Paraforce 4 - Die Blutsauger vom Drachenfels
Rucksack neben sich auf den Boden gestellt. Als er sich bückte, war kurz das Gesicht des Mannes zu erkennen. Nils konnte nicht glauben, wen er da vor sich sah. Auch wenn er seit der ersten Begegnung mit dem Kerl vermutete, dass er nicht mehr alle Tassen im Schrank hatte, überraschte es ihn jetzt doch, den Beweis dafür zu bekommen. Offensichtlich beabsichtigte der Mann, nackt in die Grotte mit dem Tierblut zu steigen. Dies wollte Nils nicht zulassen. »Was machen Sie da, Herr König?«, fragte er deshalb und war mehr als gespannt, welche Antwort der Mann ihm geben würde.
33
Der Museumsverwalter erstarrte für einen Moment und drehte sich dann ganz langsam um. »Sie haben mich also gefunden«, stellte er sachlich fest und schaute Nils und seine Tante, die mittlerweile ebenfalls hinter dem Felsen hervorgetreten war, niedergeschlagen an. »Warum konnten Sie nicht einfach Ruhe geben?«, fragte er dann. »Es ging doch nur um ein paar Kühe.«
»Was zum Henker treiben Sie hier?«, fragte Nils ärgerlich.
»Ist das nicht offensichtlich?«, gab König zurück. »Ich werde gleich in die Grotte mit dem Blut steigen und mein Leben damit für immer verändern.«
»Wozu soll das gut sein?«, fragte Nils irritiert.
»Ich werde dem Beispiel meines großen Helden folgen.«
»Wer soll das sein?«
»Sie haben mir wohl im Museum nicht richtig zugehört«, sagte König und schaute Nils böse an. »Ich spreche natürlich von Siegfried. Er ist durch das Bad im Drachenblut unbesiegbar geworden. Ich werde es ihm gleich tun.«
»Sie sind ein kranker Mensch«, sagte nun Lena. »Was wollen Sie mit diesem Unsinn erreichen?«
»Mir ist klar, dass Sie mich nicht verstehen«, antwortete König. »Und das müssen Sie auch nicht, weil Sie diese Höhle nicht mehr lebend verlassen werden. Mich kann niemand mehr aufhalten.«
»Was macht Sie da so sicher?«, fragte Nils herausfordernd. Er war kurz davor, sich auf den Museumsverwalter zu stürzen, zwang sich aber, den Mann reden zu lassen. Er musste ihnen sagen, wie er darauf kam, dass sein irrwitziger Plan funktionieren würde.
»Sie vergessen meine Helfer«, sagte König und griff nach dem Rucksack.
Bevor Nils eingreifen konnte, holte der Mann einen ovalen Stein hervor. Sofort erklang ein Rauschen über ihren Köpfen. Nils leuchtete nach oben und sah Tausende von Fledermäusen, die aus der Öffnung in der Decke strömten und sich an den Felswänden verteilten. Jetzt hatten Lena und Nils ein Problem. Wenn König die Blutsauger wirklich beherrschen konnte, würden sie es tatsächlich nicht schaffen, den Bestien zu entkommen.
»Ich habe Ihnen doch gesagt, dass Sie mich nicht aufhalten können«, sagte König triumphierend.
»Dann steigen Sie meinetwegen in das Blut«, entgegnete Nils. »Ich verstehe nur nicht, wie Sie darauf kommen, dass Sie dadurch wirklich unverwundbar werden können.«
»Wissen Sie, wo wir hier sind?«, fragte König listig.
»Im Drachenfelsen«, antwortete Nils.
»Sehr richtig. Sie wollten es mir bei der Führung im Schloss nicht glauben. Bereits da habe ich Ihnen gesagt, dass der germanische Held Siegfried in dieser Gegend den Drachen Fafnir getötet hat.«
»Das ist eine Sage«, hielt Nils dagegen und schüttelte den Kopf. »Selbst die Leute in der Nibelungenhalle glauben nicht daran, dass auch nur ein Wort dieser Legende wahr ist.«
»Das sind Ignoranten. Wie alle Menschen hier in der Gegend. Der Kampf hat in dieser Höhle stattgefunden. Genau hier in dieser Grotte, in der ich jetzt das Blut der Kühe gesammelt habe, nahm Siegfried seinerzeit das Bad im Drachenblut, um unverwundbar zu werden.«
»Das glauben Sie doch selbst nicht«, sagte Nils, dem das dumme Gerede des Mannes langsam auf die Nerven ging.
»Oh doch. Die Magie des Drachens wurde in der Grotte erhalten. Sie macht es
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