Paraforce 4 - Die Blutsauger vom Drachenfels
verstecken. Zu seiner Enttäuschung wurde es wieder still. Nils glaubte schon, sich geirrt zu haben, als er zwei flüsternde Stimmen hörte. Er schaute nach unten und sah ein Liebespaar, das Hand in Hand den Weg zur Ruine entlang ging. Das hatte ihm gerade noch gefehlt. Nils blieb nichts anderes übrig, als sich weiterhin versteckt zu halten. Er wollte nicht erklären müssen, warum er um diese Zeit allein hier oben herumlungerte. Jetzt konnte er nur noch hoffen, dass die beiden nicht die Nacht auf der Plattform verbringen wollten.
Zunächst sah es aber tatsächlich so aus, als würde es sich das Pärchen gemütlich machen. Sie saßen eng umschlungen auf einem Stein und ein Kleidungsstück nach dem anderen fand den Weg auf den Boden.
Das darf doch alles nicht wahr sein, dachte Nils und ergab sich seinem Schicksal. Er wäre jetzt auch viel lieber mit der schönen S. Ludwig an einem lauschigen Ort, als gezwungen zu sein, anderen dabei zuzuschauen, wie sie sich im Freien vergnügten. Die beiden schienen keinerlei Angst zu haben, dass man sie entdeckte.
Über eine Stunde später sagte das Mädchen schließlich, dass ihr kalt sei. Die beiden zogen sich an und machten sich endlich auf den Weg zurück ins Tal. Nils wartete noch zehn Minuten ab und begab sich dann wieder auf die Aussichtsplattform.
Es dämmerte bereits, als Nils weit entfernt eine schwarze Wolke sah, die über dem Land zu schweben schien. Er konzentrierte sich auf die Stelle und glaubte, dass es sich bei seiner Entdeckung um einen Vogelschwarm handelte. Bei dem Gedanken an die toten Kühe kamen ihm automatisch wieder die Fledermäuse in den Sinn. Er war sich fast sicher, dass er genau diese Tiere vor sich sah.
Nils dachte kurz darüber nach, ob er zu der Stelle gehen sollte, entschied sich aber dagegen. Der Schwarm war mindestens fünf Kilometer entfernt. Er würde ihn nicht erreichen können. Plötzlich verschwanden die Vögel aus seinem Sichtfeld. So sehr er sich auch bemühte, entdecken konnte er sie nicht mehr.
In den nächsten zwei Stunden tat sich nichts. Es wurde hell und Nils machte sich zermürbt auf den Rückweg. Es hatte ihm nicht wirklich etwas gebracht, die Nacht auf dem Drachenfels zu verbringen. Dennoch würde er dies so lange wiederholen, wie es notwendig war, wenn sie ansonsten keinen Hinweis auf die Blutsauger bekamen. Wenn es wirklich Fledermäuse waren, mussten sie irgendwo einen Unterschlupf haben. Nils nahm sich vor, diesen zu finden.
5
Als Hartmut Simon und Peter Siegmund die Sommers aufsuchten, saßen die gerade im Speisesaal des Hotels beim Mittagessen, welches für Nils auch gleichzeitig das Frühstück war. Der war gerade dabei, von seiner nächtlichen Entdeckung zu berichten, als die beiden Polizisten auftauchten.
»Wie viele?«, fragte Lena die Beamten, nachdem sie sich auf ihre Anweisung hin zu den beiden an den Tisch gesetzt hatten.
»Was meinen Sie?«, gab Simon zurück.
»Die Anzahl der toten Tiere. Was sonst?«
»Woher wissen Sie, dass wir welche gefunden haben?«
»Weshalb sollten Sie sonst zu uns kommen?«
Nils musste sich ein Lachen verkneifen. Seine Tante konnte sehr direkt sein, wenn sie etwas erreichen wollte. Für Smalltalk war sie dagegen völlig ungeeignet. Simon brauchte einen kurzen Augenblick, um sich zu sammeln, bevor er antwortete.
»Es sind drei Kühe. Sie wurden etwa fünf Kilometer von hier auf ihrer Weide gefunden. Wie die anderen Tiere waren sie absolut blutleer. Wenn Sie wollen, können wir Sie zum Fundort begleiten.«
»Das wird nicht nötig sein«, gab Magdalena Sommer zurück.
»Wie meinen Sie das?«, fragte Siegmund.
»Wenn es dort neue Erkenntnisse geben würde, hätten Sie uns doch sicherlich darüber informiert.«
»Selbstverständlich«, stimmte Siegmund Lena
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