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Paradiessucher

Paradiessucher

Titel: Paradiessucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rena Dumont
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ohnehin stärker als ich, natürlich drücken Sie meinen Arm runter, wenn Sie wollen«, antworte ich nach dem Drama mit der Stulle und klopfe mir klug an die Stirn.
    »Nicht mit meinem kleinen Finger.«
    Er zeigt ihn, streckt ihn hoch, den kleinen Finger, wie ein Lehrer.
    »Wenn ich den Arm nicht halten kann, was ich mir nicht vorstellen kann, was heißt das dann?«
    »Du solltest die Banane schälen.«
    »Aha. Ein Hinweis darauf, dass ich Bananen schälen soll.«
    »Vielleicht.«
    »Herr Smrçek, das ist Quatsch. Das weiß ich selber«, lache ich und zwinkere dabei den Kindern zu.
    Es ist herrlich, die Kleinen zu beobachten, wie ernsthaft alle Themen von ihnen aufgenommen werden.
    »Du kannst es auch mit Zigaretten probieren.«
    »Hm.«
    Ich bekomme auf einmal kalte Füße, fühle mich ertappt, als wüsste er, dass ich heimlich rauche. Er schnorrt sich eine Camel auf dem Gang. Seine Wirbelsäule ist gekrümmt, er hat etwas Greisenhaftes, obwohl er von seinem Alter her noch einige Jahre Zeit hat.
    »Erst mal die Banane. Mach mal … streck den Arm aus.«
    Ich tue es. Spannung baut sich auf, alle Kinder verstummen, kreisen unbewusst mit ihren Zungen in den Mundhöhlen, während der Meister einen Zaubertrick zeigt. Langsam drückt Herr Smrçek mit dem kleinen Finger meinen angespannten Arm herunter, als wäre ich eine Marionette. Mein Arm ist willenlos, er gehorcht mir nicht. Die Zuschauer stehen still um uns herum, sperren die Münder noch weiter auf, starren. Es fällt mir schwer zu glauben, was ich gerade erlebe.
    »Noch mal! Wie ging das?!«
    Herr Smrçek drückt wieder meinen Arm runter, obwohl ich mich äußerst anstrenge. Keine Chance.
    »Wie geht das denn?« Ich ärgere mich über die Überrumpelung. Er hat immer recht.
    »Schäle die Banane, vielleicht hast du damit mehr Glück.«
    Smrçek lässt seine Augen über die Runde wandern wie ein Zirkusclown, der weiß, wie die Geschichte ausgeht, es aber nicht zeigt, quasi für die Kinder den Dummen spielt, um die Vorstellung noch spannender zu gestalten. Während ich mir die geschälte Banane vor die Brust halte, gelingt es Herrn Smrçek nicht, meinen Arm auch nur einen Millimeter zu bewegen, nicht mal, als er sich einen jungen Zuschauer zu Hilfe holt. Verblüffend. Ich habe den Arm eines Bodybuilders.
    Dasselbe Experiment machen wir mit der Camel. Dass meine Arme herunterhängen wie die nassen Flügel einer Fliege, muss ich nicht extra erwähnen. Herr Smrçek klopft sich vor Lachen auf die Schenkel. Das ist für mich jedoch kein Anlass, mit dem Rauchen aufzuhören, ich habe ja kaum angefangen.
    »Zigaretten sind auch für ungesunde Leute der Welt ungesund, Herr Smrçek, das kannst du dir schminken, Onkel Smrçek«, wendet ein Mädchen mit blonden Löckchen ein, die kleinen Händchen hochhaltend, wie es die Erwachsenen tun.
    Ihr S zischt entzückend zwischen ihren Milchzähnen. Das Mädchen genießt das Zischen, in jedem verwirrten Satz befinden sich eine Menge S. Es ist einmalig, ihm zuzuhören. Herr Smrçek streichelt es zärtlich am Kopf, die Symbiose offenbart sich.
    »Ja, da hast du recht, Ivanko. Sie sind auch für ungesunde Menschen ungesund.«
    Welch schöne, sinnlose Debatte. Ein altes Problem fällt mir ein, ich geniere mich, es anzusprechen, zögere einen Moment.
    »Herr Smrçek, wann gehen meine Bauchschmerzen weg, wenn ich … hm, ja, wenn, ich meine … wie soll ich sagen …«
    »Wenn du heiratest.«
    »Wenn ich heirate?«
    »Nachdem du ein Kind geboren hast.«
    Solche Ansagen fühlen sich entblößend und unangenehm an.
    »Sagt meine Mutter auch.«
    »Sie ist auch eine kluge Frau, Lenko.«
    »Hm.«
    Das ist ja blöd, das dauert sicher noch ewig, bis ich heirate, denke ich. Ich hab nämlich gar nicht vor zu heiraten.
    »Ich muss mich also damit abfinden, ein Leben lang Schmerzen zu haben«, maunze ich leise vor mich hin.
    »Herr Smrçek, darf ich Sie noch was fragen?«
    Die Tür wird rasant geöffnet, das Kind, das des Radieschenbrotes wegen gehen musste, stürzt herein. Es muss das Brot in Windeseile aufgegessen haben. Es sind nur wenige Minuten vergangen.
    »Was soll ich tun, damit ich eine gute Haut bekomme?«
    Die Kinder sind noch zu klein, die kennen noch keine Pickel, die mit ihren Pfirsichbacken. Unser Gespräch langweilt sie.
    »Verzichte auf Seife«, sagt dieser kleine, etwa vierzigjährige Mann.
    »Wie?«
    »Iiih, du wirst stinken. Lenka wird stinken!«, ruft eine kleine Göre in der Ecke.
    Plötzlich ist der Teufel los. Manche riechen an

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