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Paradies. Doch kein Himmel (German Edition)

Paradies. Doch kein Himmel (German Edition)

Titel: Paradies. Doch kein Himmel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthea Bischof
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hörte sich das ganz anders an.
    Für sein Erscheinen vor dem Zivilgericht kleidete sich Vincent in Abweichung zu seiner neuen Gewohnheit ausnehmend sorgfältig und erstand sogar einen Anzug mit passender Krawatte. Ungeachtet seines Vertrauens in die Immunität des Roten Rings war er nervös und prägte sich Patricias Tipps und Vorschläge ein.
    Es war eine kurze und einfache Verhandlung. Vincent Thal wurde die Unterstützung illegalen  Gewerbes zur Last gelegt sowie eine gefährliche Nähe zu zwielichtigen Aktivitäten. Näher wurden die Vorwürfe nicht definiert. Vincent legte seine Sicht der Dinge im Hinblick auf den Internationalen Roten Ring nieder und verwies auf die Philosophie der wirtschaftlichen Stärkung von minderbemittelten und randständigen Gru ppen. Dies aber fand wenig Echo, denn Vincent wurde nicht in seiner Eigenschaft als Vertreter des Hilfswerks sondern als Einzelperson untersucht. Schliesslich brachte die Gegenseite den Verdacht wegen Vermittlung einer illegalen Abtreibung vor. Während Vincent sich zuvor noch im unerklärlichen Zentrum einer lächerlichen Farce geglaubt hatte, wurde ihm nun ernstlich mulmig und er fragte sich, wie die Sache an den Corte Suprema de Justicia gelangt war. Er geriet ins Stocken und Patricias Hilfe versiegte vor dem Vorwurf. Während Vincents Herz raste und die Hitze unter dem engen Kragen seines Hemdes zu schwelen schien, wurde eine Krankenschwester hereingebeten. Sie war wohl Ende vierzig mit kohlrabenschwarzem Haar und Vincent hatte sie noch nie im Leben gesehen. Sie bezichtigte ihn als Vertreter des Internationalen Roten Rings der Vernichtung von ungeborenem unschuldigem Leben und nannte im Zuge der Untersuchung den verantwortlichen Arzt, der den Eingriff an Claudia Cevas durchgeführt habe.
    Vincent setzte der Atem aus und er starrte nach der gestrengen Schwester, die ihn eines Vorwurfs bezichtigte, der weder in seine Verantwortung fiel noch in irgendeiner Weise das Hilfswerk zu belasten geeignet war. Diese Überlegung aber zeigte sich als naiv, denn der Vorwurf war ernst und umriss nun deutlich die genannten ‚zwielichtigen Aktivitäten‘. Vincent überlegte kurz seine Perspektiven und beschloss, die Sache besser auf sich zu nehmen, als sie Patricia anzuhängen, in deren Verantwortung sie eigentlich fiel. Er selbst entstammte nicht dem katholischen Paraguay, sondern konnte sich auf die länderübergreifenden humanitären Grundsätze des Hilfswerks beziehen. In diesem Sinne rechtfertigte er die Entscheidung und akzeptierte damit den Vorwurf. Immerhin sah die paraguayische Verfassung die Möglichkeit von Schwangerschaftsabbrüchen vor, wenn das Leben der Mutter in Gefahr stand.
    Vincent aber war sich seiner Sache zu sicher gewesen. Die Akzeptanz eines Vorwurfs war das Ende seiner Glaubwürdigkeit und ohne ihm eine weitere Aussage einzuräumen, wurde seine Schuld in allen Angelegenheiten festgestellt und vom Internationalen Roten Ring das Ende seines Wirkens in Paraguay gefordert. Er staunte. Dies war sein Fallstrick, nach allem, was er riskiert hatte?
    Die Untersuchung des Zivilgerichts war abgeschlossen und Vincent Thal wurde als schuldig in allen Punkten befunden. Nun hatte das Hilfswerk bei Eingang des Urteils Gelegenheit, Stellung zu beziehen.
     
     
    Als Vincent Curdin das Ergebnis der Untersuchung vor dem Corte Suprema de Justicia vorlegte, sah er dem Entsetzen selbst ins Gesicht. Curdin sah sich einer Katastrophe gegenüber, wie er sie noch nie in seinem Leben erfahren hatte. Einer seiner Untergebenen war nicht nur einer gerichtlichen Untersuchung unterzogen, sondern zu allem Übel als schuldig befunden worden. Curdin tigerte durch sein Büro, während Vincent ans Fenster gelehnt stand und die Seriosität der Angelegenheit zu überschauen versuchte.
    „Curdin, du hast ein paar Tage Zeit, so dass wir uns eine Lösung überlegen können. Bis das Urteil hier eingeht, vergehen ein paar Minuten“, meinte Vincent beschwichtigend.
    „ Wir? Vincent, du denkst, wir überlegen? Ich habe dir viel zu viel Freiheit eingeräumt, mit der du offensichtlich nicht hast umgehen können. Ich muss diese Katastrophe nun allein ausstehen, ich werde nicht mit dir beraten!“ rief Curdin.
    „Gut, dann ist es dir recht, wenn ich gehe?“
    „Wie kannst du die Sache so auf die leichte Schulter nehmen? Siehst du nicht, was du uns hier aufhalst? Du schadest dem guten Ruf vom Internationalen Roten Ring! Du stellst unsere ganze Arbeit mit einer solchen Handlung in Frage. Wie

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