Paradies in Gefahr: Mittsommergeheimnis (German Edition)
du meinst.”
Als Hanna knapp zehn Minuten später aus dem Polizeipräsidium von Dvägersdal trat, glaubte sie ihren Augen nicht trauen zu dürfen. Sie blinzelte heftig, doch an dem Bild, das sich ihr bot, änderte sich nichts. Am Straßenrand parkte ihr grüner 2CV, und davor stand, lässig gegen die Motorhaube gelehnt, Mikael.
“Was tust du denn hier?”, stieß sie völlig perplex hervor. “Und wie kommst du an meinen Wagen?”
Er hob die Schultern – eine Geste, die sie irgendwie an ihm mochte. “Ich nahm an, dass du eine Mitfahrgelegenheit nach Hause brauchen könntest. Außerdem … Wir müssen reden, Hanna.”
Hanna versuchte gar nicht erst, ihre Überraschung zu verbergen. Nach allem, was zwischen ihnen vorgefallen war, hatte sie nicht damit gerechnet, Mikael jemals wiederzusehen – außer vielleicht vor Gericht. Ihr Herz schlug vor Aufregung Purzelbäume. “Ist das wirklich dein Ernst?”
“Sonst wäre ich doch wohl kaum hier”, erwiderte er nüchtern. “Also, was ist? Willst du fahren oder soll ich?”
“Na los”, sagte sie und streckte die Hand aus. “Gib mir schon den Schlüssel!”
Noch nie war ihr die Fahrt von Dvägersdal bis hinauf zu ihrem Elternhaus so unendlich lang vorgekommen. Mikael neben sich sitzen zu haben, löste einen ganzen Haufen unerwünschter Gefühle in ihr aus, die sie einfach nicht kontrollieren konnte.
Ihr Herz hämmerte wie verrückt, und mit einem Mal erschien es ihr schrecklich stickig im Inneren des Wagens, sodass sie hastig das Fahrerfenster hinunterkurbelte. Doch auch die kühle Abendluft verschaffte ihr keine Erleichterung. Die Hitze, die ihr den Schweiß auf die Stirn trieb und ihr fast den Verstand raubte, entsprang tief in ihrem Inneren.
Mikael sprach die ganze Zeit über kein einziges Wort, was Hannas innere Anspannung noch erhöhte. Sie war froh, als sie schließlich das Haus erreichten. Hanna schloss die Tür auf und ließ Mikael hinein. “Möchtest du vielleicht einen Tee oder einen Kaffee?”, fragte sie – im Grunde nur, um das immer unerträglicher werdende Schweigen zu überbrücken.
Er schüttelte den Kopf. Sie standen sich im Korridor gegenüber und schauten sich einfach nur an. Hanna atmete schwer. Sie konnte den Blick nicht von Mikaels schokoladenbraunen Augen abwenden. Ihr Herz hämmerte. Doch als er einen Schritt auf sie zumachte und sie in seine Arme ziehen wollte, wich sie ihm aus – obwohl es genau das war, wonach sie sich am meisten sehnte.
“Ich … Ich dachte, du wolltest reden.”
Sein Lächeln ließ ihr die Knie weich werden. Schwer stütze sie sich gegen den Türrahmen zur Küche. Sie fühlte sich völlig konfus. Was wollte Mikael von ihr? Etwa mit ihr schlafen, um sie dann – wie schon beim letzten Mal – einfach abzuservieren?
Hanna atmete tief durch. Mit jeder Faser ihres Herzens sehnte sie sich nach ihm. Doch ehe sie auch nur in Betracht ziehen konnte, sich ihm noch einmal hinzugeben, musste sie erst einmal wissen, woran sie war. Denn wenn sie ihn noch einmal so nah an sich heranließ, dann war sie verloren. Ein für alle Mal.
Mit zitternden Knien ging sie voran in die Küche. Mikael folgte ihr, sie konnte seine brennenden Blicke im Rücken spüren. Sie war froh, als sie sich endlich an den großen Esstisch setzen konnte – mit ausreichend Abstand zu Mikael, sodass sie zumindest einigermaßen klar denken konnte.
Hanna holte tief Luft. “Um ehrlich zu sein: Ich dachte nicht, dass du mich noch einmal wiedersehen willst. Glaubst du mir, dass ich nichts mit der Sache auf der Baustelle zu tun habe?”
“Hanna, ich habe mir nie wirklich vorstellen können, dass du dahintersteckst. Ich war wütend auf dich, aber irgendwo tief in mir drin wusste ich immer, dass du zu so etwas nicht fähig bist. Du liebst die Natur, aber mindestens ebenso sehr liebst du die Menschen. Du würdest nie riskieren, jemandem zu schaden.”
Hanna spürte, wie ihr die Tränen kamen. Nie hätte sie zu hoffen gewagt, solche Worte aus Mikaels Mund zu hören. Und selbst jetzt konnte sie es noch nicht wirklich glauben. “Und jetzt? Bist du immer noch wütend auf mich?”
“Um ehrlich zu sein, ich weiß es nicht, aber …” Er stand auf, kam um den Tisch herum und griff nach ihrer Hand. “Du darfst mich nie wieder anlügen, hörst du? Wenn ich noch einmal das Gefühl habe, dass du versuchst, mich zu manipulieren, ist es endgültig vorbei. Ich kann vieles verzeihen, das aber nicht …”
Und dann war es wieder da, dieses Prickeln in der Luft,
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