Paradies in Gefahr: Mittsommergeheimnis (German Edition)
es, in Hannas Richtung zu blicken. Er wollte sie nicht sehen, wollte sich nicht daran erinnern, wie wunderbar weich sie sich in seinen Armen angefühlt hatte.
Doch sie aus seinen Gedanken zu verbannen, fiel ihm wesentlich schwerer, als ihm lieb war.
Als er endlich hinter dem Steuer des Mietwagens saß, lehnte er den Kopf gegen das kühle Glas der Seitenscheibe und schloss die Lider. Sofort spielte sich vor seinem inneren Auge die Szene vorhin auf der Baustelle noch einmal ab. Er sah Hanna, wie sie brutal zur Seite gestoßen wurde. Sah, wie sie ins Stolpern geriet. Und dann schien alles wie in Zeitlupe abzulaufen. Er hörte sie einen erschrockenen Angstschrei ausstoßen, als sie fiel. In diesem Moment war ihm klar geworden, dass er nie wieder einen glücklichen Tag erleben würde, wenn ihr etwas zustieß. Er hatte das lähmende Gefühl von Entsetzen abgeschüttelt und war losgerannt, sicher, dass er zu spät gekommen und sie schwer verletzt am Boden der Baugrube auffinden würde. Entsprechend groß war seine Erleichterung gewesen, als er erkannte hatte, dass ihr nichts zugestoßen war.
Er öffnete die Augen und atmete tief durch. Im Rückspiegel sah er die hinteren Scheinwerfer des Streifenwagens langsam in der Dunkelheit verschwinden.
Und nun?
Es gab ungefähr tausend Dinge, über die er sich jetzt den Kopf zerbrechen sollte, angefangen bei den beschädigten Baumaschinen bis hin zu dem Problem, wie er seinem Vater die Verzögerung der Arbeiten erklären sollte. Doch er konnte nur an
sie
denken.
Hanna.
Frustriert hieb er mit der flachen Hand aufs Lenkrad. Was war bloß mit ihm los? Was hatte dieser kleine Kobold mit ihm angestellt, dass er – der sonst immer so beherrscht war – sich nun plötzlich selbst nicht mehr unter Kontrolle hatte. Er hatte sich doch nicht etwa in sie …?
Nein, unmöglich! Und doch …
Du hast dich in sie verliebt, du Idiot! Und was jetzt? Was willst du nun machen?
Mit einem Kopfschütteln verdrängte er den Gedanken, steckte den Autoschlüssel ins Zündschloss und drehte ihn.
Nichts passierte.
Er runzelte die Stirn. Vorhin, auf dem Weg zur Baustelle, war doch noch alles in Ordnung gewesen, und die Tankanzeige stand ebenfalls noch auf halb voll. Erneut drehte er den Zündschlüssel um, doch nichts rührte sich.
Unwillkürlich dachte er an seinen ersten Tag in Dvägersdal und seine erste Begegnung mit Hanna zurück. Es konnte doch nicht sein, dass … Versuchshalber klopfte er mit dem Zeigefinger gegen die Plexiglasabdeckung der Armaturenanzeige und konnte es nicht fassen, als der Zeiger für den Benzinfüllstand plötzlich von halb voll auf Reserve abfiel.
Nein, nicht schon wieder!
Dieser Tag stand wirklich unter keinem guten Stern. Und jetzt? Natürlich konnte er mit seinem Handy Hilfe herbeirufen, aber …
Sein Blick fiel auf den grasgrünen Peugeot, der ein Stück hinter ihm am Straßenrand stand. Unwillkürlich musste er wieder an Hanna denken. Wenn die Befragung auf dem Revier abgeschlossen war, würde sie jemanden brauchen, der sie nach Hause brachte. Sollte er vielleicht …?
Ohne viel Hoffnung stieg er aus, ging zu Hannas Auto hinüber und spähte durch die Seitenscheibe. Und tatsächlich, der Zündschlüssel steckte.
Vielleicht war der Tag doch nicht so verloren, wie er geglaubt hatte.
“Bitte, Henk, du musst mir glauben. Ich habe das Baustellengelände nur betreten, um weiteren Schaden zu verhindern!”
Henk Aalberg zog seine Uniformmütze ab und fuhr sich durchs Haar. Hanna und er saßen in der Kaffeeküche des Polizeireviers von Dvägersdal zusammen, denn der eigentliche Verhörraum wurde schon seit Jahren als Abstellkammer genutzt. “Ich glaube dir ja. Allerdings wäre es gut, wenn du uns helfen könntest, den eigentlichen Täter zu fassen. Wir müssen herausfinden, wer es auf die Mitarbeiter von
Svenska Hotellen
abgesehen hat.” Eindringlich blickte er sie an. “Komm schon, du weißt doch, wer dahintersteckt, oder nicht?”
Hanna schüttelte den Kopf. “Tut mir leid, aber ich habe wirklich niemanden erkennen können. Und du erwartest ja wohl kaum von mir, dass ich wilde Verdächtigungen ausstoße und damit womöglich Unschuldige in Schwierigkeiten bringen.”
“Nein”, lenkte Aalberg ein. “Natürlich nicht.” Er seufzte. “Also gut, ich denke, das war es dann für heute. Halte dich bitte zur Verfügung für den Fall, dass wir noch weitere Fragen haben, ja?”
“Ich habe nicht vor, Schweden in absehbarer Zeit zu verlassen, wenn es das ist, was
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