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Paradies Pollensa

Paradies Pollensa

Titel: Paradies Pollensa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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das in allem Ernst, Mr Burrows.«
    Der junge Mann machte ein verdrossenes Gesicht.
    »Wir kamen großartig miteinander aus.«
    »Wussten Sie, dass Sir Gervase einen Brief an Monsieur Poirot geschrieben und ihn aufgefordert hatte, hierher zu kommen?«
    »Nein.«
    »Schrieb Sir Gervase seine Briefe immer selbst?«
    »Nein – fast immer hat er sie mir diktiert.«
    »Aber nicht in diesem besonderen Fall?«
    »Nein.«
    »Was mag ihn wohl dazu veranlasst haben?«
    »Das kann ich nicht sagen.«
    »Sie können keinen Grund nennen, warum er diesen Brief selbst geschrieben hat?«
    »Nein, das kann ich nicht.«
    »Aha!« sagte Major Riddle und fügte sanft hinzu: »Ziemlich merkwürdig. Wann haben Sie Sir Gervase zum letztenmal gesehen?«
    »Kurz bevor ich mich zum Abendessen umzog. Ich brachte ihm einige Briefe zur Unterschrift.«
    »Wie war er zu dem Zeitpunkt?«
    »Völlig normal. Ich glaube sogar, dass er wegen irgendeiner Sache sehr zufrieden war.«
    Poirot rutschte in seinem Sessel hin und her.
    »Ach?« sagte er. »Das also war Ihr Eindruck? Dass er wegen irgendeiner Sache zufrieden war? Und trotzdem erschoss er sich gar nicht so viel später. Merkwürdig ist das!«
    Godfrey Burrows zuckte die Schultern.
    »Ich habe nur von meinen Eindrücken gesprochen.«
    »Ja, sicher – und sie sind auch sehr wertvoll. Schließlich gehören Sie vermutlich zu den Letzten, die Sir Gervase noch lebend gesehen haben.«
    »Als Letzter hat Snell ihn gesehen.«
    »Gesehen – ja. Aber nicht mit ihm gesprochen.«
    Burrows erwiderte nichts.
    »Um welche Zeit«, fragte Major Riddle, »gingen Sie nach oben, um sich umzuziehen?«
    »Etwa um fünf nach sieben.«
    »Was machte Sir Gervase?«
    »Er war noch in seinem Arbeitszimmer.«
    »Wie lange brauchte er gewöhnlich zum Umziehen?«
    »Gewöhnlich brauchte er dazu eine Dreiviertelstunde.«
    »Wenn das Abendessen um Viertel nach acht begann, wird er demnach spätestens wohl um halb acht hinaufgegangen sein?«
    »Das ist anzunehmen.«
    »Sie selbst gingen schon vorher nach oben?«
    »Ja. Ich wollte mich umziehen, um anschließend noch etwas in der Bibliothek nachzuschlagen.«
    Poirot nickte gedankenvoll.
    »Ich glaube, das ist im Augenblick alles«, sagte Major Riddle. »Würden Sie dann bitte Miss – wie heißt sie doch noch, diese Miss herschicken?«
    Die kleine Miss Lingard kam fast unmittelbar danach in das Zimmer getrippelt. Sie trug mehrere Ketten, die ein wenig klirrten, als sie sich hinsetzte, und blickte die beiden Männer abwechselnd fragend an.
    »Das ist alles sehr – äh – betrüblich, Miss Lingard«, begann Major Riddle.
    »Wirklich sehr betrüblich«, sagte Miss Lingard schicklicherweise.
    »Wann sind Sie eigentlich hierher gekommen?«
    »Vor etwa zwei Monaten. Auf Empfehlung von Colonel Fotheringay vom Britischen Museum.«
    »War es für Sie schwierig, für Sir Gervase zu arbeiten?«
    »Eigentlich nicht. Natürlich musste man ihm einiges zugute halten. Aber das muss man, wie ich festgestellt habe, bei den meisten Männern.«
    Mit dem unbehaglichen Gefühl, dass Miss Lingard in diesem Augenblick auch ihm wahrscheinlich einiges zugute hielt, fuhr Major Riddle fort: »Ihre Arbeit bestand darin, Sir Gervase bei dem Buch, an dem er schrieb, behilflich zu sein?«
    »Ja.«
    »Was gehörte alles dazu?«
    Für einen Moment sah Miss Lingard richtig menschlich aus. Ihre Augen zwinkerten leicht, als sie erwiderte: »Wenn ich ganz genau sein will, gehörte es zu meinen Aufgaben, das Buch zu schreiben. Ich besorgte sämtliche Informationen, machte Notizen und ordnete das Material. Und später überarbeitete ich dann das, was Sir Gervase geschrieben hatte.«
    »Dazu war auf Ihrer Seite sicherlich eine Menge Takt erforderlich, Mademoiselle«, sagte Poirot.
    »Takt und Festigkeit. Man braucht beides«, erwiderte Miss Lingard.
    »Sir Gervase nahm Ihnen Ihre – Festigkeit nicht übel?«
    »Nein – überhaupt nicht. Natürlich redete ich ihm ein, dass er seine Zeit nicht mit allen Einzelheiten zu vergeuden brauchte.«
    »Ah ja – ich verstehe.«
    »Es war wirklich ganz einfach«, sagte Miss Lingard. »Mit Sir Gervase kam man ausgezeichnet zurecht, wenn man es verstand, ihn richtig zu nehmen.«
    »Jetzt, Miss Lingard, hätte ich gern erfahren, ob Ihnen etwas bekannt ist, das ein Licht auf diese Tragödie werfen könnte.«
    Miss Lingard schüttelte den Kopf.
    »Ich fürchte, dabei kann ich Ihnen nicht helfen. Praktisch war ich für ihn eine Fremde. Ich glaube, er war viel zu stolz, um mit irgend

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