Paradies in Gefahr: Mittsommergeheimnis (German Edition)
Taschenlampe erfasst wurde und den Blick abwenden musste.
“Meine Güte, das ist ja Hanna Fredrikson!”
Als die Taschenlampe sich wieder gesenkt hatte, erkannte Hanna in einem der Polizisten Henk Aalberg, den Vater eines ehemaligen Schülers. Er starrte sie an, als würde er einen Geist sehen, und schüttelte ungläubig den Kopf. Der andere Beamte – ein jüngerer Mann, den Hanna nur vom Sehen kannte – trat vor und nahm Hanna beim Arm. “Komm, ich bringe dich jetzt erst mal zu unserem Wagen, und wenn wir hier fertig sind, fahren wir zum Revier. Dort können wir uns dann in Ruhe darüber unterhalten, was hier vorgefallen ist.”
Hanna fühlte sich schrecklich elend. Sie spürte Mikaels wütende Blicke in ihrem Rücken und wusste, dass er glaubte, sie soeben auf frischer Tat ertappt zu haben. Und was sollte er auch sonst denken? Nach allem, was zwischen ihnen vorgefallen war, hatte er nicht den geringsten Grund, ihr Vertrauen zu schenken.
Ohne Widerstand ließ sie sich von dem Polizeibeamten zum Wagen führen.
“Verdammt, das darf ja wohl nicht wahr sein!” Wütend versetzte Mikael dem Zuckerpäckchen, das neben der Planierraupe lag, einen Tritt, sodass es im hohen Bogen durch die Luft flog und schließlich in der Baugrube landete. “Die Maschinen müssen alle aufwendig gereinigt und instand gesetzt werden, wenn das Zeug wirklich in die Tanks geraten ist. Unseren Zeitplan können wir dann endgültig vergessen!”
Beruhigend legte der Polizeibeamte – er hatte sich als Sergeant Aalberg vorgestellt – ihm eine Hand auf die Schulter. “Ich verstehe Ihren Ärger, aber …” Er schüttelte den Kopf. “Irgendwie fällt es mir schwer zu glauben, dass Hanna Fredrikson dafür verantwortlich sein soll. Ich weiß, alle Indizien sprechen gegen sie, aber es passt eigentlich nicht zu ihr. Sie ist sonst immer so …”
“Überkorrekt”, half Mikael ihm aus. Er fuhr sich mit einer Hand durchs Haar und atmete tief durch. “Ja, ich weiß.”
Tief in seinem Inneren glaubte auch Mikael nicht, dass Hanna wirklich so weit gehen würde. Sie liebte die Natur sehr, und aus irgendeinem unerfindlichen Grund lag ihr dieser unheimliche schwarze Felsen, der
Trollfjällen
, ganz besonders am Herzen. Doch Mikael konnte sich nicht vorstellen, dass sie so weit gehen würde, Menschenleben zu riskieren. Und das war bei dem Zwischenfall mit dem Schaufelbagger ganz eindeutig der Fall gewesen.
“Verstehen Sie mich nicht falsch”, fuhr Aalberg fort. “Wir werden natürlich trotzdem auch in diese Richtung ermitteln, aber … Ein solches Verhalten hätte viel eher zu ihrem Vater gepasst als zu Hanna.”
Mikael, der sich sofort an die Fotos von Hanna und ihrem Vater erinnerte, die er gesehen hatte, horchte auf. “Ihrem Vater? Was war denn mit ihm?”
Aalberg zuckte mit den Schultern. “Oskar Fredrikson war … nun ja, etwas eigentümlich, ein richtiger Alt-Hippie eben. Den Leuten im Ort war er immer ein wenig suspekt, und auch Hanna hatte es als Kind nicht gerade leicht. Vor allem, da der Mann sich mehr um seine Aktivitäten in puncto Umweltschutz kümmerte als um sein eigenes Kind. Aber kommen wir doch zurück zum Thema. Haben Sie eine Idee, wer, abgesehen von den Umweltschützern, ein Motiv haben könnte, die Bauarbeiten Ihrer Firma zu sabotieren?”
Mikael dachte kurz über die Frage nach, schüttelte dann aber den Kopf. “Nein, da fällt mir niemand ein. Natürlich hat ein Unternehmen wie
Svenska Hotellen
nicht nur Freunde, und die Konkurrenz arbeitet nicht immer mit Samthandschuhen, wenn es um einen lukrativen Auftrag geht. Aber soweit ich weiß, hat es für das Projekt in Dvägersdal nie einen anderen Interessenten gegeben. Es handelt sich um ein persönliches Steckenpferd meines Vaters.” Mit einem Kopfnicken deutete er in Richtung Streifenwagen. “Und was passiert jetzt mit Hanna? Ich glaube wirklich nicht, dass sie für das, was heute Nacht passiert ist, die Verantwortung trägt. Sie sollten lieber herausfinden, wer die zweite Person war, die sich hier auf dem Gelände herumtrieb. Vermutlich hat Hanna lediglich versucht, Schlimmeres zu verhindern.”
Der Polizist nickte. “Wir werden sie trotzdem zur Befragung mit aufs Revier nehmen. Wenn es ihr gelingt, alle Vorbehalte gegen sich auszuräumen, steht es ihr danach frei, nach Hause zu gehen.”
Mikael nickte. “Also schön, wenn Sie mich dann nicht mehr länger brauchen …” Er verabschiedete sich von Aalberg und ging zu seinem Wagen zurück. Dabei vermied er
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