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Paradies Pollensa

Paradies Pollensa

Titel: Paradies Pollensa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Vergiss nicht, viel an die frische Luft zu gehen.«
    »Heute bin ich sehr viel an der Luft«, sagte Joyce bitter. Sie erhob sich. »Nun, Tante Mary, ich muss weiter.«
    Wieder zurück – durch St. James’s Park hinauf zum Berkeley Square, dann Richtung Oxford Street und von dort die Edgware Road hinauf, an der Praed Street vorbei bis zu der Stelle, wo die Edgware Road etwas anderes zu werden überlegt. Dann abgebogen und durch mehrere kleine, dreckige Gassen zu einem ganz bestimmten, heruntergekommenen Haus.
    Joyce steckte den Schlüssel ins Schloss und betrat den engen, muffigen Hausflur. Sie rannte die Treppen hinauf bis ins oberste Stockwerk, wo sie vor einer Tür stehen blieb. Durch den Spalt unter dieser Tür waren Schnuppergeräusche zu vernehmen, augenblicklich gefolgt von freudigem Wimmern und Kläffen.
    »Ja, Terry, mein Schatz, Frauchen ist wieder da.«
    Sobald die Tür aufging, stürzte sich etwas Weißes auf die junge Frau: ein betagter Drahthaarterrier, recht struppig das Fell und verdächtig trübe die Augen. Joyce schloss ihn in die Arme und ließ sich mit ihm auf dem Fußboden nieder.
    »Terry, mein Schatz! Mein liebster, liebster Terry. Sei lieb zu deinem Frauchen, Terry, sei ganz lieb zu Frauchen.«
    Und Terry gehorchte, seine Zunge arbeitete fleißig, er leckte ihr das Gesicht, die Ohren und den Hals, und die ganze Zeit wedelte eifrig das Stummelschwänzchen.
    »Terry, mein Schatz, was sollen wir nur tun? Was soll aus uns werden? Oh! Terry, mein Schatz, ich bin so müde.«
    »Na dann, Miss«, erklang hinter ihr eine schroffe Stimme, »wenn Sie aufhören würden, diesen Hund zu knuddeln und zu knutschen, hätte ich hier eine schöne Tasse Tee für Sie.«
    »Oh! Mrs Barnes, wie freundlich von Ihnen.«
    Joyce raffte sich auf die Füße. Mrs Barnes war eine große, Respekt einflößende Frau. Hinter dem Äußeren eines Drachen verbarg sie ein unerwartet warmes Herz.
    »Eine gute Tasse Tee hat noch niemandem geschadet«, verkündete Mrs Barnes und fasste damit die allgemeine Geisteshaltung ihres Standes in Worte.
    Joyce nippte dankbar. Ihre Hauswirtin musterte sie verstohlen.
    »Glück gehabt, Miss? Oder Madam, sollte ich wohl sagen.«
    Joyce schüttelte den Kopf, ein Schatten lief über ihr Gesicht.
    »Ach!«, seufzte Mrs Barnes. »Ist wohl nicht gerade ein Glückstag heute.«
    Joyce schaute hastig auf.
    »Oh, Mrs Barnes, Sie meinen doch nicht…«
    Mrs Barnes nickte düster.
    »Doch – Barnes. Wieder ohne Arbeit. Was wir jetzt machen sollen… ich weiß es nicht.«
    »Oh, Mrs Barnes… ich muss… ich meine, Sie wollen bestimmt…«
    »Nun grämen Sie sich nicht, meine Liebe. Wobei ich nicht leugnen will, dass ich froh wäre, wenn Sie etwas gefunden hätten – aber wenn Sie nichts gefunden haben, haben Sie nichts gefunden. Sind Sie fertig mit dem Tee? Ich nehme die Tasse wieder mit.«
    »Noch nicht ganz.«
    »Aha!«, sagte Mrs Barnes vorwurfsvoll. »Sie wollen diesem verflixten Hund den Rest geben – ich kenne Sie doch.«
    »Oh bitte, Mrs Barnes. Nur einen kleinen Tropfen. Es macht Ihnen doch nichts aus, oder?«
    »Und wenn, würde es auch nichts nützen. Sie sind ja völlig verrückt nach diesem knurrigen Köter. Das sage ich Ihnen, genau das ist er. Heute Morgen hat er mich fast gebissen, ganz kurz davor war er.«
    »Aber nein, Mrs Barnes! Das würde Terry niemals tun!«
    »Angeknurrt hat er mich und die Zähne gefletscht. Dabei wollte ich nur gucken, ob bei Ihren Schuhen noch was zu retten ist.«
    »Er mag es nicht, wenn jemand an meine Sachen geht. Er denkt, er müsste sie bewachen.«
    »Was hat er denn groß zu denken, der Hund? Das ist überhaupt nicht seine Aufgabe. Ein Hund gehört an seinen Platz: an der Leine unten im Hof, um Einbrecher zu verjagen. Dieses ganze Geschmuse! Der Hund muss weg, Miss – das sage ich Ihnen.«
    »Nein, nein, nein. Niemals. Niemals!«
    »Ganz wie Sie wollen«, sagte Mrs Barnes, nahm die Tasche vom Tisch und die Untertasse, aus der Terry seinen Anteil geschlabbert hatte, vom Fußboden und stolzierte aus dem Zimmer.
    »Terry«, sagte Joyce. »Komm her und sprich mit mir. Was sollen wir bloß machen, mein süßer Schatz?«
    Mit Terry auf dem Schoß ließ sie sich in dem wackeligen Sessel nieder. Sie warf ihren Hut beiseite und lehnte sich an. Dann legte sie sich Terrys Pfoten rechts und links um den Hals und küsste ihn liebevoll auf die Nase und zwischen die Augen. Sie redete mit sanfter, leiser Stimme zu ihm und spielte dabei zärtlich mit seinen Ohren.
    »Was

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