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Paradies Pollensa

Paradies Pollensa

Titel: Paradies Pollensa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Westentasche und zog einen gebogenen Glassplitter heraus.
    Dies war sein Auftritt.
    »Damit«, sagte er bedeutungsvoll, »werde ich einen Mann vor dem Tod retten.«

Ein Hundeleben

I
     
    D ie damenhafte Person im Arbeitsamt räusperte sich und sah die junge Frau ihr gegenüber über den Schreibtisch hinweg an.
    »Sie wollen die Stelle also nicht in Erwägung ziehen? Sie ist erst heute Morgen hereingekommen. Ein bezaubernder Landstrich Italiens, soweit ich weiß, ein Witwer mit einem kleinen Jungen von drei Jahren und einer älteren Dame, seiner Mutter oder Tante.«
    Joyce Lambert schüttelte den Kopf.
    »Ich kann England nicht verlassen«, sagte sie mit matter Stimme. »Ich habe meine Gründe. Ich wünschte, Sie könnten eine Tagesstelle für mich finden.«
    Ihre Stimme klang ein klein wenig brüchig – nur ein klein wenig, denn sie hatte sich im Griff. Aus dunkelblauen Augen sah sie die Frau vor sich flehentlich an.
    »Das macht es schwer; Mrs Lambert. Wenn Tagesgouvernanten gesucht werden, dann nur solche mit voller Qualifikation. Sie haben keine. Davon habe ich Hunderte in meinen Büchern – Hunderte.« Sie hielt inne. »Gibt es jemanden, den sie nicht allein lassen können?«
    Joyce nickte.
    »Ein Kind?«
    »Nein, kein Kind.« Ein leises Lächeln huschte über ihr Gesicht.
    »Nun, es ist bedauerlich. Ich werde mein Bestes tun, natürlich, aber…«
    Offensichtlich war das Gespräch beendet. Joyce erhob sich. Als sie aus dem stickigen Büro auf die Straße trat, biss sie sich auf die Lippe, um die Tränen zurückzuhalten.
    »Nicht weinen«, ermahnte sie sich streng. »Du bist keine Heulsuse. Du verlierst die Nerven – das ist es, du verlierst die Nerven. Die Nerven zu verlieren, hat noch niemandem genützt. Es ist noch früh am Tag, es kann noch so viel passieren. Für vierzehn Tage kann ich bestimmt bei Tante Mary unterkommen. Los, Mädchen, spute dich und lass deine gut situierten Verwandten nicht warten.«
    Sie nahm die Edgware Road, durchquerte den Park zur Victoria Street und betrat das Warenhaus Army Navy Stores. In der Lounge nahm sie Platz und sah auf die Uhr. Es war Punkt halb zwei. Fünf Minuten verflogen, dann rauschte eine ältere Dame mit einem Berg von Paketen in den Armen auf sie zu.
    »Ah! Da bist du ja, meine Liebe. Bitte entschuldige meine Verspätung. Die Bedienung im Restaurant ist auch nicht mehr das, was sie einmal war. Du hast natürlich schon gegessen?«
    Joyce zögerte einen Moment oder zwei, dann sagte sie leise: »Danke, ja.«
    »Ich esse immer um halb eins zu Mittag«, sagte Tante Mary und ließ sich mit ihren Paketen nieder. »Da ist es ruhiger und die Atmosphäre angenehmer. Die Curryeier hier sind fantastisch.«
    »Tatsächlich?«, sagte Joyce mit schwacher Stimme. Der Gedanke an Curryeier war fast zu viel für sie: der heiße Dampf, der von ihnen aufstieg, der köstliche Duft! Resolut schob sie diese Gedanken beiseite.
    »Du siehst angeschlagen aus, Kind«, sagte Tante Mary, die sich selbst einer komfortablen Figur erfreute. »Falle bloß nicht auf diesen neumodernen Unsinn herein, kein Fleisch mehr zu essen. Alles Firlefanz. Ein schönes Stück Braten hat noch niemandem geschadet.«
    Joyce biss sich auf die Zunge, um nicht zu antworten: »Mir würde es jetzt auch nicht schaden.« Wenn Tante Mary doch nur aufhören würde, über Essen zu sprechen. Erst Hoffnungen wecken, indem sie sich um halb eins mit ihr verabredete, und dann von Curryeiern und Bratenfleisch erzählen – grausam, grausam!
    »Nun, meine Liebe«, sagte Tante Mary. »Ich habe deinen Brief erhalten und mich gefreut, dass du mich beim Wort nehmen wolltest. Ich habe gesagt, ich würde dich jederzeit gern bei mir haben, und so wäre es auch – doch wie der Zufall so spielt, hat man mir ein sehr gutes Angebot unterbreitet, das Haus zu vermieten. Es war zu gut, um es abzulehnen, und die Leute bringen sogar ihr eigenes Geschirr und ihr eigenes Bettzeug mit. Für fünf Monate. Sie ziehen am Donnerstag ein, und ich gehe nach Harrogate. Mein Rheuma hat mir in letzter Zeit wieder Kummer gemacht.«
    »Verstehe«, sagte Joyce. »Das tut mir sehr leid.«
    »Wir müssen es also auf ein andermal verschieben. Aber ich freue mich immer, dich zu sehen, meine Liebe.«
    »Danke, Tante Mary.«
    »Du siehst wirklich angeschlagen aus«, sagte Tante Mary und musterte sie eingehend. »Und dünn bist du auch, kein Fleisch auf den Knochen, und was ist aus deinem bezaubernden Teint geworden? Du hattest immer eine so schöne gesunde Farbe.

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