Paradies in Gefahr: Mittsommergeheimnis (German Edition)
denn sie bäumte sich auf und krallte die Finger in seine Schultern.
Langsam, ganz langsam fing er an, sich in ihr zu bewegen, und sie passte sich wie von selbst seinem Rhythmus an. Ihre Augen waren geschlossen, und es dauerte nicht lange, bis ihr Atem immer heftiger und heftiger ging. Und dann schrie sie in Ekstase auf, und auch Mikael spürte, wie er sich dem Moment der Erfüllung näherte.
Ein heiseres Stöhnen entrang sich seiner Kehle, als sie ihre Fingernägel tief in die Haut an seinen Schultern grub. Doch es war ein süßer, ein köstlicher Schmerz, der ihn endgültig über die letzte Grenze hinwegtrug.
Gemeinsam mit Hanna erklomm er den Gipfel der Lust.
Etwas später am selben Abend lagen sie dicht aneinandergeschmiegt vor dem knisternden Kamin in Hannas Wohnzimmer. Gedankenverloren zeichnete Hanna mit den Fingern Muster auf Mikaels Brust, bis er schließlich ihre Hand festhielt, sich auf den Ellbogen stützte und sie anschaute. “Hanna, ich muss dich etwas fragen …”
Sie blinzelte. “Ja? Was ist los? Komm schon, was liegt dir auf dem Herzen?”
“Hör zu”, sagte er, hob ihre Hand zu seinen Lippen und küsste sie. “Ich habe da etwas gehört, das mir einfach nicht aus dem Kopf geht.” Er schaute ihr direkt in die Augen. “Die Sache mit den Protesten, mit deinem Engagement für den Umweltschutz … Hanna, kann es sein, dass du das alles nur für deinen Vater tust?”
“Was?”
Sofort setzte sie sich kerzengerade auf. Sie konnte nicht glauben, was Mikael da sagte. Wie kam er bloß auf so etwas?
Ist es denn nicht so?
fragte im selben Moment eine innere Stimme. Zumindest zum Teil? Wem versuchst du eigentlich hier etwas vorzumachen? Mikael? Oder dir selbst?
Sie schluckte heftig, doch der Kloß, der sich ganz plötzlich in ihrer Kehle gebildet hatte, wollte nicht verschwinden. Ihr stiegen Tränen in die Augen, die sich auch durch energisches Blinzeln nicht zurückdrängen ließen.
Schon landete der erste Tropfen auf ihrem Unterarm. Hastig wischte sie sich mit dem Handrücken über die Wangen. Dann zwang sie sich zu einem Lächeln. “Jetzt hast du mich zum Heulen gebracht!”, schluchzte sie.
Mitfühlend drückte er ihre Hand. “Dann ist es also wirklich so? Es geht dir darum, das Andenken deines Vaters zu bewahren?”
“Ja … Nein – ich meine …” Sie schüttelte den Kopf. “Ich weiß es selbst nicht so genau! Es ist eine lange Geschichte.”
“Und wir haben die ganze Nacht Zeit”, entgegnete er. “Dein Vater war also ein passionierter Umweltschützer, ja?”
Hanna lachte bitter auf. “Das ist allerdings noch eine sehr nette Umschreibung. Im Allgemeinen wurde er jedoch als verrückter Spinner bezeichnet. Mein Vater war … ja, man könnte tatsächlich sagen, er steckte seine gesamte Energie in den Schutz der Natur. Als kleines Mädchen war er mein strahlender Held. Er stand für das ein, was er sagte, und ging niemals faule Kompromisse ein. Aber als ich dann älter wurde …” Sie zuckte mit den Schultern. “Wenn ich heute darüber nachdenke, erscheint es mir richtig lächerlich, aber mit fünfzehn oder sechzehn ist es schrecklich, von allen belächelt zu werden, weil man altmodische Kleidung trägt und einen Vater hat, den alle für total durchgedreht halten.”
Mikael nickte. “Ich kann mir vorstellen, dass das schwer für dich gewesen ist. Aber deswegen fühlst du dich doch sicher nicht schuldig, oder?”
“Nein, ich …” Sie senkte den Blick. “Wir hatten einen schrecklichen Streit, kurz nach meinem achtzehnten Geburtstag. Er wollte mal wieder all unser Erspartes in ein dubioses Projekt stecken, da bin ich ausgeflippt. Ich habe meine Sachen gepackt und bin abgehauen. Einfach so. Von Falun aus habe ich den nächsten Zug nach Stockholm genommen, wo ich mich an der Uni einschrieb.”
“Du bist Lehrerin geworden”, sagte er und strich ihr hauchzart mit dem Finger über den Arm. “Das ist doch toll. Dein Vater muss sehr stolz auf dich gewesen sein.”
“Er hat …” Hanna schluckte hart. Sie schloss die Augen und atmete tief durch. “Er hat nie davon erfahren. Ich war gerade ein halbes Jahr fort, als er sich zu einer besonders riskanten Aktion überreden ließ. Er kam dabei ums Leben, und ich erhielt nie eine Gelegenheit, mich mit ihm auszusprechen.” Sie kämpfte mit den Tränen, hob aber trotzdem erneut die Achseln. “Was soll’s? So spielt das Leben eben manchmal. Ich hätte früher einsehen müssen, wie albern und kindisch mein Verhalten war. Ich …”
Weitere Kostenlose Bücher