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Paradies. Doch kein Himmel (German Edition)

Paradies. Doch kein Himmel (German Edition)

Titel: Paradies. Doch kein Himmel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthea Bischof
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Herr wandte GreenPower geflissentlich den Rücken zu und lauschte weiter deren untersetzter Konkurrenz. Musanthin kochte innerlich und sein Gesicht wurde plötzlich blass.
    „Geordneter Rückzug?“ fragte Nuuk herablassend und seine Wut wuchs noch mehr an.
    „Kannst du nicht mal was für unsere Firma tun, nicht nur für Bohnen und Maisbrei!?“ stiess er hervor.
    „Das mache ich eigentlich für die Firma. Grade hast du Mist gebaut, nicht ich“, erwiderte sie. Es war ein Tiefschlag für sie gewesen, aber den Angriff von Musanthin hatte sie nicht verdient.
    Dieser schnaubte und machte sich über das Buffet her.
    „Verkleckere dir die Krawatte nicht, mein Hübscher, sonst wird der Abend auch nicht besser“, sagte spitz und kehrte ihm den Rücken.
    „Hungrig?“ fragte eine amüsierte Stimme neben ihm, nachdem Musanthin eine wilde Mischung gelierter Tartelets verdrückt hatte und sich die feuchten Mundwinkel wischte. Es war Madame Frisolé, die neben ihm stand. Hier war sie in ihrem Element. Hier war sie daheim. Keine exotischen Jagdgründe, kein fremdes Gebaren. Hier war alles, wie sie es kannte und beherrschte.
    Musanthin schluckte schnell , wischte sich die Hand, bevor er sie ihr reichte und sich vorstellte.
    „Frisolé“, sagte sie distanziert und reichte ihm die Hand wie die Kralle einer toten Maise.
    „Sehr erfreut“, erwiderte Musanthin mit seinem charmantesten Lächeln und neigte in gewählter Demut denn Kopf. Die erlesene Garderobe der Dame gab ihm Vertrauen und seine Laune gewann Auftrieb. Hier war er an der besseren Adresse als bei dem Kommissionleiter, der sich nur für verschrobene Laborratten zu interessieren schien. Er musterte Madame Frisolé diskret, ihre fast betonierte Frisur aus einer Myriade dunkler Locken, das diskrete kleine Schwarze von erlesenem Design, die ausgesuchte Magerkeit der Dame und ihr Alter, das alles sprach für ihn.
    „Sie brauchen Geld?“ fragte sie über den Rand des Kristallglases hinweg.
    „Nun, welches Unternehmen nicht, das sich mit einer so grundlegenden Forschung beschäftigt?“, fragte Musanthin zurück und reichte ihr beiläufig seine Karte.
    „GreenPower“, las sie leise und liess die Karte in die winzige Abendtasche gleiten, auf der sich in Perlenstickerei zwei helle Cs ineinanderschlangen.
    „Kommen Sie, gehen wir in den Louis Seize-Saal, dieses Licht ist heute so ordinär“, sagte sie und griff nach seinem Ärmel.
    „Was haben Sie denn für Lieferanten?“ fragte sie beiläufig, als sie in den linden Rokokosaal traten.
    Musanthin staunte und fragte: „Ist das denn wichtig?“
    „Nun, für nachhaltiges Handeln ist es doch von einiger Bedeutung, von wem Sie Ihre Waren beziehen, nicht?“ erwiderte Madame Frisolé sanft.
    „Unser Hauptlieferant ist Transmar Import Export Ltd. Die sind in Brasilien ansässig. Mit denen haben wir ganz gute Erfahrungen gemacht“, erwiderte Musanthin notgedrungen.
    „Mhm“, sagte sie leise und liess sich vom Kellner ein frisches Glas Champagner reichen. Ihre übliche Tour, wie sie sie bei diesen Anlässen vollführte, hatte sie bereits hinter sich und konnte sich nun dem letzten Auftrag und schliesslich dem Vergnügen widmen.
    „Diese Parties sind doch immer dasselbe“, sagte sie mit dem Blick unter halbgesenkten Lidern über die Gäste.
    „Ja, immer dasselbe“, erwiderte Milo Musanthin etwas kurzatmig.
    „Mhm“, sagte Madame Frisolé wieder. Sie war zufrieden. Dieser grüne Junge war also vollkommen neu auf dem Parkett und sie selbst kannte er offensichtlich so wenig wie seine Lieferanten. Perfekt. Besser konnte es gar nicht laufen.
    „Sie – hm, nun“, sagte Musanthin nach einer Pause. Madame Frisolé sah ihn unter ihren dichtgetuschten Wimpern erwartungsvoll an und seine wohlgesetzte Rede zerstob ihm auf der Zunge. Er räusperte sich. Alles, was er sich zurecht gelegt hatte, in gewählten Worten die Tatsache seines offenkundigen Bettelns zu bemänteln, war verflogen und er klaubte nach Worten. „Sie haben – Einfluss auf die Gelder, die hier verteilt werden?“ fragte er und meinte, doch nicht gar so schlecht zu klingen.
    Sie sah ihn spöttisch an.
    „Einfluss?“ fragte sie.
    „Hm“, erwiderte Musanthin und sah seinen nahen Erfolg schwanken. „Ich meine, die EU-Beihilfe-Gelder müssen doch von der zentralen Kommission geprüft werden, nicht?“
    „Das müssen sie, richtig“, erwiderte Madame Frisolé.
    „Sind Sie, Frau Frisolé, nun – wie soll sich sagen – Teil dieser Kommission?“ fragte

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