Paradies. Doch kein Himmel (German Edition)
dass Sie mir vielleicht helfen können?“ sagte Consuelo mit ihrer feinen Stimme. Sie war ein Kind, so ohne Zweifel und die Frage, wie sie schwanger geworden war, stellte sich Vincents zum widerholten Male.
Er reichte ihr die Hand und sagte seinen Vornamen und als sie erstaunt zu ihm aufsah, erklärte er ihr, sie könne ihn mit du ansprechen. Consuelo nickte ernsthaft.
„Komm mit in dieses Zimmer, da können wir sprechen“, sagte Vincent und ging voraus.
Als sie sich auf die Holzbank gesetzt hatte und er selbst sich auf einen Stuhl, fragte er: „Wer weiss denn davon?“
„Nur Sie - du“, sagte das Mädchen und senkte den Blick.
Vincent nickte. Dann fragte er weiter: „Kannst du mir den Namen des Vaters nennen? Weisst du, eigentlich wäre es seine Aufgabe, in dieser Situation für dich zu sorgen.“
„Nein!“ rief sie.
„Bei einer Schwangerschaft müssen sich eigentlich beide Beteiligten darum kümmern. In der einen oder anderen Weise. Sag mir deswegen doch bitten den Namen des Vaters, ich bin sicher , im Namen des Roten Rings kann ich dich beschützen, selbst wenn der Vater nicht gerne darauf angesprochen wird. Hm? Wie heisst der Vater?“ insistierte Vincent.
„Pombero“, erwiderte sie.
„Wer?!“ Vincent schnaubte. Der Pombero war eine Sagengestalt, ein hässlicher, haariger Kobold, der zu alleinstehenden Frauen schlich und auch für die landesweite hohe Rate ungeklärter Vaterschaften verantwortlich gemacht wurde. Nach Vincents eigenen Berechnungen mussten eine ganze Reihe Pomberos herumlaufen und wahrscheinlich waren sie nicht immer hässlich. Heftiger Ärger überkam ihn. „Das ist keine Angelegenheit zum Witze reissen! Sag mir nun endlich, wer es war!“
„Das geht nicht!“ rief Consuelo. Sie richtete sich kerzengrade auf und starrte ihn an. „Bitte sag meiner Mama nichts, bitte bitte sag niemandem etwas, bitte, es ist ganz wichtig!“
Vincent zuckte mit den Schultern und stützte die Ellbogen auf seine Knie. „Gut, ich sage nichts. Ich weiss nicht einmal, wer deine Mama ist, erinnerst du dich? Es will dir niemand Schwierigkeiten machen, aber verstehst du, je nach dem hat sich der – dieser Mann eben strafbar gemacht. Wenn er viel älter wäre als du oder – was auch immer. Wenn etwas vorgefallen wäre, das du nicht hättest erleben sollen, dann musst du geschützt werden. Verstehst du das?“
Consuelo sah ihn immer noch starrend an, den Rücken durchgedrückt und unbeweglich.
„Es darf niemand erfahren“, beharrte sie trotzig.
Vincent wünschte sich, seine Kollegin Patricia wäre an seiner Stelle hier gewesen.
„Ok. Also, ich kann dir zwei Möglichkeiten anbieten: Die eine wäre, ich bringe dich hier zu einem Arzt und wir übernehmen die Rechnung“, erklärte ihr Vincent. „Die andere wäre, ich nehme dich mit nach Asunción. Ansonsten dasselbe. In beiden Fällen musst du aber versprechen, in Zukunft auf dich aufzupassen und eine Kollegin von mir wird dich in allen Einzelheiten über Empfängnisverhütung unterrichten. Wo sind deine Eltern? Du weisst, dass du danach liegen und nachher noch zwei Kontrolluntersuchungen haben musst, damit sicher alles mit dir in Ordnung ist.“
„Was soll denn nicht in Ordnung sein mit mir?“ fragte Consuelo überrascht.
„Ich meine, ob der Eingriff richtig verlaufen ist“, erklärte Vincent.
„Aha. Dann komme ich mit Ihnen nach Asunción“, erklärte sie ohne Umschweife. Sie fiel wieder in die Höflichkeitsform.
„Werden dich deine Eltern nicht vermissen? Sie müssen dem Arzt eigentlich ihr Einverständnis für den Eingriff geben“, gab er zu bedenken.
„Mama darf nichts davon erfahren!“
„Wird sie nicht misstrauisch, wenn du plötzlich verschwindest?“ fragte er.
„Nein!“ rief sie.
Vincent legte seine Stirn in Falten und dachte nach.
„Hör zu, Consuelo, so einfach ist das nicht. Ich kann dir sicher helfen und wir können eine Lösung finden, aber ich kann dich nicht so einfach durch das halbe Land mitnehmen. Dafür brauche ich das Einverständnis deiner Mutter oder deines Vaters. Verstehst du? Sonst mache ic h mich der Entführung schuldig“, erklärte er ihr.
„Aber ich werde es doch auch niemandem sagen!“ betonte Consuelo. Hatte sie zuvor einen reifen, wohlüberlegten Eindruck gemacht, so war sie nun ganz ein verstörtes Kind und in ihren Augenwinkeln glänzten Tränchen.
„Es geht nicht darum, ob du es jemandem sagst, es geht darum, dass es illegal ist und deine Eltern jedes Recht haben, mich und meine
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