Paraforce 4 - Die Blutsauger vom Drachenfels
sie so hier unten nicht erwartet hätten. Dafür, dass es hier keine Höhlen geben durfte, war diese Halle recht groß. Am anderen Ende sahen sie einen Gang, der tiefer in den Berg hineinführte. In der Mitte gab es einen Felsen, über den sie nicht hinweg schauen konnten. Bevor sie um ihn herum gingen, leuchtete Nils an die Decke. Sie fanden dort nicht eine einzige Fledermaus. Dennoch war beiden klar, dass sie sich auf dem richtigen Weg befanden. Sie waren sehr gespannt, was sie im hinteren Teil dieses Gewölbes finden würden.
»Das Versteck der Bestien ist auf jeden Fall nicht in diesem Gewölbe«, stellte Lena fest.
»Das glaube ich auch nicht. Ansonsten wäre hier alles voller Kot«, stimmte Nils seiner Tante zu.
Langsam umrundeten die beiden den riesigen Steinbrocken. Nils wunderte sich darüber, wie glatt der Boden war. Zwar gab es leichte Unebenheiten, richtige Stolpersteine lagen aber nicht im Weg. Er ließ den Strahl der Taschenlampe einmal im Kreis die Wand entlang streichen. Außer dem Gang, den sie schon von weiter hinten gesehen hatten, gab es nichts Besonderes. Erst als Nils zur Decke leuchtete, sah er dort eine schmale Öffnung, die in eine weitere Höhle führte. War das der Weg, den die Fledermäuse genommen hatten? Bisher zeigten sich die kleinen Blutsauger nicht.
»Leuchte mal links in die Ecke«, sagte Lena plötzlich. »Ich glaube, da ist etwas.«
Nils tat, wie ihm geheißen und richtete den Strahl der Lampe auf die angegebene Stelle. Dort spiegelte sich das Licht auf einer Flüssigkeit am Boden. »Ich glaube nicht, dass das Wasser ist«, sagte Nils.
Als sie näher herankamen, nahmen sie einen metallischen Geruch war. Sie sahen eine Grotte, die bis etwa eine Handbreit unter der Oberkante gefüllt war. Nils bückte sich und tauchte den Finger in das Becken ein. Als er ihn wieder herauszog, tropfte eine rote Flüssigkeit auf den Boden.
»Wir haben das Blut der Kühe gefunden«, sagte Nils und schaute seine Tante triumphierend an.
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»Hast du eine Erklärung dafür?«, fragte Lena ihren Neffen überrascht.
»Nein«, antwortete der. »Wer auch immer hinter den Fledermäusen steckt, wir haben seinen Unterschlupf gefunden.«
»Aber warum? Was will einer mit einer solchen Menge Rinderblut? Das müssen mindestens zweitausend Liter sein.«
»Vielleicht sogar mehr. Wir wissen nicht, wie tief die Grotte ist.« Nils stand auf und leuchtete rund.
»Was suchst du denn?«
»Wenn wir einen Stock oder etwas Ähnliches hätten, könnten wir die Tiefe messen.«
»Hier gibt es nichts, außer Steinen und diesem Becken. Mich würde im Moment viel mehr interessieren, warum das Blut nicht geronnen ist.«
»Entweder hat der Kerl irgendein Mittel hinzugegeben oder es hat einen magischen Hintergrund«, vermutete Nils. »Ich denke auch nicht, dass es Zufall ist, dass das Blut ausgerechnet hier gelagert wird.«
»Was schlägst du vor?«
»Ich denke, wir sollten warten, bis derjenige, der das Blut hier gesammelt hat, auftaucht. Nur so können wir herausfinden, wer hinter der Sache steckt und was genau seine Pläne sind.«
»Das könnte sehr lange dauern«, gab Lena zu bedenken. »Wenn die Fledermäuse zurückkommen, werden wir uns nur schwer wehren können.«
»Das ist leider wahr«, gab Nils zu. »In dem begrenzten Raum wird uns die Menge der Viecher erdrücken.«
»Wir könnten eine Kamera aufbauen«, schlug Lena nach einer Weile vor. »Dann verstecken wir uns in der Nähe im Wald und schlagen zu, wenn der Kerl zurückkommt.«
»Das wäre eine Möglichkeit. Blöd nur, dass wir keine Kamera dabei haben.«
»Das stimmt so nicht«, sagte Lena und griff in ihre Tasche.
Nils konnte sich ein leises Lachen nicht verkneifen. Er arbeitete jetzt seit vier Jahren mit seiner Tante zusammen und glaubte sie gut zu kennen.
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