Paraforce 4 - Die Blutsauger vom Drachenfels
möglich, dass das Tierblut erhalten bleibt und nicht gerinnt. Das Ritual ist an keiner anderen Stelle möglich, aber wenn ich jetzt in die Grotte steige, werde ich für immer unverwundbar sein. Nicht einmal Feuer wird meinem Körper etwas anhaben können.«
»Der ist völlig verrückt«, flüsterte Nils seiner Tante zu und überlegte fieberhaft, wie er es schaffen konnte, mit Lena aus der Höhle herauszukommen, ohne dass sich die Fledermäuse auf sie stürzten.
»Woher wissen Sie das alles?«, mischte sich Lena in den Disput der beiden Männer ein.
»Wie gesagt, beschäftigte ich mich mein Leben lang mit den Nibelungen. Man hat mich ausgelacht, als ich anfing, in dieser Gegend nach der Drachengrotte zu suchen, und mir erklärt, dass es hier keine Höhlen gibt. Wie Sie sehen können, hatte ich aber von Anfang an recht. Ich fand die Aufzeichnungen des Zwerges Alberich, der damals für Siegfried den Hort mit dem Schatz bewachte.«
»Dann geht es Ihnen um den Schatz der Nibelungen«, warf Nils überrascht ein.
»Sie hören mir schon wieder nicht richtig zu«, entgegnete König ärgerlich. »Alberichs Werk enthält die Beschwörungsformel, die nötig ist, damit das Bad im Blut demjenigen, der es betritt, zur Unverwundbarkeit verhilft. Ich brauche keinen Schatz. Mit der Macht, die ich durch dieses Ritual erhalte, werde ich unbesiegbar. Ich kann mir alles nehmen, was ich will, und die Menschen werden vor mir erzittern.«
»Sie sind wahnsinnig«, sagte Nils und ging einen Schritt auf König zu. »Das wird niemals funktionieren.«
»Die Beschwörung der Fledermäuse hat auch funktioniert«, entgegnete König und grinste Nils böse an. »Wenn Sie auch nur einen Schritt näher kommen, wird sich der komplette Schwarm auf Sie stürzen.«
»Wie ist das möglich?«, fragte Nils.
»Beim Buch des Zwerges lag dieses Amulett.« König hielt den Stein hoch, den er vorher aus dem Rucksack geholt hatte. »Hiermit kann ich Tieren meinen Willen aufzwingen. So war es mir ein Leichtes, mir das Blut der Kühe zu besorgen. Und genauso einfach werde ich mithilfe der Fledermäuse jetzt euer Leben beenden. Sicher brennen meine kleinen Freunde darauf, ihre Artgenossen zu rächen, die von Ihnen getötet worden sind.«
Nils wusste, dass es jetzt wirklich brenzlig für ihn und Lena wurde. Er hörte das Rauschen über seinem Kopf und braucht nicht erst nach oben zu schauen, um zu wissen, dass die Blutsauger ihr Ziel anvisierten. Wenn ihm nicht schnell eine Lösung einfiel, waren sie verloren. König hatte gesagt, was er loswerden wollte. Die beiden Paraforce-Agenten waren ihm jetzt nur im Weg.
34
Mit dem Mut der Verzweiflung stürzte sich Nils auf König. Schon im Sprung spürte er die Zähne der Blutsauger wie kleine Nadelstiche im Nacken, am Hals und an der Kopfhaut. Auch Lena wurde von den Bestien attackiert. Nils hörte seine Tante schreien, konnte sich aber jetzt nicht darum kümmern.
König fühlte sich aufgrund seiner Bewacher offenbar sehr sicher und wurde von dem Angriff völlig überrascht. Nils gelang es, dem Museumsverwalter das Amulett aus der Hand zu schlagen. Sofort zogen sich die Fledermäuse kreischend an die Decke der Höhle zurück.
Nils sprang dem Amulett nach, hob es auf und ging ein paar Schritte von König weg, der ihn noch immer völlig überrascht ansah. Lena rappelte sich langsam wieder hoch. Der Angriff der Fledermäuse musste sie zu Boden gedrückt haben. Erleichtert sah Nils, dass ihr außer ein paar kleinen Bisswunden ebenfalls nichts passiert war.
»So schnell wendet sich das Blatt«, sagte Nils und ging wieder einen Schritt auf König zu. Er glaubte nicht, dass ihm der verwirrte Mann jetzt noch gefährlich werden konnte.
»Sie machen einen Fehler«, sagte König und sah Nils bittend an. »Wir könnten uns zusammentun. Ich habe
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