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Paradies

Paradies

Titel: Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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flüsterte er. »Du hast verloren.«
    Alle Geräusche waren versickert, die Menschen um sie herum skandierten stumme Parolen, die Zeit war stehen geblieben. Die Frau blieb regungslos stehen, wie gelähmt, atmete nicht.
    »Ich weiß, dass du es warst«, zischte er, und die Worte hallten in seinem Kopf wider.
    Er trat noch einen Schritt näher, starrte in ihr Haar hinab, glänzende Schattierungen in Blau, er hätte jetzt gerne ihr Gesicht gesehen. Die Waffe ruhte optimal am Übergang zwischen Nacken und Hinterkopf.
    »Bijeljina«, flüsterte er, »erinnerst du dich an Bijeljina?«
    Plötzlich verschwand der Druck gegen die Mündung der Waffe.
    Die Frau befreite mit einem Ruck ihren Arm und bewegte sich schnell durch die Menschenmenge, und es dauerte einen Moment, bis er hinterherstürzte. Beinahe wäre er über einen Kinderwagen gestolpert, aber er holte sie ein, das Adrenalin raste in seinen Adern, er drehte ihr den Arm wieder auf den Rücken, aber sie wehrte sich und war jetzt vorbereitet. Sie hatte eine Pistole in der Hand, die Leute stießen sie an, sie wurde zurückgedrängt, und er schlug ihr mit dem Pistolengriff auf die Finger, woraufhin sie die Waffe verlor. Eine Frau starrte sie erschreckt an, und er versuchte zu lächeln. Dann gelang es ihm, die Pistole wieder in ihrem Nacken zu platzieren, und er sah, dass ihr Mund sich bewegte. Er beugte sich vor.
    »Was hast du gesagt?«
    »Du kannst niemals gewinnen«, flüsterte sie. »Ich habe dein Leben zerstört.«
    Er sah sie von der Seite an, begegnete ihrem Blick.
    Sie lächelte.
    Etwas geriet in seinem Kopf und in seiner Hose außer Kontrolle.
    Er drückte ab, und sie fiel mit weit aufgerissenen Augen sanft in seine Arme. Er legte sie auf die Erde, stopfte die Waffe unter seinen Pullover und registrierte aus den Augenwinkeln erstaunte Blicke. Die Geräusche kehrten zurück, Türkei Terrorist, und er ging schnell in Richtung U-Bahn, riss sich Jacke und Handschuhe vom Leib, sobald er in der U-Bahn-Station war, drückte sie in einen Papierkorb und ging am anderen Aufgang wieder hinaus.
    Der Wagen glitt heran, sobald er bei Ahlens wieder auf der Straße auftauchte. Er setzte sich auf den Rücksitz, zog die Tür zu und zitterte am ganzen Leib. Der Fahrer fuhr bei Gelb los und bog rechts in die Klara Norra Kyrkogata. Es blieb ihnen nicht viel Zeit, bis die Absperrungen stehen würden. An der Olof Palmes Gata fuhren sie nach links, dann schnell nach rechts auf die Dalagatan und mit Vollgas bis zum Vanadisvägen. Dort angekommen, fuhren sie auf dem Hinterhof in die Garage hinunter und parkten. Kein Mensch war zu sehen.
    »Hat alles geklappt?«, erkundigte sich der Fahrer.
    Er öffnete die Tür und stieg aus, steckte sich eine Zigarette an und knallte die Tür wieder zu.
    »Sieh zu, dass du das Auto loswirst«, sagte er und ging zu den Aufzügen.
    Er musste sich umziehen, sonst brachte der Gestank ihn noch um.
    Die Nacht war ruhig verlaufen. Annika hatte auf einer Liege neben ihrer Großmutter tief und fest geschlafen und war kein einziges Mal wach geworden. Am Morgen schlief die alte Frau noch und musste zum Frühstück geweckt werden. Nach dem Essen nickte sie sofort wieder ein.
    Annika duschte und drehte ihre Unterhose auf links. Anschließend saß sie lange da und betrachtete ihre Großmutter, das friedvolle Gesicht, die Falten wie Wellen, der helle Flaum, den man auf ihren Wangen erahnen konnte. Der Mund war schief, und Annika wischte ihr von Zeit zu Zeit etwas Speichel aus dem Mundwinkel.
    Dann unternahm sie unruhige Wanderungen auf dem Korridor, rief ihre Mutter an, keine Antwort, ihre Schwester, auch nicht da.
    Sie trank Kaffee und warme Hagebuttensuppe aus einem Getränkeautomaten.
    Man muss sich um die Menschen kümmern, die man liebt.
    Beim Mittagessen versuchte Annika wieder, ihre Großmutter zu füttern, aber die alte Frau sagte, sie habe keinen Hunger.
    Der Nachmittag schleppte sich dahin. Sie trieb ein paar Zeitungen auf, konnte sich jedoch beim Lesen nicht konzentrieren. Das
Abendblatt
machte mit einem Artikel von Calle Wennergren auf.
    Er hatte eine Quittung gefunden, der man entnehmen konnte, dass eine Ministerin Schokolade mit ihrer Regierungskreditkarte gekauft hatte.
    Großer Gott, dachte Annika, da hat mal wieder jemand gezielt ein Gerücht gestreut, jemand, der findet, dass die Ministerin allmählich zu viel Macht bekommt, dass sie zu jung, zu hübsch, zu clever ist. Ein niedlicher kleiner Skandal lenkt dann von der Kernfrage auf dem

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