Paradies Pollensa
hatte.«
»Herrgott noch mal«, rief der Oberst, »das ist die Zeit, zu der der junge Delangua mit dem Jagdhüter gesprochen haben will.«
»Darauf wies er uns sehr ausdrücklich hin«, sagte Mr Sattersway.
Sie sahen sich an mit dem unbestimmten Gefühl, als sei ihnen der feste Boden unter den Füßen weggezogen worden. Die Fakten dieses Mordes tanzten vor ihren Augen und nahmen neue und unerwartete Züge an. Und im Mittelpunkt dieses Kaleidoskops befand sich das dunkle, lächelnde Gesicht des Mr Quin.
»Aber in diesem Fall …«, begann Melrose, »in diesem Fall…« Mr Sattersway beendete geistesgewandt den Satz für ihn. »In diesem Fall ist alles genau umgekehrt. Es war ein Komplott, aber ein Komplott gegen den Kammerdiener. Aber das kann nicht sein. Es ist unmöglich. Warum haben die beiden sich dann selbst des Verbrechens beschuldigt?«
»Bis dahin haben Sie sie verdächtigt, nicht wahr?« Mr Quins Stimme klang sanft, fast verträumt. »Genau wie in einem Roman, haben Sie gesagt, Oberst Melrose. Und daher haben die beiden ihre Idee. Genau so würden der unschuldige Held und die Heldin handeln. Das verleitete Sie zu der Annahme, dass auch sie unschuldig sind. Mr Sattersway hat immer wieder betont, dass die ganze Geschichte wie ein Drama auf der Bühne wirkte. Sie hatten beide Recht. Es war keine Wirklichkeit. Das haben Sie immer wieder betont, ohne sich bewusst zu werden, was Sie da sagten. Die beiden würden uns eine glaubwürdigere Geschichte erzählt haben, wenn wir ihnen glauben hätten sollen.«
Die zwei Männer sahen Mr Quin hilflos an.
»Es wäre sehr schlau gewesen«, sagte Mr Sattersway langsam, »ja, es wäre teuflisch schlau gewesen. Ich habe gerade noch an etwas anderes gedacht. Der Butler sagte aus, dass er um sieben Uhr hineinging, um die Fenstertüren zu schließen – das heißt, dass er erwartete, sie stünden offen.«
»Auf diesem Weg kam Delangua hinein«, sagte Mr Quin. »Er tötete Sir James mit einem Schlag, und dann taten beide, was sie zu tun hatten…«
Ermutigend sah er Mr Sattersway an. Dieser begann zögernd die Szene zu rekonstruieren.
»Sie zerbrachen die Schreibtischuhr und legten sie auf die Seite. Ja. Sie verstellten die Taschenuhr und zerbrachen auch sie. Dann verschwand Delangua wieder durch die Fenstertür, und Lady Dwighton riegelte hinter ihm ab. Aber eins verstehe ich nicht. Warum haben sie sich überhaupt die Mühe mit der Taschenuhr gemacht? Warum haben sie nicht einfach nur die Zeiger der Schreibtischuhr verstellt?«
»Die Schreibtischuhr war zu auffällig«, entgegnete Mr Quin. »Dies hätte wohl jeder durchschaut.«
»Aber die Sache mit der Golfuhr war doch viel zu unsicher, denn hierauf stießen wir doch nur aus purem Zufall.«
»O nein«, sagte Mr Quin. »Erinnern Sie sich: Der Hinweis kam von der Lady.«
Mr Sattersway sah ihn fasziniert an.
»Und doch, wissen Sie«, fuhr Mr Quin gedankenverloren fort, »war die einzige Person, die diese Uhr nicht übersehen haben würde, der Kammerdiener. Kammerdiener wissen besser als jeder andere, was ihr Herr in der Tasche trägt. Wenn er die Schreibtischuhr verstellt hätte, würde er die Taschenuhr auch verstellt haben. Diese beiden jungen Leute verstehen nichts von der menschlichen Natur. Sie sind nicht wie Mr Sattersway.«
Mr Sattersway schüttelte den Kopf. »Ich habe mich gründlich geirrt«, murmelte er zerknirscht. »Ich nahm an, Sie wären gekommen, um die zwei zu retten.«
»Das habe ich auch getan«, entgegnete Mr Quin. »Nein, nicht diese zwei, sondern die beiden anderen. Vielleicht haben Sie keine Notiz von der Zofe genommen. Sie trug kein Gewand aus blauem Brokat und spielte keine Hauptrolle. Aber sie ist ein wirklich reizendes Mädchen, und ich glaube, dass sie diesen Jennings liebt. Ich hoffe, dass es Ihnen gelingen wird, ihren Liebhaber vor dem Galgen zu retten.«
»Wir verfügen aber über keinerlei Beweise«, sagte Melrose.
Mr Quin lächelte. »Doch, Mr Sattersway verfügt darüber.«
»Ich?« Mr Sattersway war erstaunt.
»Sie haben den Beweis«, fuhr Mr Quin fort, »dass die Golfuhr nicht in der Tasche von Sir James zerbrach. Man kann eine solche Uhr nicht zerbrechen, ohne dass man sie öffnet. Versuchen Sie’s einmal! Irgendjemand nahm die Uhr heraus, öffnete sie, stellte die Zeiger zurück, zerbrach das Glas, schloss sie wieder und steckte sie in die Tasche zurück. Dabei ist ihm entgangen, dass ein Glassplitter fehlte.«
Überrascht schrie Mr Sattersway auf. Schnell griff er in die
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