Paraforce 4 - Die Blutsauger vom Drachenfels
Gruppe passten, warteten Lena und Nils auf Eduard König.
Pünktlich um 15:00 Uhr trat der Führer vor die Gruppe, stellte sich als Eduard König vor und erklärte, dass der Rundgang durch Garten und Schloss etwa zwei Stunden dauern würde. Die drei Jugendlichen gaben ein genervtes Stöhnen von sich, schlossen sich den anderen aber an. Nils fragte sich, warum die Jungen, die er auf 15 bis 16 Jahre schätzte, überhaupt an der Führung teilnahmen. Sie sahen nicht so aus, als würden sie sich für das Schloss und seine Geschichte interessieren.
Auf dem Weg zum Schloss erklärte König, dass es in der Zeit von 1882 bis 1884 von einem Bonner Börsenmakler erbaut wurde. Auch wenn Nils von dem prunkvollen Bau durchaus beeindruckt war, hörte er auf der weiteren Führung kaum zu. Er hielt die Besichtigungstour nach wie vor für reine Zeitverschwendung. Lena dagegen schien großen Gefallen an dem Vortrag zu finden und klebte König förmlich an den Lippen.
Es kam Nils vor, als sei eine Ewigkeit vergangen, bis die Führung durch Garten und Schloss endlich vorüber war. Auch den drei Jugendlichen, die sich in den vergangenen zwei Stunden öfters abfällig über Königs Darstellungen geäußert hatten, war die Erleichterung deutlich anzusehen. Auf die Frage, warum sie überhaupt zum Schloss gekommen waren, hatten sie Nils erklärt, dass sie die Informationen für eine Hausarbeit brauchten.
»Ich empfehle Ihnen noch einen Besuch der Nibelungenhalle«, teilte König seiner Gruppe mit, nachdem er sie wieder zurück zum Ausgangspunkt geführt hatte. »Dort gibt es zahlreiche wertvolle Gemälde, die Siegfrieds Sieg über den mächtigen Fafnir zeigen. Durch das Bad im Blut des Drachen wurde die Haut des Helden unverwundbar. Von hier aus hat Siegfried seinen Weg nach Worms fortgesetzt und gelangte an den Hof seiner späteren Gattin Krimhild.«
Nils schaute König ins Gesicht und sah die Begeisterung in seinen Augen. Offensichtlich war er ein großer Freund der Nibelungensage und der Kunstwerke, die davon erzählten.
»Das sind doch Ammenmärchen«, sagte einer der Jugendlichen und schüttelte verächtlich den Kopf. »Kein normaler Mensch glaubt, dass dieser Drache jemals existiert hat. Diese ganzen Heldengeschichten sind der letzte Schwachsinn.«
»Da irrst du dich gewaltig«, entgegnete König mit versteinerter Miene. »Fafnir hat hier am Drachenfels gelebt und wurde von Siegfried in seiner Felsengrotte erschlagen.«
»Quatsch«, sagte der zweite Jugendliche. »Das erzählen Sie doch nur, damit wir uns diese blöde Halle anschauen. Versuchen Sie das bei Kindern. Wir sind zu alt, um Ihnen die Story abzukaufen.«
»Genau«, sagte der erste. »Am Ende bekommen Sie von denen noch Provision. Oder haben Sie die Bilder vielleicht selbst gemalt?« Die drei Jungen fingen nach diesen Worten laut an zu lachen. Nils war kurz davor, den Halbstarken ein paar warme Worte mit auf den Weg zu geben, sah aber, dass der Museumsverwalter, der mit hochrotem Kopf vor der Gruppe stand, bereits zu einer Predigt ansetzte.
»Das ist eine Unverschämtheit«, regte sich König auf und schaute den Jungen zornig an. »Ich verlange eine Entschuldigung.«
»Die könnten Sie sich in die Haare schmieren, wenn Sie noch welche hätten«, sagte der Jugendliche und lief zum Ausgang. »Kommt«, rief er seinen Freunden zu. »Der Alte hat sie doch nicht mehr alle.«
König wollte den Kerlen hinterherlaufen, doch Nils hielt ihn am Arm fest. »Lassen Sie es gut sein. Die Jungs sind es nicht wert, dass man sich die Finger an ihnen schmutzig macht.«
»Ich lasse nicht zu, dass jemand so mit mir spricht«, sagte Eduard König mit bebender Stimme und wehrte sich gegen den Griff.
Nils musste seine ganze Kraft aufwenden, um den Mann daran zu hindern, die
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