Paraforce 4 - Die Blutsauger vom Drachenfels
zu.
»Demnach lohnt es sich für uns nicht, die Stelle zu besuchen. Wir werden dort nicht mehr sehen als gestern.«
»Ich verstehe Sie nicht«, sagte Simon irritiert. »Was wollen Sie denn stattdessen tun, um in dem Fall weiterzukommen?«
»Lassen Sie das mal unsere Sorge sein«, sagte Lena. »Wenn Sie neue Informationen haben, wären wir Ihnen natürlich dankbar, wenn Sie diese unverzüglich mit uns teilen würden.«
Die beiden Beamten sahen nicht sehr zufrieden aus, als sie sich erhoben, um den Speisesaal zu verlassen. Sie nickten den Sommers zum Abschied zu und gingen dann eilig zum Ausgang.
»Du warst nicht sonderlich freundlich zu den Männern«, sagte Nils grinsend.
»Ich mag es nun einmal nicht, wenn ich beim Essen gestört werde.«
»Noch ist es ja nicht kalt«, sagt Nils und schob sich ein Stück Braten in den Mund.
»Wie auch immer. Interessant finde ich, dass die Abstände zwischen den Vorfällen kürzer werden. Hast du denn etwas bemerkt?«
»Ich bin mir nicht sicher, glaube aber einen Vogelschwarm gesehen zu haben, bei dem es sich durchaus um Fledermäuse handeln könnte.«
»Das ergibt keinen Sinn.«
»Doch«, widersprach Nils seiner Tante. »Ich halte meine Theorie nach wie vor für möglich und das Auftauchen der Tiere würde dazu passen.«
»Ich kann mir nicht vorstellen, dass es einem Menschen gelingt, Fledermäuse so zu dressieren, dass sie Kühen das Blut aussaugen. Und selbst wenn, wäre die Frage, wozu?«
»Der Fall ergibt auch ohne Fledermäuse keinen Sinn«, entgegnete Nils. »Was sagt denn Jacques dazu?«
»Der kann sich ebenfalls keinen Reim auf die Sache machen. Wir haben es mit einem Phänomen zu tun, das selbst für die Maßstäbe von Paraforce ungewöhnlich ist.«
»Hast du einen Plan für den Tag?«
»Ja. Wir werden uns an Eduard König wenden. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter von Schloss Drachenburg und macht dort auch Führungen. Seine nächste beginnt um 15:00 Uhr. Wir werden daran teilnehmen und anschließend mit dem Mann sprechen. Er leitet das Museum für die Geschichte des Naturschutzes, das sich in der Vorburg zum Schloss befindet. Außerdem kennt er die Gegend und kann uns vielleicht einen Hinweis geben.«
»Glaubst du wirklich daran?«, fragte Nils skeptisch.
»Es ist ein schwacher Strohhalm, aber besser als nichts.«
6
Während Lena den Weg zum Schloss mit der Drachenfelsbahn zurücklegte, entschloss sich Nils zu Fuß zu gehen. Unterwegs kam er an der Nibelungenhalle vorbei. Er überlegte kurz, ob er sie besichtigen sollte, entschied sich dann aber dagegen. Er wollte seine Tante nicht länger als nötig warten lassen. Er würde ihr vorschlagen, dass sie sich den Ort gemeinsam anschauten. Lena erwartete ihn bereits am Eingang zum Schloss.
»Bin ich zu spät?«, fragte Nils überrascht und schaute auf die Uhr. Bis zur Führung waren noch zwanzig Minuten Zeit. Sie konnten also noch nichts verpasst haben.
»Nein«, sagte Lena. »Es ist nur nicht sonderlich spannend, alleine hier herumzustehen.«
Nils verzichtete darauf, seine Tante darauf hinzuweisen, dass sie ja ebenfalls hätte zu Fuß gehen können. Sie würde vermutlich entgegnen, dass in der Bahn auch noch Platz gewesen sei. So war es immer. Ging es um Kleinigkeiten, hatte Magdalena Sommer immer recht. Grundsätzlich. Nils hatte sich daran gewöhnt und machte sich gelegentlich einen Spaß daraus, Lena damit aufzuziehen.
Die beiden betraten eine Vorhalle, die noch ein ganzes Stück vom eigentlichen Schloss entfernt war. Auf der gegenüberliegenden Seite des Raumes gab es ein Drehkreuz, durch das man nur mit einer Eintrittskarte gelangen konnte. Lena löste die Tickets, die die Führung durch das Schloss enthielten. Gemeinsam mit vier älteren Paaren und drei Jugendlichen, die nicht so recht in die
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