Paraforce 4 - Die Blutsauger vom Drachenfels
an derartige Schauermärchen. Sie liebte die Abgeschiedenheit und wollte sich von den Strapazen der vergangenen Semester erholen. Es dauerte nicht lange, bis sie merkte, dass in dem alten Gemäuer etwas nicht stimmte. Zunächst war nur ein nächtliches Heulen zu hören, das sie aber zunächst dem Wind zuschrieb. Dann drang ein fernes Schreien an ihre Ohren, das aus den Gewölben der Burg zu kommen schien.
Das Verwalterehepaar wollte dies als Hirngespinst abtun. Als Lena aber weiterhin behauptete, dass sie etwas gehört hatte, berichteten die beiden ihr, dass es sich um den Geist einer Baronin handelte, die vor dreihundert Jahren dort gelebt habe. Der Legende nach habe sie mehrere Menschen ermordet und sei zur Strafe in den Verliesen lebendig eingemauert worden. Lena blieb skeptisch und erklärte den beiden, dass es für alles eine natürliche Erklärung geben müsse.
Als sie schließlich in der Nacht das Gefühl hatte, bedroht zu werden und kaum noch Luft bekam, rief sie ihren Neffen an, der sofort nach Schottland reiste. Gemeinsam untersuchten sie den Keller der Burg und fanden schließlich einen geheimen Gang. Dieser führte sie zum Verlies, in dem die Baronin eingemauert worden war. Nils gelang es, ein Loch in die Wand zu schlagen, durch das sie in die Kammer stiegen. Dort fanden sie das Skelett zwischen ein paar verfaulten Holzresten. Durch einen schmalen Ritz in der Mauer gelangte Luft in das Verlies. Lena hatte das Gefühl, einen kalten Hauch zu spüren, dann war eine Stimme zu hören. Die Baronin bedankte sich für die Rettung ihrer Seele und verschwand endgültig.
Seit diesem Tag wussten Lena und Nils Sommer, dass es paranormale Phänomene gab. Auf einem Kongress in Paris lernte Lena Jacques Baptiste kennen. Durch ihn gelangte sie zu Paraforce und nahm ihren Neffen gleich mit. Magdalena Sommer wurde wissenschaftliche Mitarbeiterin und Nils absolvierte in den Staaten eine sechsmonatige Ausbildung zu einem Agenten der Einheit. Nach seinem Abitur hatte er davor vier Jahre bei der Bundeswehr zugebracht und ohnehin überlegt, wie seine weitere berufliche Zukunft aussehen konnte. Gegen den Willen seiner Eltern, die ihren Sohn lieber als Medizin- oder Jurastudent gesehen hätten, zog er zu seiner Tante und bildete mit ihr eine kleine Paraforce-Einheit.
Die beiden arbeiteten mit den höchsten Stellen der Regierung zusammen und machten sich dort sehr schnell einen Namen. Zwar wurden sie von den zuständigen Behörden oft belächelt, wenn sie einen Fall übernahmen; es hatte bisher aber kein Rätsel gegeben, das sie nicht hatten lösen können.
Nils lächelte, als er daran dachte, wie seine Mutter ihn davon überzeugen wollte, dass er eine vernünftige Ausbildung machen müsse. Sein Vater hatte ihm sogar vorgeworfen, dass er sein Leben wegwerfe, wenn er sich auf »die verrückten Ideen seiner Tante« einließe. Geändert hatte das aber nichts. Nils war glücklich mit seinem Leben und hatte seine Entscheidungen nie bereut.
Mittlerweile hatte sich der Platz vor der Ruine der Drachenburg geleert. Auch wenn die Sonne längst untergegangen war, sorgte der Vollmond dafür, dass er seine Umgebung erkennen konnte. Trotzdem nahm Nils die Datenbrille mit dem Nachtsichtgerät aus dem Rucksack. Er ging zur Plattform und ließ den Blick über den Rhein und das Tal schweifen. Etwas Ungewöhnliches sah er nicht. Er umrundete die Ruine alle fünfzehn Minuten und suchte die Umgebung dabei mit dem Nachtsichtgerät ab.
Plötzlich hörte der Paraforce-Agent ein Geräusch aus dem Wald unter sich. So leise wie möglich verließ er den Platz auf der Aussichtsplattform und kletterte auf die Ruine, um sich vor möglichen Besuchern zu
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