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Paradies für alle: Roman (German Edition)

Paradies für alle: Roman (German Edition)

Titel: Paradies für alle: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antonia Michaelis
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Veranda.
    Claas öffnete uns die Verandatür.
    »Lotta«, sagte er erschrocken. »Was –?«
    »Wir haben nur einen Nachtspaziergang gemacht«, sagte ich.
    »In einer Scheißweide«, sagte Lotta und zog die Nase hoch und schluckte etwas hinunter. Ihre Verzweiflung. Ihren Wunsch, David zu folgen. Ihre Träume von einer Zukunft, die sie mit ihm teilen konnte.
    Oder einfach nur einen Kaugummi.

    Wir beerdigten David auf dem Friedhof, dessen Mauer an unseren Garten grenzte.
    Es war wie ein Symbol: Der Tod war schon immer ganz nah gewesen, hatte jenseits der Mauer gelegen, nur einen halben Meter von unseren Schafen und unseren Blumen entfernt, in Rufweite von der alten Kinderschaukel am Baum, in Sichtweite von der Veranda, auf der David seinen Vortrag über Siddharta gemacht hatte.
    Der kleine Friedhof war voller Menschen an diesem Tag, da war eine ganze Liste an Menschen. Zum Glück wusste keiner von ihnen, dass es sich bei Beerdigungen gehört, Hände zu schütteln und Beileidsworte zu sprechen, denn wenn mir jemand die Hand geschüttelt hätte, hätte ich mich vermutlich einfach umgedreht und wäre weggerannt.
    Celia war die Einzige, die etwas zu mir sagte. Sie sagte atemlos: »Frau Berek, da hat mich eine Frau angerufen, von einem Kleiderladen, die sagt, dass Sie ihr meine Nummer gegeben haben und dass ich vielleicht bei ihr arbeiten kann, sogar ohne Ausbildung, weil sie jemanden braucht, und das ist wunderbar, und ich wollt nur sagen danke, und David hätte sicher gesagt, dass das richtig gut ist.«
    Und die kleine Marie auf ihrem Arm sah mich mit großen Augen an, nieste und schlief wieder ein.
    Ich wollte gerne lächeln, aber ich hatte für den Moment vergessen, wie man das machte.
    Ich weiß nicht, worüber der Pfarrer sprach. Ich hörte ihm nicht zu.
    Ich glaube, niemand hörte ihm zu.
    Celia sang leise etwas für die kleine Marie, René rauchte, und seine Mutter faltete und entfaltete ständig ein großes kariertes Stofftaschentuch. Herr Wenter streichelte seinen Kater, der ihm um die Beine strich, und Lottas Geschwister flüsterten und schubsten sich gegenseitig. Sogar ihr Bruder Marcel war da, und auch ihre Mutter, die jetzt in der Galerie arbeitet. Jarsen sah in den Himmel, und die einsame Spaziergängerin, die neben ihm stand, sah auf den Boden und malte mit der Spitze ihres Stiefels Kreise in die Erde. Davids Hund lief ruhelos neben dem Grab auf und ab, und die alte Frau Hemke, die wir von der Insel geholt hatten, bewegte unaufhörlich ihre Lippen; ich glaube, sie sprach mit sich selbst, oder möglicherweise mit David.
    Claas stand die ganze Zeit über hinter mir, und ich lehnte mich an ihn oder er sich an mich, und das war gut. Wir hatten noch sehr viel zu reden, Claas und ich. Aber es war nicht eilig. Einmal klingelte ein Handy, und ich dachte: Das ist Claas’ Handy, das ist die Klinik, die ihn wegen irgendetwas braucht, aber es war nicht Claas’ Handy, Claas sagte, er hätte sein Handy zu Hause gelassen. Es war das Handy des Schauspielers, den ich erst bemerkte, als es klingelte. Er zuckte entschuldigend mit den Schultern und schaltete es aus. Und dann warfen wir unsere Hände voll Erde auf die Urne, denn es war eine Urne, weil keiner von uns es ausgehalten hätte, neben einem offenen Sarg zu stehen, in dem Prinz Goldhaar aus dem alten Pfarrhaus lag und nie mehr aufstehen würde.
    Und alle Leute, die da waren, traten vor das Grab und schwiegen einen Moment, weil sie nicht wussten, was sie sagen sollten. Einen Moment lang hatte ich befürchtet, Thorsten Samstag würde auftauchen. Er tauchte nicht auf. Er wird in meinem Leben vermutlich nie wieder auftauchen. Wir können einander nicht helfen.
    Schließlich kniete ich mich hin und steckte die Zweige in die Erde, die ich mitgebracht hatte.
    »Die sind von der mittleren Weide«, sagte ich zu David. »Damit … damit du dann doch in einer Weidenkirche liegen kannst, wenn sie anwachsen, so wie Lotta und du das wollten.«
    Aber Lotta war als Einzige nicht da.
    Ich verstand sie.

    Ein paar Tage nach Davids Beerdigung wanderte ich noch einmal allein zu der alten Hütte hinaus.
    Am Zaun lehnte ein neues rotes Kinderfahrrad. Ich kannte es, denn ich hatte es gekauft.
    Ich ging um die Hütte herum, in den Garten. Dort saß eine kleine Gestalt. Sie saß auf der rechten Seite der Holzskulptur, in der Jacke und mit der Mütze, und ich setzte mich auf die linke.
    »Hey«, sagte ich.
    »Hey«, sagte Lotta.
    Wir hatten nach der Sache mit der Weide nicht viel

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