gerüstet umher und die verschiedenen Wächter und Sicherheitsleute waren bis auf die Zähne armiert. Wenn naive Fremde sich verirrt hatten und ihres Bargelds und anderer Wertsachen beraubt worden waren, nahmen ihnen die Sicherheitsleute gewöhnlich noch die Kreditkarten und Ausweise ab, welche in den Slums keinen Wert hatten. Es war ein Nebenverdienst, an dem sich selbst vereinzelte Polizisten hintenherum bereicherten.
    Die gesicherte und geladene Pistole trug Vincent im Gürtel unterm offenen Hemd, das Messer in einem Riemen am Bein. Es kam ihm selbst ein wenig seltsam vor, aber es schien ihm empfehlenswert, überschüssiges Vertrauen abzulegen. Mit seiner neuen Ausstattung begab er sich zu Ignacios Taverne. Nicht nur wünschte er sich, den Freund zu sehen, er hoffte auch auf dessen Neuigkeiten.
    Die vertraute Ecke aber war ziemlich heruntergekommen seit seinem letzten Besuch und was ehedem eine Gastwirtschaft gewesen war, war leer und zerschlagen. Vincent sah sich um, doch kein Hinweis war auf Ignacio und seine Familie zu finden. Schliesslich fragte er ein paar Kinder, die mit einem leeren Kanister Fussball spielten, nach dem Verbleib der Taverne.
    „Die Wachen haben die zugemacht“, erklärte ein Junge von etwa acht Jahren.
    „Warum denn?“ fragte Vincent.
    „Die haben das Schutzgeld nicht gezahlt. Dann kommen die eben und machen Peng! den Laden dicht“, erklärte das Kind.
    „Warst du dabei?“ erkundigte Vincent sich.
    „Warten Sie nur, was passiert, wenn Sie hier so viele Fragen stellen!“ erwiderte der Junge.
    „Dann warst du also nicht dabei. Bist wohl ein bisschen feige, ha?“ fragte Vincent und gab vor sich abzuwenden.
    „Ich bin überhaupt nicht feige!“ behauptete der Junge. „Sie haben gesagt, die Leute hätten sich unrechtmässig bereichert. Das haben sie gerufen. Dann haben sie alles kaputt gemacht und die Leute vertrieben. Die haben sich nicht gut gestellt mit denen die hier bestimmen. Dann machen die einfach Peng! und das ganze Zeug kracht in Stücke. Das ist eben so“, erklärte ihm nun der Junge. Er kannte sich offensichtlich aus.
    „Weisst du, wo die Familie dann hingegangen ist?“, fragte Vincent weiter.
    „Das weiss ich, das weiss ich!“ rief einer der kleineren Jungen. Er war struppig und sein buntes Hemd starrte vor Schmutz, doch seine glänzenden Augen flossen vor Beredtheit über.
    Vincent blickte ihn fragend an.
    „Die sind jetzt auf den Müllhalden, sie sortieren den Abfall. Meine Mama macht das auch“, erklärte er.
    „Alle machen das hier, nicht nur deine Mama!“ rief der ältere Junge.
    „Alle machen das hier“, bestätigte der kleinere und sie beide blickten Vincent erwartungsvoll an.
    „Danke“, sagte diese r und verteilte dem Trüppchen ein paar Guarani, worauf sie hüpfend nach allen Richtungen stoben und nur ihren improvisierten Fussball zurückliessen.
     
     
    Es ging schon gegen Abend, als Vincent Ignacio und seine Familie auf den Müllhalden fand. Obgleich die heisse Zeit des Jahres vorüber war, war es noch immer warm genug, um die Abfälle bestialisch stinken zu lassen. Verwesung aller Art mischte sich mit dem Geruch faulen Wassers und sandigen Kartons. Vincent erwog, das Hemd auszuziehen und sich vors Gesicht zu binden, doch so frei fühlte er sich mit seiner Waffe nicht, als dass er das riskiert hätte. So hielt er sich den Ärmel

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