Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Paradies Pollensa

Paradies Pollensa

Titel: Paradies Pollensa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
»Nicht gerade einen Groll, aber… ja, James erzählte mir heute Morgen, dass er ihn entlassen hat. Er hatte ihn beim Stehlen ertappt.«
    »Aha! Jetzt kommen wir der Sache näher. Jennings wäre ohne Empfehlung entlassen worden. Eine böse Sache für ihn.«
    »Sie sagten etwas von einer Uhr«, warf Laura Dwighton ein. »Da ist ja möglicherweise eine Chance, die Zeit genau festzulegen. James wird sicher seine Golfuhr in der Tasche gehabt haben. Könnte die nicht auch zerbrochen sein, als er nach vorn fiel?«
    »Das wäre eine Möglichkeit«, sagte der Oberst langsam. »Aber ich fürchte… Curtis.«
    Der Inspektor nickte, verließ das Zimmer und war kurze Zeit später wieder zurück. In der Hand hielt er eine silberne Taschenuhr mit einem Golfballmuster, in der Art, wie sie von Golfspielern mit den Bällen in der Tasche getragen werden.
    »Hier ist sie, Sir«, sagte er, »aber ich bezweifle, ob sie uns von Nutzen sein wird. Sie sind sehr robust, diese Uhren.« Der Oberst nahm sie und hielt sie ans Ohr. »Ich glaube, sie ist trotzdem stehengeblieben«, stellte er fest. Er drückte auf einen Knopf, und der Deckel sprang auf. Das Glas innen war zersplittert.
    Aufgeregt sagte er: »Sieh da!«
    Die Zeiger standen genau auf Viertel nach sechs.
     
    »Ein sehr guter Portwein, Oberst Melrose«, sagte Mr Quin. Es war halb zehn, und die drei Männer hatten gerade ein verspätetes Nachtmahl bei Oberst Melrose beendet. Mr Sattersway war besonders aufgeräumt.
    »Ich hatte doch Recht, Mr Quin«, kicherte er. »Sie können es nicht ableugnen. Sie sind heute Abend aufgetaucht, um zwei verwirrte junge Leute davon abzuhalten, ihren Kopf in die Schlinge zu stecken.«
    »Habe ich das?«, fragte Mr Quin. »Sicherlich nicht. Ich habe gar nichts getan.«
    »Wie es sich herausstellte, war es auch nicht nötig«, stimmte Mr Sattersway zu. »Aber es hätte sein können. Die Sache stand auf Messers Schneide. Ich werde niemals den Augenblick vergessen, als Lady Dwighton erklärte: ›Ich habe ihn getötet.‹ Ich habe niemals etwas auf der Bühne gesehen, was auch nur halb so dramatisch war.«
    »Ich bin durchaus geneigt, Ihnen darin zuzustimmen«, sagte Mr Quin.
    »Und ich würde auf keinen Fall geglaubt haben, dass solche Tragödien auch außerhalb eines Romans geschehen könnten«, erklärte der Oberst bestimmt das zwanzigste Mal an diesem Abend.
    »Passiert das denn?« fragte Mr Quin.
    Der Oberst starrte ihn an. »Ja, verdammt, heute Abend ist es passiert.«
    »Wohlgemerkt«, wandte Mr Sattersway ein, wobei er sich zurücklehnte und seinen Portwein schlürfte, »Lady Dwighton war großartig, ganz großartig, aber sie machte einen Fehler. Sie hätte nicht behaupten sollen, dass ihr Ehemann erschossen wurde. Desgleichen war Delangua ein Dummkopf, weil er nur aufgrund der Tatsache, dass ein Dolch auf dem Tisch vor uns lag, schloss, der Lord wäre erstochen worden. Es war ja nur bloßer Zufall, dass Lady Dwighton ihn mit herunterbrachte.«
    »War es das?«, fragte Mr Quin.
    »Wenn sie sich nun einfach dazu bekannt hätten, Sir James getötet zu haben, ohne zu sagen wie«, fuhr Mr Sattersway fort, »wie wäre dann wohl das Untersuchungsergebnis ausgefallen?«
    »Man hätte ihnen vielleicht geglaubt«, sagte Mr Quin mit einem seltsamen Lächeln.
    »Das Ganze war wirklich wie in einem Roman«, wiederholte der Oberst.
    »Daher haben sie ihre Idee bezogen, möchte ich behaupten«, sagte Mr Quin.
    »Möglicherweise«, stimmte Mr Sattersway zu. »Dinge, die man irgendwann einmal gelesen hat, kommen manchmal auf die seltsamste Weise wieder zurück.« Er blickte hinüber zu Mr Quin. »Natürlich sah die Uhr von Anfang an sehr verdächtig aus. Man sollte niemals vergessen, wie leicht man die Zeiger einer Uhr vorstellen oder zurückstellen kann.«
    Mr Quin nickte und wiederholte die Worte. »Vorstellen«, sagte er, und, nach einer Pause: »oder zurückstellen.« In seiner Stimme lag eine Herausforderung. Seine blitzenden dunklen Augen waren fest auf Mr Sattersway gerichtet.
    »Die Zeiger der Schreibtischuhr waren vorgestellt«, sagte Mr Sattersway. »Das wissen wir.«
    »Wissen wir das wirklich?«, fragte Mr Quin.
    Sattersway starrte ihn verwundert an. »Glauben Sie etwa«, fragte er langsam, »dass die Golfuhr zurückgestellt wurde? Aber das ergibt doch keinen Sinn. Das ist unmöglich.«
    »Unmöglich nicht«, murmelte Mr Quin.
    »Nein, aber doch absurd. Warum hätte dies geschehen sollen?«
    »Um jemanden zu decken, der für diese Zeit ein Alibi

Weitere Kostenlose Bücher