Paradies. Doch kein Himmel (German Edition)
Stirn. Milo Musanthin blickte mit verhohlener Verachtung auf die Koryphäe der Biodieselforschung und stimmte mit zackigem Nicken zu.
„Ich habe schon von Ihnen im Netz gelesen. Sie haben ein paar grossartige Köpfe bei sich versammelt“, sprach der gelockte Herr weiter und Musanthin blickte dezent um sich, besorgte um seine Wirkung.
„Richtig, richtig“, murmelte er und wollte sich eben abwenden, als er den Chef der europäischen Kommission zur Überprüfung und Verteilung der Beihilfe- oder Subventionsgelder nur wenige Schritte weit entdeckte. Er wandte sich eben nach einem der zierlichen Tische, um seine Hände vom leeren Porzellanteller zu befreien, als der Kommissionsleiter auf die lockige Qualle mit dem Cordbeutel von einem Jackett zugetreten war und den Forscher in ein Gespräch verwickelte.
„Mist, Mist, Mist“, murmelte Musanthin lautlos und stellte sich an, diskret auf die beiden Herren zuzutreten, so als sei er im tiefen Gespräch mit dem zerknitterten Forscher gewesen. Er räusperte sich dezent, als der lockige Forscher eben sagte:
„Bei der Erforschung des Biodiesels haben wir eine Menge Hürden vor uns, weil der Grossteil der Umweltverschmutzung noch auf eine zu unsaubere Verbrennung zurückgeht. Dessen sind wir uns voll bewusst, wissen Sie. Aber wenn wir diese Hürden genommen haben, wenn wir die Verarbeitungsrückstände getilgt haben, dann halten wir eine Alternative in Händen, die echten Bestand hat. Echten Bestand!“ bekräftigte er.
„Das ist richtig“, bekräftigte Musanthin scheinbar vertieft, aber der Kommissionsleiter fand dies durchaus nicht belustigend. Er misstraute dem schnieken Auftreten dieses Unbekannten, der ihm da ohne eine Erklärung über sich selbst ins Wort fiel.
„Und wer sind Sie?“ fragte er deshalb kühl.
„Mein Name ist Milo Musanthin, von GreenPower in Garkhausen. Wir erforschen die Möglichkeiten, die Öle zu verbessern und zudem sind wir bei der Bioethanolherstellung stark mit drin“, erklärte er.
„So?“, erwiderte der Kommissionsleiter und betrachtete ihn von oben. „Sie selbst forschen also?“
Musanthin lachte nachsichtig: „Nein, ich bin der Geschäftsführer, jeder gemäss seinen Fähigkeiten“, erwiderte er und gefiel sich gut in seiner vorgeblichen Bescheidenheit.
„Ist nicht Frau Doktor Gerecke auch hier?“ kam ihm der lockige Forscher unbeabsichtigt zur Hilfe. Musanthin hätte ihm für seine Unbeholfenheit gerne eine geklebt, wenn er nicht eben so nützlich gewesen wäre. Buhlten sie doch alle um die Beihilfe- und Subventionsgelder, die hier mit vollen Händen ausgestreut wurden.
„Ja, Frau Gerecke ist dort drüben“, erwiderte er nur und winkte Nuuk herrisch herbei. Sie hob die Brauen und trat langsam auf das Grüppchen zu.
„Guten Abend“, sagte sie in die Runde und reicht die Hand, während man sich vorstellte.
„Ich höre, Sie sind in der Forschung tätig?“ fragte der Kommissionsleiter.
„Richtig“, erwiderte Nuuk. Sie setzte ihr Glas nieder und begann ihm ihre Forschung zu beschreiben. Als sie zu sehr ins Detail auszuufern drohte und der Kommissionsleiter offensichtlich bar jeden roten Fadens in den Fermentern aus Nuuks Erläuterungen schwamm, griff Musanthin ein:
„Sie sehen, Frau Doktor Gerecke kennt ihre Materie“, sagte er in abschliessendem Ton.
„Sie sind ein Genie! A rbeitet nicht auch Siegmar bei Ihnen?“, fragte begeistert der lockige Cordbeutel, der offensichtlich nicht die geringste Vorstellung von einer Verhandlung über Geld hatte und Musanthin hätte ihm wiederum gerne eine geklebt. Das beseligte Lächeln, mit dem er zur weissblonden Nuuk aufblickte, die ihn um eine Haupteslänge überragte, hatte etwas entschieden Peinliches.
Sie nickte mit freundlicher Beiläufigkeit und sagte dann zum Kommissionsleiter: „Sie müssen entschuldigen, diese Sache ist meine ganze Leidenschaft, ich hoffe, ich habe Sie nicht zu sehr überrumpelt?“
Dieser zuckte die Schultern und sagte: „Ich bin erfreut zu sehen, dass Sie sich wirklich und mit Herzblut einsetzen.“
Dann wandte er sich dem lockigen Forscher wieder zu und stellte ihm weitere Fragen, so dass Musanthin seine Felle fortschwimmen sah und Nuuk dämmerte, dass es hier ein Problem der Glaubwürdigkeit gab. Sie blickte ihren Vorgesetzen böse an, denn auf sein Anraten hin hatte sie sich derart in Schale geworfen, dass sie nicht mehr zum Anlass passte und den Kommissionsprüfenden nicht als Forscherin überzeugte. Welch eine Schande!
Der umbuhlte
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