Paraforce 5 - Ihr Part, Amanda Harris
erstmalig persönlich auf Schloss Blackbury vorgestellt. Nach dem mysteriösen Vorfall mit ihren Eltern – sie verschwanden einfach spurlos – hatten Lord und Lady Weverly sich ihrer angenommen. Auf einem Ball der Windsors lernte die junge Amanda dann Roger Lord Montague of Lennox kennen. Gregory Montague gehörte dem Oberhaus an. Auch heute, schon achtzig Jahre, besaß er noch großen politischen und wirtschaftlichen Einfluss im Empire. Seine Millionen hatte er im internationalen Waffenhandel gemacht.
»Wenn ich’s nicht tue, macht es ein anderer. Jedenfalls kann ich kontrollieren, wem ich etwas verkaufe«, war seine stete Devise.
Roger hatte eine Waffen-Entwicklungsabteilung geleitet, bis … ja … bis zu diesem Flugzugabsturz über Bali.
Sir Miles seufzte. Der Secret Service vermutete einen Terroranschlag, weil sich auch Mitglieder des Verteidigungsministeriums unter den Passagieren befunden hatten.
Alle Ermittlungen verliefen allerdings im Sande.
Amanda versuchte auf eigene Faust die Sache aufzuklären und wurde dabei ungewollt zu einer Top-Ermittlerin. Wenn sie auch bei der Aufklärung des Todes von Roger nicht weiter kam.
In vielen Dingen erwies sie sich aber als Naturtalent.
Erneut schaute der Scotland-Yard-Chef nervös zum Telefon. Amanda war im Laufe der Zeit so etwas wie eine Tochter geworden.
Er zuckte zusammen, als das Telefon auf seinem Schreibtisch anschlug. Das Blinken der roten Lampe sagte aus, dass der Anruf aus dem internen Sicherheitskreis kam.
Es war Blackstone.
»Ich bekam gerade ein Päckchen per Sonderzustellung.«
»Und?«, fragte Sir Miles knapp zurück.
»Es enthält nur ein Foto. Es zeigt Harry. Vor … vor …«
Sir Miles’ Atem ging rasselnd.
»Blackstone! Lassen Sie sich nicht alles scheibchenweise aus der Nase ziehen!«
Am anderen Ende der Leitung vernahm man ein Räuspern.
»Harry steht vor dem explodierenden Parlamentsgebäude. Das eingespielte Datum verweist auf dem 3. September um 16 Uhr.«
Der Scotland-Yard-Mann schluckte. »Was soll das bedeuten?«
Blackstone fauchte: »Woher soll ich das wissen!?«
Einen Moment herrschte Schweigen. Dann knurrte Sir Miles: »Lassen Sie das Foto vom Labor untersuchen. Wo wurde der Umschlag aufgegeben?«
»Edinburgh. Gestern Morgen. Elf Uhr.«
Sir Miles schloss die Augen. Endlich sagte er: »All right. Setzen Sie ein paar Leute in Bewegung. Ich versuche, Amanda zu erreichen.«
Nachdem das Telefonat beendet war, ließ sich Sir Miles in seinen Schreibtischsessel gleiten. Er fuhr sich über die Augen.
Edinburgh!
Dort befand sich das Navy-Forschungsinstitut.
»Oh Gott!«, kam es über die Lippen des Yard-Mannes.
9
Seoul
Amanda Harris lenkte den Wagen über die einsame Landstraße. Einen Mercedes A – den Sally ihr auf Umwegen besorgt hatte. Die Agentin drehte die Straßenkarte etwas, die auf dem Beifahrersitz lag. Der Wagen besaß zwar ein Navi, aber es funktionierte nicht. Sie hatte aber im Seitenfach einer der Türen eine alte, verknautschte Karte entdeckt.
Das Dorf lag in einer Gegend, in der sich im wahrsten Sinne des Wortes Hase und Fuchs Gute Nacht sagten.
Als sie in das ärmlich wirkende Dorf einfuhr, wurde sie von zahlreichen Blicken neugierig verfolgt. Hier verirrte sich kaum ein Fremder hin. Amanda steuerte den Wagen durch einige schmale Gassen und hielt auf einen Platz zu, der das Zentrum des Ortes bildete.
Das Haus, das sie suchte, lag direkt vor ihr.
Die rassige Frau stieg aus und verschloss den Wagen sorgfältig. Durch eine Schar mehr oder weniger schmutziger Kinder bahnte sie sich einen Weg zur Haustür. Diese stand offen, wie meistens auf den Dörfern. Es roch nach abgestandenem Essen und Unrat.
Langsam stieg
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