Paraforce 4 - Die Blutsauger vom Drachenfels
auch diesmal nicht tut. So ungewöhnlich der Fall sein mag. Noch bin ich mir nicht sicher, dass es sich hierbei um ein paranormales Phänomen handelt.«
»Worum sonst?«
»Auch wenn ich absolut keine Idee habe, wie. Ich denke immer noch, dass ein Mensch für die Überfälle verantwortlich ist.«
Mittlerweile hatten sie den Ort Königswinter erreicht und waren an der Bahnstation vorbeigegangen, von der aus die Touristen zum Schloss und der Drachenburg fahren konnten. Nils war überrascht, wie viele Besucher sich heute hier aufhielten. Immerhin war Donnerstag und die Hauptsaison war seit fast vier Wochen vorbei.
Als die beiden die Rezeption erreichten, stockte Nils einen Augenblick der Atem. Anstelle des alten, leicht dicklichen Mannes, der ihnen am Mittag mit mürrischem Blick die Zimmerschlüssel überreicht hatte, saß dort nun eine blonde Schönheit. Die gelockten Haare hingen locker bis auf die Schulter. Sie war braun gebrannt, hatte blaue Augen und Nils wünschte sich in diesem Moment sehen zu können, was sich unter der Portierskleidung abzeichnete.
»Wie kann ich Ihnen helfen?«, fragte die junge Frau und lächelte die beiden freundlich an.
»Zimmer 107 und 108«, sagte Lena, bevor ihr Neffe auch nur den Mund aufmachen konnte.
Nils hätte schon einige Dinge gewusst, bei denen ihm die schöne Blondine helfen konnte. Dabei konnte er allerdings auf Lenas Anwesenheit verzichten. »S. Ludwig« las er auf einem kleinen, goldenen Schild an ihrer Brust, als sie ihnen ihre Schlüssel reichte. Er würde sich den Namen merken.
»Kommst du mit oder willst du hier unten bleiben?«, fragte Lena grinsend und gab Nils einen leichten Stoß gegen die Schulter.
»Ich komme ja«, gab der zurück und folgte seiner Tante widerstrebend in Richtung Treppe.
»Die Kleine scheint dir zu gefallen«, stellte Lena fest, als sie ihre Zimmer erreichten. »Denk dran, dass wir nicht zum Vergnügen hier sind.«
»Schauen wird man ja wohl dürfen.«
»Solange du dich auf unsere Aufgabe konzentrierst, ja.«
Was du immer hast , dachte Nils und schloss die Tür zu seinem Zimmer auf. Nur weil Lena sich schon lange nicht mehr für das andere Geschlecht interessierte, hieß das nicht, dass er diesem Lebensstil folgen musste.
Und das hatte er ganz sicher nicht vor.
3
»Es wird Zeit, dass endlich etwas passiert«, sagte der Landrat und donnerte seine Faust auf den Tisch. »Die Leute in der Umgebung werden langsam unruhig und werfen den Behörden Unfähigkeit vor. Die Sache muss ein Ende finden.«
Lena und Nils saßen mit Wolfgang Soller und Herbert Grulich, dem Amtsleiter der Polizei des Kreises, im kleinen Sitzungssaal der Behörde, um den Fall zu besprechen. Landrat Soller hatte sich zunächst skeptisch gezeigt, als Magdalena Sommer sich und ihren Neffen als Mitarbeiter der Regierung vorstellte, musste sich dann aber von deren Ausweisen überzeugen lassen.
»Wir haben uns heute einen ersten Eindruck über die Lage verschafft«, erklärte Lena. »Sie können nicht erwarten, dass wir Ihnen sofort eine Lösung präsentieren. Ich kann Ihnen aber versichern, dass wir alles daran setzen werden, den Fall aufzuklären.«
»Das hat unsere Polizei auch versucht«, entgegnete der Landrat und warf Grulich einen skeptischen Blick zu.
»Was haben Sie denn bisher in Erfahrung bringen können?«, wandte sich Lena direkt an den Polizeichef.
»Nicht viel. Der heutige ist der vierzehnte Vorfall dieser Art. Das Muster war jedes Mal gleich. Drei bis vier tote Kühe lagen auf der Weide zwischen ihren Artgenossen. Niemand hat etwas gehört. Keiner hat etwas gesehen. Wir stehen vor einem Rätsel.«
»Es muss doch in der Zwischenzeit irgendeinen Hinweis gegeben haben«, sagte Nils überrascht. »Haben denn die Bauern nichts
Weitere Kostenlose Bücher