Paradies. Doch kein Himmel (German Edition)
er bang weiter.
„Hat man Ihnen, mein Junge, nicht beigebracht, auf Arroganz zu verzichten, wenn Sie um neue Mittel bitten?“ fragte sie sanft.
„Ich hatte nicht die geringste Absicht …, wirklich nicht!“ beteuerte er stammelnd.
„Dann entschuldigen Sie sich jetzt mal ordentlich für ihre Unartigkeit und dann sehen wir weite r. Im Übrigen bringt es meine Herkunft mit sich, dass ich nicht gerne mit Frau Frisolé angesprochen werde. Es bekommt meinem Namen nicht. Versuchen Sie es mit Madame, dann können wir Freunde werden“, erklärte sie gelassen.
„Ich entschuldige mich ganz aufrichtig, Madame Frisolé, in irgend einer Weise unhöflich gewesen zu sein“, antwortete Milo Musanthin brav und kam sich mickrig vor. Ungeachtet der opulenten Umgebung fühlte er sich plötzlich wie in der schäbigen Einbauküche seines Elternhauses, wo er sich für das kindliche Entwenden irgendwelcher Süssigkeiten hatte entschuldigen müssen.
Madame Frisolé lächelte zu ihm auf und sagte: „Sehen Sie, bei Ihnen handelt es sich um einen Sonderfall, denn Sie betreiben, soweit ich erkennen kann, grundlegende Forschungen zum Thema alternativer Kraftstoffe. Hein? Sie beschäftigen doch eine Reihe von Wissenschaftlern, deren Arbeit durchaus nicht immer nur profitabel sein kann, das hat profunde Forschung nun mal so an sich. Und in diesem Falle nun ist es ja so, dass Ihnen Beihilfegelder zugesprochen werden können, ohne die Kommission in allen ihren Ebenen beanspruchen zu müssen. Hier nun komme ich ins Spiel, denn ich arbeite mit der Kommission zusammen, bin aber nicht Teil derselben. Verstehen Sie mich?“
„Ich verstehe“, erwiderte Musanthin stupide.
„Da machen wir uns die Sache doch einfach und ich nehme Sie auf die Liste der Firmen, die Beihilfegelder bekommen, weil sie die Möglichkeiten für nachhaltiges Forschen und Handeln ergründen. Dann übernehme ich das Einreichen und Absegnenlassen bei der Kommission und Sie können Ihre Forschung weiter vorantreiben wie bisher“, erklärte sie weiter und ihre Stimme schnurrte, als erläutere sie die aktuelle Wetterlage.
Milo Musanthin blieb die Luft weg. Er ahnte marginal, dass er sich in einer aussergewöhnlichen Situation befand und dass sie ihm eben etwas zusprach, was durchaus nicht üblich sein konnte. Er wusste, dass es diese Beihilfen für Non-Profit-Organisationen gab, doch soweit er wusste, handelte es sich dabei um Universitäten oder um reine Forschungsbuden. Wie er in den Genuss dieser Sonderregelung kam, war ihm gelinde unklar. Weil ihn aber Madame Frisolé mit einem Saccharinlächeln ansah, nahm er den Verdienst froh auf sich und unterliess weitere Fragen.
Sie plauderten weiter und schliesslich legte Madame ihren Arm auf den seinen.
Nuuk sah ihren Vorgesetzten mit der vogelartigen Dame den Raum verlassen und verstand die Welt nicht mehr. Was ging denn hier vor sich? War er von Sinnen?
Sie hatte Herrn Musanthin zwar als einen wissenschaftlich grobschlächtig gebildeten, aber durchaus korrekten Menschen kennengelernt, der wusste, was sich gehörte. Wie er sich aber hier, ausserhalb des Büros betrug und wie er sie angewiesen hatte, sich aufzurüschen, wie er es nannte, hatte sie entschieden verärgert.
Nuuk schüttelte leicht den Kopf. Dieses Symposium war immens wichtig. Wenn GreenPower hier unter Beweis stellen konnte, wie ernsthaft sie arbeiteten und welchen Einsatz sie an den Tag legten, so konnten sie nicht nur den Fortbestand ihres Unternehmens gewährleisten. Sie konnten auch ihre Forschung ausbauen und noch besser werden, noch mehr in kürzerer Zeit erreichen, so dass denn bald die fossilen Brennstoffe mit den erneuerbaren zusammen zum Einsatz kämen und dereinst, in fernen Zukunft denn, nur erneuerbare Energien genutzt werden könnten. Ach, Nuuk wusste, wofür sie arbeitete und das Feuer ihrer Forscherseele flammte auf. Sie sah sich um, ob sie einen anderen Sponsor für GreenPower ausmachen konnte, während sie eine Olive aufspiesste. Sie hatte zwar nicht den gesamten Überblick über die Finanzierung der Firma, aber sie wusste, dass ein paar Verträge bald ausliefen und dass der Fortbestand unter diesen Umständen nicht so sicher war. Während sie ihren Blick durch die Menge gleiten liess, trat jener Forscher im Cordjackett und den zu langen Locken neben sie und blickte blinzelnd zu ihr auf. Er lächelte in frohem Triumpf, da er den Kommissionsprüfenden offensichtlich für sich hatte gewinnen können.
„Sie amüsieren sich gut?“,
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