Paraforce 4 - Die Blutsauger vom Drachenfels
Erkältung. Er musste häufig niesen und hatte das Gefühl, dass sich sein Körper gar nicht mehr richtig aufwärmte. Es kostete Lena alle Überredungskunst, Nils davon zu überzeugen, noch eine weitere Wache an der Weide abzuhalten. Wenn aber auch diesmal nichts geschah, war Schluss. Das hatte er sich fest vorgenommen.
Sarah sah er in diesen Tagen kaum, weil sie an der Pforte den Spätdienst übernehmen musste und er schlief, wenn sie frei hatte. Mehr als ein kurzes Gespräch beim Verlassen des Hotels war nicht drin. Als er ihr sagte, dass er heute die letzte Nacht auf der Wiese verbringen wollte, strahlte sie über das ganze Gesicht. Die junge Frau brauchte nicht auszusprechen, welche Beschäftigung sie Nils stattdessen empfehlen würde.
Im Gegensatz zu den drei vorangegangenen Nächten regnete es wenigstens nicht. Sein Stammplatz unter der Linde war trocken und er setzte sich mit dem Rücken an den Stamm des Baumes. Wie gewohnt hatte er das Nachtsichtgerät vor den Augen und richtete den Blick zum Drachenfels.
Kurz vor Mitternacht hatte Nils sich endgültig damit abgefunden, dass seine Wache an der Weide keinen Erfolg bringen würde. Wer auch immer hinter den Anschlägen steckte, hatte vermutlich von der Falle, die den Fledermäusen gestellt wurde, gehört. Einer der Bauern musste geplaudert haben. Da Nils aber wusste, dass es ihm seine Tante übel nehmen würde, wenn er jetzt abbrach, entschloss er sich, die Zeit bis zur Morgendämmerung abzusitzen.
Das Klingeln seines iPhones riss Nils aus dem Gedanken. Die angezeigte Nummer kannte er nicht. Seine Hoffnung, Sarah würde sich melden, erfüllte sich nicht.
»Sie müssen sofort kommen«, blaffte ihn eine aufgeregte Stimme an, als er abnahm.
»Wer ist da?«
»Hauser. Karl Hauser.«
»Was ist passiert?«
»Meine Scheune ist voller Fledermäuse«, schrie der Mann in den Hörer. »Die Biester haben es auf mein Vieh abgesehen. Ihre verdammte Falle hat nicht funktioniert. Ich will, dass Sie sofort hierherkommen und etwas unternehmen.«
»Ich bin in wenigen Minuten da.«
»Beeilen Sie sich.«
Nils raffte seine Sachen zusammen und lief zum Stadtrand, wo er den Golf geparkt hatte. Im Wagen hatte er einen Plan liegen, wie er die einzelnen Bauernhöfe der Gegend erreichen konnte. Karl Hauser wohnte ganz in der Nähe. Nils startete den Wagen und raste zu dem Landwirt, so schnell er konnte.
»Das wurde aber auch Zeit«, schrie Hauser Nils an und riss ihn fast aus seinem Wagen. »Die Bestien sind noch da und nehmen meinen ganzen Stall auseinander.«
Nils zögerte keine Sekunde. Er nahm zwei Kurzschwerter aus seinem Rucksack und stürmte an dem völlig verblüfften Hauser vorbei zum Stall. Dort wurde er vom panischen Muhen der Kühe begrüßt. Eine schwarze Wolke aus Fledermauskörpern schien die komplette Scheune auszufüllen. Wie ein Berserker stürzte sich Nils auf die Blutsauger und schwang die beiden Klingen von links nach rechts. In der Enge des Raumes konnten die Fledermäuse nicht ausweichen und Nils zerfetzte mehrere der Bestien mit seinen Schwertern. Aus dem Augenwinkel sah er drei reglose Kühe auf dem Boden liegen. Er kam zu spät.
Die Fledermäuse schienen ihr Werk beendet zu haben und wichen dem Kampf mit dem Paraforce-Agenten aus, den der sicher nicht ohne schwere Verletzungen überstanden hätte. Offenbar war es den Tieren wichtiger, das Blut in ihren Mäulern an die vorgesehene Stelle zu bringen. Wenige Minuten nach seinem Eintreffen waren die Angreifer verschwunden. Lediglich der Boden um Nils herum lag voller lebloser Fledermauskörper.
26
»Das haben Sie ja sehr gut hinbekommen«, schrie Hauser, als Nils die Scheune wieder verließ. »Da hätte ich meine Herde auch auf der Weide lassen können.
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