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Paradies. Doch kein Himmel (German Edition)

Paradies. Doch kein Himmel (German Edition)

Titel: Paradies. Doch kein Himmel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthea Bischof
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Lassen Sie meine lieben Kinder, meine unschuldigen Küken nicht der Verderbtheit der Strasse anheimfallen, raffen Sie ihre Unschuld nicht dahin, nur weil Sie hart gegen uns sind, ich flehe Sie an, ich bitte inständig, ich lege mein Herz vor ihre Füsse, seien Sie gnädig, Sie haben die Macht zu geben und zu strafen, seien Sie gütig, haben Sie ein mitleidig Herz mit uns, die wir doch nichts haben als unsere Anständigkeit!“
    Der Söldner räusperte sich und trat einen weiteren Schritt zurück. Sein Kollege kam näher, hielt aber einigen Abstand zu der Frau, deren markerschütternde Klage weithin in La Chacarita zu hören war.
    Vincent stand auf und trat hinter Ignacio und seine Schwester und schliesslich erhob sich auch Curdin. Die vertriebenen Gäste und weitere Schaulustige waren an den Eingang des Hofes getreten, in sicherer Entfernung von dem Gesetz, aber nahe genug, um die Einzelheiten nicht zu verpassen.
    „Señora, Sie haben die falsche Bewilligung“, widerholte der Söldner. „Wir können gegen die eine richtige Gebühr die richtige ausstellen. In zwei Wochen komme ich wieder, dann haben Sie die Bewilligung, oder Sie kaufen sie von mir. Sonst machen wir den Laden dicht. Klar?“
    „Aber ich versichere Ihnen, wir wollen doch alles tun, wir wollen doch alles in der rechten Ordnung haben, ich versichere Sie“, beteuerte die Frau und wischte sich mit der Küchenschürze die schwarzen Augen.
    „Das wollen wir hoffen“, murmelte der Söldner drohend und schob den anderen mit der Schulter aus dem Hof, durch die Schaulustigen hindurch, die vor ihnen eine Gasse bildeten, als mieden sie den giftigen Hauch der Pest, der hindurchfuhr.
    Als sie gegangen waren und das Geräusch ihres davonfahrenden Wagens verklungen war, strich sich Ignacios Schwester die Schürze glatt, nickte befriedigt und kehrte ohne ein weiteres Wort mit ihren Kindern in die Küche zurück.
    Vincent verstaute seinen Ausweis als Mitarbeiter des Internationalen Roten Rings wieder in der Tasche und rieb sich die Stirn. Ignacio sank wie gebrochen in einen der Stühle und als Vincent sich neben ihn setzte und die Hand auf die Schulter legte, wiegte der Wirt den kahlen Kopf in den Händen und stöhnte auf wie im Schmerz.
    „Vielleicht können wir dir helfen, unsere Kontakte zur Verwaltung können dir nützen!“ sagte er beschwörend. Als Ignacio weiterhin schwieg, beugte sich Vincent nahe an sein Ohr und fragte: „Was ist das mit der Bewilligung?“
    Ignacios Rücken hob sich in einem tiefen Seufzer und er sagte leise, so leise, als erstickten Tränen seine Rede: „Ich habe nicht die richtige Bewilligung, ein Freund hat gesagt, dass die reicht, dass ich keine andere brauche. Er hat gesagt, kein Mensch schaut das jemals an. Aber selbst wenn ich die richtige Bewilligung hätte, wenn sie wollen kommen sie und nehmen mir alles weg! Oh, ihr wisst gar nicht, wer dahinter steht und die Fäden in der Hand hat. Da sind wir alle wehrlos!“
    Ignacios mächtige Schultern wurden von lautlosem Schluchzen geschüttelt, sein kräftiger Rücken bebte wie der eines zarten Kindes und Vincent schnürte der Anblick das Herz ab, er wusste nicht, was zu sagen, er wusste nur, dass dieser Mann sein Freund war, mehr sein Freund als viele andere, die sich den Namen hatten geben lassen. Diesem seinem Freund wollte er zur Seite stehen, ihn unterstützen, wo es ihm gelang, ihm zur Hilfe kommen und auf seine Treue bauen. Es fühlte Vincent in diesem Moment eine Verbindung zu dem Wirt aus La Chacarita seinem Freund, wie er sie zuvor nicht erlebt hatte. Es war wie Heimat, es war wie das Gefühl, mit dem in anderen Zeiten Soldaten in den Krieg gezogen waren, es war die tiefste Solidarität, die ihn band und er gab sich das unverbrüchliche Versprechen, diese Treue nie zu brechen und diese Freundschaft nie zu vergessen, während er bei Ignacio sass, der sein Gesicht in den Händen verborgen hielt.
    „Ich werde dir helfen, Ignacio, ich werde tun, was in meiner Macht steht!“ sagte Vincent schliesslich.
    Als er ein diskretes Räuspern hörte, entsann er sich Curdins, der neben ihm stand und mit peinlich berührtem Gesicht auf den weinenden Mann und seinen bewegten Mitarbeiter hinuntersah. Er stand nur ein paar Handspannen von Vincent und war doch über alle Weltmeere entfernt.
    Schliesslich zog Ignacio seinen bärenhaften Leib aus seinem Zusammensturz, wischte sich mit der Hand über das Gesicht und die Augen. Er reckte die Schultern, stand auf, legte Vincent die Hand auf die

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