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Paradies

Paradies

Titel: Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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Jubel?
    Dies nicht zu wissen tat ihr körperlich weh, brannte in der Brust und ließ sie zittern.
    Sie biss die Zähne zusammen und starrte aus dem Fenster.
    Groß-mutter Groß-mutter, Groß-mutter Groß-mutter, Groß-mutter Groß-mutter.
    Stabilität und Liebe, wo wäre sie ohne beides geblieben? Die alte Frau war ihr Halt, ihre Verankerung in einer Wirklichkeit, die nicht aufhören wollte zu schwanken. Sie müsste eigentlich die Verantwortung für sie übernehmen, das war das Mindeste, was man von ihr verlangen konnte, aber sie hatte nicht die Kraft, sie wollte nicht. Sie schämte sich für diese Einsicht, kauerte sich auf dem Sitz zusammen, fror.
    Jetzt war sie doch endlich am Ziel. Ihr Studium, die Plackerei in der Lokalzeitung, die Hundejahre in der Nachtschicht, jetzt war es an der Zeit, die Ernte einzufahren. Sollte sie das alles aufgeben, um etwas zu tun, was eigentlich Aufgabe der Gesellschaft war?
    Aber war es wirklich die Aufgabe der Gesellschaft? Was sind wir einander schuldig?
    Der Zug ratterte, Schnee verschmierte die Scheibe. Als sie in Katrineholm ausstieg, war der Wind wesentlich stärker geworden.
    Das Unwetter schlug ihr wie mit einem harten Besen ins Gesicht.
    Das Gefühl von Ungerechtigkeit und Wut wuchs, warum gerade hier, gerade jetzt?
    Sie kämpfte sich vor, ging über den Bahnhofsvorplatz Richtung Trädgårdsgatan. Der Gegenwind ließ nicht nach, und es wurde schnell glatt. Das schlechte Wetter machte die Dunkelheit noch kompakter, alle Geräusche wurden ausradiert. Autos glitten mit schwachen Scheinwerfern und knirschenden Spikesreifen vorüber. Das Krankenhaus erhob sich schließlich viereckig und grau zu ihrer Rechten. Sie stolperte in den Eingang, klopfte sich ab, lehnte sich an die Wand und atmete auf. Zwei junge Frauen waren auf dem Weg nach draußen. Beide waren schwanger und trugen farbenfrohe Steppjacken.
    Annika wandte den Blick ab und tat, als hätte sie die beiden nicht gesehen.
    Lieber würde ich sterben, als in dieser Stadt zu leben.
    Langsam ging sie zur Station hinauf, sah die langsamen Stunden vor sich, das murmelnde Sprechen ihrer Großmutter über alles, was gewesen war, die harte Liege, auf der sie diese Nacht schlafen würde.
    Der Korridor lag im flatternd blauen Neonlicht verwaist vor ihr, ein Gespräch sickerte aus dem Schwesternzimmer, aber sie ging vorbei, ohne ihr Kommen anzumelden. Einige Türen standen einen Spalt weit offen, und sie hörte alte Menschen röcheln und husten. Die Tür zum Zimmer ihrer Großmutter war geschlossen, und als Annika sie aufzog, schlug ihr kühle Zugluft entgegen. Das Zimmer war dunkel, und die alte Frau lag in ihrem Bett. Annika ging zu ihr und schaltete die kleine Lampe am Kopfende ein. Das Licht fiel auf das gelbe Laken des Landschaftsverbands.
    Sie lächelte und hob die Hand zu einem Streicheln über die Wange der alten Frau.
    »Großmutter?«
    Die alte Frau lag auf dem Rücken. Annika sah ihr eingefallenes Gesicht und wusste es sofort. Es war zu still, zu weiß, zu schlaff.
    Dennoch berührte sie mit ihrer Hand die kalte und graue Haut.
    Der Stoß der Erkenntnis erreichte ihre Brust, dann ihr Gehirn und schließlich die Lungen, und dann schrie sie, schrie und schrie, die Krankenschwestern kamen, die Ärztin kam, sie schrie immer weiter.
    »Rettet sie, ihr müsst sie retten, Herzmassage, Elektroschocks, künstliche Beatmung, tut etwas, tut doch etwas…«
    Die Ärztin mit dem Pferdeschwanz tauchte mit ernstem Gesicht im Gegenlicht vor ihr auf.
    »Annika«, sagte sie, »Sofia Katarina ist tot.«
    »Nein«, schrie Annika. »Nein!«
    Sie wich zurück, etwas kippte um, sie sah es nicht. Alles versank im Chaos.
    »Annika…«
    »Sie müssen sie wiederbeleben, etwas tun, operieren…«
    »Sie ist im Schlaf gestorben, ruhig und friedlich, sie war sehr krank, Annika, es war vielleicht besser so…«
    Annika blieb stehen und starrte die Ärztin an.
    »Besser so? Spinnen Sie? Besser so? Sie haben sich nicht richtig um sie gekümmert, Sie haben sie hier einfach sterben lassen, sie schlecht gepflegt, bis sie gestorben ist, ich werde euch alle anzeigen, ihr Schweine…«
    Sie musste hinaus, musste fort und ging zur Tür. Leute standen ihr im Weg, sie machte kehrt, stieß mit einer Krankenschwester zusammen, und die Ärztin packte sie an der Schulter.
    »Annika, beruhigen Sie sich, Sie sind hysterisch, wir waren noch vor weniger als einer Stunde bei Sofia Katarina, da schlief sie ganz ruhig.«
    Annika riss sich los.
    »Sie kann nicht tot sein, sie

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