Paraforce 5 - Ihr Part, Amanda Harris
entgegnete ein dicklicher Mann. »Aber Sally so einfach niederzumetzeln …«
Amandas Herz raste. Vorsichtig zog sie sich zurück. Sie würde später wiederkommen.
Sie suchte das Bahnhofscafé auf.
Nach der zweiten Tasse Kaffee hatte sie sich etwas beruhigt.
Hatte es sich um einen Racheakt gehandelt oder galt die Aktion eventuell ihr?
Sie zog das Handy aus der Umhängetasche und wählte eine geheime Nummer. Nach dem fünften Klingeln vernahm sie die vertraute Stimme von Sir Miles.
»Amanda! Verdammt! Weshalb melden Sie sich nicht?«
In der Stimme klang tiefe Sorge, aber auch Erleichterung mit.
»Ich hatte keine Gelegenheit. Halten wir es kurz. Ich möchte nicht geortet werden.«
»All right – ein weiteres Foto ist aufgetaucht und es hat den Eindruck, als gäbe es einen Maulwurf bei uns.« Er berichtete kurz, was er von Blackstone erfahren hatte.
»Das heißt«, versetzte Amanda dann, »jemand kennt meine Schritte hier.«
»Jedenfalls weiß jemand, dass Sie dort sind. Sie sollten erst einmal zurückkommen!«
Amanda runzelte die Stirn. Dann erklärte sie: »Vorher muss ich noch etwas überprüfen. Ich melde mich.« Damit unterbrach sie die Verbindung und schaltete das Handy aus.
Sie nahm einen Schluck Kaffee und dachte nach.
Sie entschloss sich, erst einmal Ches Expertise abzuwarten. Außerdem wollte sie dem Hotelzimmer einen erneuten Besuch abstatten. Vorher musste sie aber noch wissen, was mit Sally passiert war.
10
Seoul – vier Stunden später
Beinahe drohend wirkte die Fassade der Pension.
An der Eingangstür klebte das Polizeisiegel.
Amanda Harris schaute sich um. Drei Häuser weiter gab es eine Toreinfahrt. Sie beschloss, das Haus von der Rückseite zu betreten. Die Einfahrt führte auf einen mit überquellenden Mülltonnen bestückten Hinterhof. Es stank.
Hohe Mauern fassten den Hof ein. Amanda zog eine der Mülltonne an die linke Mauer heran. Vorsichtig stieg sie hinauf und tastete mit den Fingern die Mauerkrone entlang. Nein – hier gab es keine eingelassenen Glasscherben. Sie zog sich hoch und schaute im diffusen Licht einer Hinterhoflampe in einen verwilderten Garten. Das Haus von Sallys Pension wurde von diesem Grundstück nur durch einen Maschendrahtzaun getrennt.
Amanda benötigte nur kurze Zeit, bis sie vor der Kellertreppe der Pension stand. Hier war es stockfinster.
Im Schein der kleinen Stablampe schaute sie auf die ausgetretenen, schmutzigen Steinstufen. Die morsche Kellertür zeigte sich nicht versiegelt. Eine Nachlässigkeit.
Das Schloss ließ sich mit einem Draht rasch öffnen. Amanda wunderte sich wieder einmal darüber, dass Haustüren mit allem Schnickschnack gesichert wurden, dass man aber Hintertüren in der Regel dabei vergaß.
Durch einen schmalen Gang gelangte sie zu einer aufwärtsführenden Treppe. Eine Holztür versperrte den Weg, doch diese war unverschlossen.
Durch die Milchglasscheibe drang etwas Licht einer Straßenlaterne in den Raum mit der Rezeption. Amanda trat hinter den Tresen und schaute in das aufgeschlagene Buch. Sie ging nicht davon aus, dass alle Gäste sich hier eintrugen und wenn – dann sicherlich unter falschen Identitäten. Trotzdem stellte sie fest, dass zwei Amerikaner und ein Engländer dort verzeichnet waren. Erfahrungsgemäß blieben die Menschen immer bei falschen Namen innerhalb ihrer Nationalität.
Bei dem Engländer stutzte Amanda. Harold Fenner stand dort. Das Datum wies genau auf den Tag vor der Konferenz hin, die Harry Farnvers besuchen wollte.
Harry Farnvers … Harold Fenner …?
Amanda fuhr sich mit den Schneidezähnen über die Unterlippe. Es konnte Zufall sein … oder auch nicht.
Rasch durchsuchte sie noch die
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